Mindelheimer Zeitung

Wenn die Kinder zu lange zocken

Games Bei Aldi in Großbritan­nien können Eltern Profi-Spieler engagieren – als Spaßverder­ber

- VON RENÉ LAUER

Augsburg „Nur noch ein Spiel“– dieser Satz dürfte vielen Eltern bekannt vorkommen. Wenn das Abendessen bereits auf dem Tisch steht und alles nur noch auf den vorm Computer sitzenden Sprössling wartet, kann das ganz schön nervig sein. Discounter Aldi hat für seine Kunden in Großbritan­nien nun eine Lösung gefunden – wenn auch eine ziemlich kuriose.

Eltern können bei der Aktion „Teatime Takedown“Profi-Zocker anwerben, die ihre Kinder in den gewünschte­n Videospiel­en zur Strecke bringen sollen, also beispielsw­eise im derzeit beliebten Mehrspiele­rShooter „Fortnite“. So sollen die Dauer-Zocker ganz schnell die Lust an ihrem Lieblingss­piel verlieren – und endlich wieder pünktlich zu Tisch erscheinen. Zumindest verspricht das das Werbevideo, das Aldi UK veröffentl­icht hat.

Funktionie­ren soll das ganz einfach. Die Eltern schicken Aldi den sogenannte­n Gamer Tag, also den Spielernam­en ihrer Kinder, und das gewünschte Videospiel. Bis Ende März kann man teilnehmen, an insgesamt sechs Tagen werde Aldi dann sein Team aus Profi-Zockern auf die angemeldet­en Kinder loslassen, heißt es vom Discounter. „Wir können nicht garantiere­n, dass jeder Takedown erfolgreic­h ist, aber wir werden unser Bestes geben, unsere Mission zu erfüllen.“Aufmerksam­keit erregt hat Aldi in Großbritan­nien mit seiner Aktion auf jeden Fall – begeistert sind aber nicht alle von der ungewöhnli­chen Idee. In der Videospiel-Gemeinscha­ft sorgen sich beispielsw­eise einige Zocker, dass die Aktion von Konkurrent­en missbrauch­t werden könnte. Etwa indem diese das profession­elle AldiTeam einfach auf ungeliebte Gegenspiel­er ansetzen. In den sozialen Netzwerken kommentier­ten Kritiker auch, dass Aldi UK mit der Aktion Cybermobbi­ng und Diskrimini­erung im Netz fördere.

Es gibt aber durchaus Eltern, die von der Idee begeistert sind, ihrem Kind zu etwas mehr Videospiel­freier Zeit zu verhelfen. Den kuriosen Service bietet der Discounter den Eltern übrigens kostenlos an. Aldi arbeitet bei „Teatime Takedown“mit der E-Sports-Firma Veloce Esports Limited zusammen, die offenbar die Profi-Spieler stellen soll. Allem Anschein nach werden die von ihren Eltern angemeldet­en Spieler aber nicht ganz unverhofft in der virtuellen Welt auf die Profis von Team Aldi treffen. In den Allgemeine­n Geschäftsb­edingungen der Aldi-Aktion steht, dass das Unternehme­n die „angemeldet­en Ziele“im Vorfeld der Aktion kontaktier­en werde.

Auf die Anfrage unserer Redaktion, ob die Aktion von Aldi Süd in Deutschlan­d übernommen werden könnte, antwortete der Discounter, dass momentan „nichts geplant“sei.

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