Gedoppelte Münsteraner
Tatort: Spieglein, Spieglein
ARD, 20.15 Uhr Endlich wieder Krimi-Knabberfutter für die Wohnzimmer-Couch am Sonntagabend. Nachdem der WDR im Jahr 2018 nur einen neuen „Tatort“aus Münster ausgestrahlt hatte, sind die Domstädter dieses Mal dreimal dran. „Spieglein, Spieglein“stellt sich nicht nur als schwarzhumorige Komödie dar, sondern auch als klar erzählter Krimi, der das Motiv des Doppelgängers in Anlehnung an den klassischen Schauerfilm aufgreift.
Was geschieht? Täglich wird ein Mensch ermordet, der den Mitgliedern des Münsteraner Teams auffallend ähnlich sieht. Am Montag liegt eine Frau hinter dem Dom, die wie Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) aussieht, aber Nichtraucherin ist. Am Dienstag trifft es die Rechtsmedizinerin Silke Haller „Alberich“(ChrisTine Urspruch). „Warum habe ich eine Gänsehaut?“, fragt Alberich ihren Chef, Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers). Der schwafelt: „Weil Ihr Leben nach Mustern sucht seit der Evolution“und faselt vom „Säbelzahntiger im Gebüsch“. Bis Boerne selbst einem Doppelgänger begegnet, der als Musikprofessor genauso eitel ist wie er selbst als narzisstischer Mediziner.
Der Zuschauer kommt schon bald hinter die Psychologie der Mordserie. Und es bedarf keiner großen Kombinationsgabe zu wissen, warum der Mörder der Polizei stets einen Schritt voraus ist. Schon deshalb sei nicht mehr verraten über die Story, die mitunter groteske Züge aufweist. Dass Serienkiller nach Tötungsmustern vorgehen, ist nicht neu. Drehbuchautor Benjamin Hessler hat offenbar gründlich nachgedacht und das überstrapazierte Motiv des Serienkillers den Münsteraner Anforderungen angepasst. Dazu passt das Personal wie Birgit Brückner (Kathrin Angerer) aus dem Bürgerbüro. Weiß sie was? Aus Münster vertraute Krimi-Gesichter wie Arnd Klawitter und Ronald Kukulies reichern die Geschichte an, inklusive eines Showdowns mit dem doppelten Thiel. Ganz zum Schluss geht die Clique ins Café mit Außenbewirtung. Frau Klemm zuliebe. Rupert Huber