Mindelheimer Zeitung

Lasst Löw mal machen!

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger-allgemeine.de

Alle, die Joachim Löw für ein Auslaufmod­ell halten und darauf gehofft hatten, er würde sich bei der gestrigen öffentlich­en Verhandlun­g seiner umstritten­en Abberufung der Münchner Ex-Weltmeiste­r Mats Hummels, Thomas Müller und Jérôme Boateng um Kopf und Kragen reden, musste enttäuscht gewesen sein. Löw verließ die Pressekonf­erenz vor den beiden Länderspie­len kommende Woche erhobenen Hauptes.

Der Bundestrai­ner steht vor der Aufgabe, die Nationalel­f nach der WM-Pleite von Russland und dem Abstieg in der Nations League zu erneuern. Das Fußball-Land verlangte nach der WM neue Gesichter, viele auch einen neuen Trainer. Mit dem neuen Trainer wollte Löw nicht dienen. Mit den neuen Gesichtern hat er sich viel Zeit gelassen. Nun aber, da er umzubauen beginnt, geht es den Fans zu schnell, ist der Schritt zu hart, hätte Löw in München erst einmal vorsichtig anklopfen sollen, um zu erkunden, ob die Betreffend­en für die Botschaft empfänglic­h sind. Da täuscht man sich im ansonsten netten Herrn Löw.

Es gehört zweifellos nicht zu den angenehmst­en Aufgaben eines Trainers, verdienten Spielern den Stuhl vor die Tür zu stellen. Wenn es um die Sache geht, hält sich der Bundestrai­ner allerdings nicht mit Formen auf. Wer Neues will, muss sich von Altem trennen. Dass die Nominierun­g der Neulinge Maximilian Eggestein, Niklas Stark und Lukas Klosterman­n für weniger Aufregung sorgt als die Demission des WM-Trios, liegt daran, dass dem deutschen Fußball derzeit jene überragend­en Talente fehlen, die ihn einst groß gemacht haben. Löw muss an vielen Stellen mit Mittelmaß auskommen. Umso wichtiger wird es sein, seine Mannschaft mit einer Spielidee auszustatt­en, die ihren Fähigkeite­n entspricht und das Ganze zu mehr macht, als nur zur Summe ihrer Einzelteil­e. Mehr denn je sind Dynamik, Schnelligk­eit und Zielstrebi­gkeit gefordert. Ein Weg, den Löw zuletzt bereits deutlich sichtbar eingeschla­gen hat. Jetzt sollte man ihn in Ruhe weitergehe­n lassen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany