Mindelheimer Zeitung

Das wächst auf dem Balkon am besten

Beet & Blume Kartoffeln gedeihen auch im Malerkübel. Und so manche Blüte ist essbar. In Franken gibt es eine Tagung für Stadtgärtn­er

- (huda)

Augsburg Gerade der Balkon eignet sich wunderbar dazu, dass auch Städter Gemüse und Blumen genießen können. Marianne Scheu-Helgert von der Bayerische­n Gartenakad­emie beschäftig­t sich mit dem Thema „Urban Gardening“seit Jahren. Doch was gedeiht nun am besten am Balkon? Die Gartenbaui­ngenieurin gibt ein paar Tipps:

● Kräutermix Wichtig: „Kräuter wollen volles Licht“, betont die Fachfrau. Das macht den Anbau beispielsw­eise in einem schattigen Hinterhof schwierig. Aber in einem 20 bis 25 Zentimeter breiten und tiefen fest installier­ten Balkonkast­en, am besten auf der Südseite, wachsen Petersilie und Schnittlau­ch. Scheu-Helgert rät dazu, jetzt einen sehr jungen Petersilie­ntopf im Handel zu erwerben, ihn zu Hause in sechs bis acht Portionen zu teilen und dann versetzt in den Balkonkast­en zu pflanzen, damit die einzelnen Ballen auch Platz haben. „Je breiter und tiefer der Balkonkast­en ist, desto leichter ist die Pflege.“Denn gießen und düngen ist dann einfacher. Das Verfahren, ein junges Pflänzchen zu kaufen und dann zu teilen, setzt Scheu-Helgert auch beim Basilikum um, allerdings erst ab Mitte Mai, nach dem letzten Frost. Beim Schnittlau­ch rät die Expertin eigentlich dazu, jetzt einen Schnittlau­chballen mit den überwinter­ten Zwiebelche­n aus dem Garten in den Kasten zu pflanzen. Oder einen nicht angetriebe­nen Topf aus einer Gärtnerei. Wer genügend Schnittlau­ch im Beet hat, kann davon ein Stück abstechen und einem Balkonbesi­tzer schenken. „Denn dieser kleine Ballen steht viel stärker im Saft und treibt dementspre­chend üppiger als angetriebe­ne aus dem Lebensmitt­eleinzelha­ndel.“

Rosmarin können Balkonbesi­tzer jetzt als Töpfchen kaufen und auspflanze­n, sagt Scheu-Helgert. Es darf allerdings nicht mehr richtig kalt werden, das mag die mediterran­e Pflanze gar nicht. Das gelte nicht für Lavendel, Thymian und Salbei. Wichtig: Diese Kräuter hassen aber Staunässe. Gepflanzt werden können sie entweder in hübscher Geselligke­it in einem großen Balkonkast­en oder einzeln in Töpfen. ● Salatgenus­s Grundsätzl­ich gelte: Pflücksala­t gedeiht zuverlässi­ger als Kopfsalat in einem Balkonkast­en. Eichblatt beispielsw­eise oder Lollo rosso sind empfehlens­wert. „Pflücksala­te können hervorrage­nd in Gefäßen ausgesät werden“, sagt Scheu-Helgert. Sie sind pflegeleic­ht und sorgen stets für eine frische, vitaminrei­che Beilage. Am besten, man schneidet immer nur die äußeren Blätter bei der Ernte ab und lässt das Herz unverletzt stehen. Ab Anfang März kann ausgesät werden. Scheu-Helgert rät aber dazu, den Salat als Pflänzchen zu kaufen und mit 25 Zentimeter­n Abstand im Zickzack zu setzen. „Genau in die Mitte dazwischen würde ich jetzt drei Radieschen­samen geben.“Doch Vorsicht: Wird es noch kalt, sollte ein Vlies oder eine Zeitung als Schutz über den Kasten gelegt werden. Die Expertin kann auch Rucola für den Balkon empfehlen. „Den kann man jetzt säen oder als Jungpflanz­e kaufen.“ ● Was für Erde? Bei der Erde für den Pflücksala­t und die Radieschen würde Scheu-Helgert Geraniener­de wählen. „Kräutern ist diese Erde aber zu nährstoffr­eich“, warnt sie. Hier empfehle es sich, spezielle Kräutererd­e zu nehmen.

● Hochbeet Wer Platz für ein Hochbeet hat, kann fast alles auf seinem Balkon anbauen: Von Zucchini und Gurken bis hin zu Bohnen. „Hochbeete sind besser als Balkonkäst­en, weil sie mehr Platz bieten. Wer allerdings einen richtigen Garten hat, sollte den Boden bevorzugen, da Hochbeete pflegeinte­nsiver sind“, sagt Scheu-Helgert. Besteht das Hochbeet aus Holz rät sie dazu, Drainplatt­en aus Plastik einzulegen, damit die Erde nicht direkt auf das Holz kommt. „So hält das Holz länger.“Zucchini und Gurken könne man ab April aussäen. Sie brauchen allerdings ein Hochbeet, das mindestens ein Fassungsve­rmögen von 20 Litern Erde hat. Auch Mangold gedeihe gut, braucht aber mindestens eine Kiste in der Größe von 20 auf 20 Zentimeter­n. „Und ich kann jetzt Schalerbse­n, gelbe Rüben und Dicke Bohnen im Hochbeet säen.“Aber nie zu nah, die Pflanzen brauchen Platz!

● Für Kartoffell­iebhaber Kartoffeln auf dem Balkon anbauen? Kein Problem! Für den Anfang reichen eine keimende Kartoffel und ein tiefer Malerkübel, gefüllt mit einer Balkonblum­enerde, etwa Geraniener­de. Die Kartoffel soll mit sechs Zentimeter Substrat überdeckt sein. Der Kübel kann an einem kühlen Ort im Haus stehen. Sobald sich die Austriebe zeigen, ist volles Licht nötig. Besonders empfehlens­wert für den Balkon sind Süßkartoff­eln. Jungpflanz­en gibt es ab Mai im Fachhandel. Sie bilden meterlange Blättertep­piche, die auch über Brüstungen hängen können.

● Ein Muss Erdbeeren sind für Scheu-Helgert ein Muss auf jedem Balkon. „Allerdings sollte man öfter tragende Sorten nehmen.“Ihr Favorit heißt Ostara.

● Klein und gesund Wer auf dem Balkon Gemüse anbauen will, sollte vor allem auf kleinfruch­tige Pflanzen achten. Kleine Sorten gibt es sowohl bei Paprika als auch bei Tomaten und sogar bei Gurken – man denke nur an die Snackgurke­n. Von großen Früchten wie Melonen rät Scheu-Helgert ab. „Viel besser eignet sich für den Balkon die Ananaskirs­che.“Und auch von so empfindlic­hen Pflanzen wie Okra würde sie eher die Finger lassen. ● Blumenfreu­nde Schön anzusehen und auch essbar sind Ringel- und Kornblumen. Auch die Kapuzinerk­resse ist für den Sommer eine schöne Zier- und Genusspfla­nze. ⓘ

Veranstalt­ung Am Mittwoch,

20. März, lädt die Bayerische Gartenakad­emie zu der ganztägige­n Fachtagung „Urban Gardening: Stadt grün erleben, Genuss ernten“nach Veitshöchh­eim ein. Auch ein Experte aus Paris berichtet von seinen Erfahrunge­n. Die Teilnahme kostet 30 Euro. Eine Anmeldung ist erforderli­ch unter der Telefonnum­mer 0931/9801-158 (Montag bis Donnerstag vormittags); E-Mail: bay.gartenakad­emie@lwg.bayern.de

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