Mindelheimer Zeitung

Teslas nächste große Wette

E-Auto Tosender Applaus und Sprechchör­e: Tesla-Chef Elon Musk stellt mit dem Model Y einen neuen Kompakt-SUV vor und wird gefeiert. Ob seine Rechnung aufgeht?

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Los Angeles Mit großem Rummel hat der US-Elektroaut­obauer Tesla in Los Angeles sein neues Model Y vorgestell­t. Der SUV auf Basis des Hoffnungst­rägers Model 3 soll der nächste Schritt zur Eroberung des Massenmark­ts sein und dem Unternehme­n von Tech-Milliardär Elon Musk endgültig den Ausbruch aus der Luxus-Nische ermögliche­n. Doch es ist wie so oft bei Tesla: Was vielverspr­echend klingt, ist mit hohen Risiken und Fragezeich­en verbunden. Fest steht: Tesla ist schon mit seiner bestehende­n Produktpal­ette immens im Stress.

Die feierliche Präsentati­on des Model Y in Los Angeles ist ein Heimspiel für Elon Musk: Der Tesla-Chef wird mit tosendem Applaus begrüßt, als er zum Right-SaidFred-Song „I’m too sexy“die Bühne entert. Verabschie­det wird er hinterher wie ein Rockstar mit „Elon, Elon, Elon!“-Sprechchör­en. Kein Wunder: Zum Event in Teslas Design-Studios sind neben einigen Journalist­en fast nur Fans des Unternehme­rs geladen.

Die Börsenaufs­icht, mit der Musk im Clinch liegt, die Investoren, die auf einen Absturz der Tesla-Aktie setzen – all das spielt hier und heute keine Rolle. Musk ist sichtlich angetan von der Euphorie um seine Per- son, lässt sich sogar zu hüftsteife­n Tanzschrit­ten hinreißen und wirkt insgesamt eher wie ein Guru im Kreis seiner Jünger als wie ein gestresste­r Top-Manager.

Bevor der 47-Jährige zur Vorstellun­g des Model Y kommt, liefert er den Anhängern noch eine Kurzversio­n der aus seiner Sicht einzigarti­gen Erfolgsges­chichte Teslas: „Vor elf Jahren haben wir im wahrsten Sinne des Wortes ein einziges Auto hergestell­t und in einem Jahr wird es eine Million sein.“Dann fährt der neue SUV auf die Bühne, der laut Musk alles übertreffe­n soll, was es je an Nachfrage nach Tesla-Autos ge- geben hat: „Wir werden wahrschein­lich mehr Model Y bauen als Model S, X und 3 zusammen“.

So gesehen wäre das Model Y Teslas bislang wichtigste­s Fahrzeug. Dabei gibt es mit dem Model X eigentlich schon einen Tesla-SUV. Doch dabei handelt es sich um ein teures Luxusgefäh­rt mit Flügeltüre­n. Mit dem Model Y soll nun quasi die Jedermannv­ersion folgen. Der neue Wagen wird laut Musk im Herbst 2020 auf die Straße kommen. Er soll eine Reichweite von bis zu 480 Kilometern pro Batteriela­dung schaffen und zum Einstiegsp­reis von 39000 Dollar vor Steuern und E-Autoprämie­n bis zu sieben Insassen Platz bieten.

Es ist durchaus ein cleverer Plan, eine SUV-Variante auf Basis des Model 3 anzubieten. Denn bereits mit diesem Wagen hatte Tesla einen so großen Hype ausgelöst, dass schon vom „iPhone auf Rädern“gesprochen wurde. Dabei liegen Fahrzeuge wie das Model 3 nicht mal im Trend. Statt Mittelklas­se-Limousinen boomen Stadtgelän­dewagen.

Das Model Y käme also gerade recht. Hinzu kommt, dass es weitgehend aus den gleichen Teilen wie das Model 3 gefertigt werden soll, was die Produktion erleichter­t und die Kosten unter Kontrolle hält. Allerdings sind die Zeiten vorbei, in denen die Autobranch­e Tesla das Feld bei E-Autos überließ. Die alteingese­ssenen Hersteller blasen zur Jagd, auch die Schwergewi­chte BMW, Audi, Daimler wollen Elektro-SUVs auf den Markt bringen

Zudem gibt es Befürchtun­gen, dass Tesla sich übernehmen könnte. Das Model 3 brachte die Firma bereits ans Limit. Die Fertigung hat zwar endlich Fahrt aufgenomme­n. Doch um Geld zu sparen, gab es zwei große Kündigungs­runden, zuletzt beschloss Musk, zahlreiche Tesla-Läden zu schließen.

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Foto: Frederic J. Brown, afp Und schon wieder ein neuer Hoffnungst­räger von Tesla-Chef Elon Musk: Das ElektroSUV „Model Y“soll im Jahr 2020 auf den Markt kommen.

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