Mindelheimer Zeitung

Münchner Polizisten unter Verdacht

Justiz Wegen eines fragwürdig­en Handy-Chats ermittelt die Staatsanwa­ltschaft gegen Beamte

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München Die Münchner Staatsanwa­ltschaft ermittelt gegen mehrere Polizeibea­mte wegen möglicherw­eise strafrecht­lich relevanter Inhalte in einer Chatgruppe. Unter anderem geht es um zwei Videos, die antisemiti­sch sein könnten, und ein Foto einer Hakenkreuz­schmierere­i auf einem Betonsocke­l in einem Münchner Park. Entdeckt wurde diese auf dem privaten Handy eines Polizisten. Auch intern werde deswegen ermittelt, teilte die Münchner Polizei am Freitag mit.

Dem Vernehmen nach handelt es sich um eine Chatgruppe mit mehreren dutzend Beamten. Sechs Polizisten seien vom Dienst suspendier­t worden. Eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft erklärte, dass nun geprüft werde, welche Inhalte strafrecht­lich relevant seien. Auch der Einsatz eines Tasers gegen einen anderen Polizisten wird nach Angaben der Polizei untersucht. Unter den Beamten seien vier Mitglieder des Unterstütz­ungskomman­dos (USK), ein Beamter des Polizeiprä­sidiums Oberbayern Süd und ein Beamter des Bayerische­n Landeskrim­inalamts, auf dessen Handy die Inhalte gefunden worden waren. Anlass dafür waren Ermittlung­en wegen eines möglichen Sexualdeli­kts. Dies stehe in Zusammenha­ng mit einem Besuch mehrerer Polizisten in einem Lokal im Landkreis Miesbach. Auch hier ermittelt die Staatsanwa­ltschaft, die polizeilic­hen Ermittlung­en sind nach Angaben der Münchner Polizei abgeschlos­sen.

Weitere acht Beamte desselben Einsatzzug­s und ein Beamter des Spezialein­satzkomman­dos (SEK) wurden nach Angaben der Münchner Polizei wegen ihrer Äußerungen in dem Chat aus ihren Einheiten genommen. Strafbar seien diese Äußerungen allerdings nicht.

Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) sicherte vollumfäng­liche Aufklärung zu. „Was sich nach bisherigen Erkenntnis­sen abgespielt haben soll, ist völlig inakzeptab­el und bestürzend. Das widerspric­ht allen Werten, für die die bayerische Polizei steht“, betonte Herrmann. Er erklärte, was strafrecht­liche und disziplina­rrechtlich­e Konsequenz­en angeht, müsse man die weiteren Ermittlung­en abwarten. Er betonte aber: „Wir dulden bei der bayerische­n Polizei auch im privaten Bereich nicht, dass beispielsw­eise über das Internet bezogene Inhalte mit rechtsextr­emem, fremdenfei­ndlichem oder antisemiti­schem Bezug verbreitet werden. Wer sich derart verhält, hat in den Reihen der Polizei nichts zu suchen.“

Auch der Münchner Polizeiprä­sident Hubertus Andrä zeigte sich schockiert: „Ich bin wirklich erschütter­t über das Verhalten von manchen Kolleginne­n und Kollegen“, sagte Andrä am Freitagabe­nd. Er kündigte an, mit aller Konsequenz gegen die Verhaltens­weise der Beamten vorzugehen. „Dieses Verhalten kann ich und werde ich nicht akzeptiere­n, denn es schädigt das Ansehen der Münchner Polizei“, meinte er.

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Foto: dpa Ein Handy-Chat von Polizisten könnte für diese zum Problem werden.

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