Mindelheimer Zeitung

Der quirlige Rentnertru­pp

Ehrenamt Zaisertsho­fen kann sich glücklich schätzen: Dort kümmern sich Ruheständl­er um das schöne Ortsbild. Wer sie erlebt, spürt: Da ist ganz viel Spaß im Spiel

- VON JOHANN STOLL

Das Ehrenamt ist das Rückgrat unserer Gesellscha­ft. Wer aber sind diese Menschen, die sich für ihren Ort selbstlos einsetzen und jede Menge Freizeit für andere opfern? Die Mindelheim­er Zeitung stellt in einer losen Reihe solche Vorbilder vor.

Zaisertsho­fen „Wenn ich mal Rentner bin“, hat sich Magnus Rauch schon vor vielen Jahren geschworen, „dann tue ich was fürs Dorf.“Rauch ist Zaisertsho­fener durch und durch. Hier ist er aufgewachs­en, hier ist er verwurzelt, hier fühlt er sich rundum wohl. Und hier leben so viele nette Menschen, für die sich der Einsatz lohnt. 2011 war es dann so weit. Ein langes Arbeitsleb­en, zuletzt als Fensterbau­er, war zu Ende gegangen. Was nun?

Nach einem Fußballspi­el im Vereinshei­m ist Magnus Rauch mit Manfred Mayer ins Gespräch gekommen, dem damaligen Vorsitzend­en des TSV. Auch Mayer gehört zu jenen, denen nichts zu viel ist, wenn es denn für sein Zaisertsho­fen ist. Dass der TSV heute ein so schmuckes neues Vereinshei­m hat, ist auch seinem großen Einsatz zu verdanken. Ob die Kicker damals gewonnen oder verloren haben, wissen beide nicht mehr. Nur eines stand nachher fest: Wir sprechen ein paar Leute an, ob sie nicht bei einer Rentnertru­ppe mitmachen wollen.

Den Hans, der Müller mit Nachnamen heißt, traf der Magnus vor der Raiffeisen­bank. Die Überzeugun­gsarbeit dauerte nur ein paar Sekunden. Dann war klar: „Ich bin dabei.“Der Schorsch kam dazu, also der Georg Hienle. Dann der Sepp, der Josef Bolkart, der gefragt hatte, was sie denn da so machen. Und schon war er dabei.

So ging das in kürzester Zeit wei- und am Ende waren es zwölf Rentner, die sich um ihr Dorf kümmern. Zwei weitere kommen heuer noch dazu. Der Jüngste ist 67, die zwei Ältesten sind 75.

Toni Hochwind nennt die Gruppe mit einem Augenzwink­ern die zwölf Apostel, die dann zu den 14 Nothelfern werden. Überhaupt herrscht beim Gespräch mit dem Reporter der MZ im Sportheim beste Stimmung.

Zum Weißwurst-Frühstück spendierte Manfred Mayer ein Fässchen Bier. Das hat er bei der Allgäuer Zeitung gewonnen. Da wurde Mayer nach einer Leseraktio­n für seinen großen ehrenamtli­chen Einsatz ausgezeich­net. Es sind eben immer dieselben guten Geister. Mit der Pflege der Brunnen hat der muntere Arbeitstru­pp dann ange- Fünf gibt es davon in Zaisertsho­fen. Dazu kommen noch zwei auf dem Friedhof. Damit sind die Rentner natürlich nicht ausgelaste­t. Die Kapelle will außen herum gepflegt werden. Da müssen Büsche zurechtges­tutzt werden, da muss Rasen gemäht werden.

Meist läuft es auch so, dass den Herren die Arbeit regelrecht zuläuft. „Es ist interessan­t, wie die Mannsbilde­r durchs Dorf gehen“, scherzt Rauch. Da sehen sie überall Arbeit. Selbstvers­tändlich legen sie nicht einfach los. Alles geschieht in Absprache mit der Gemeinde, vor allem dem Bauhof. Bürgermeis­ter Johannes Ruf ist jedenfalls mächtig stolz auf seine Helfer. Er hat sich extra die Zeit genommen und im Sportheim vorbeigesc­haut.

Seit der Dorferneue­rung in Zaiter sertshofen ist der gute Geist aus der Flasche. 1995 war das. Das hat die Vereine zusammenge­führt, sagen sie. Für dieses Engagement gab es sogar den Staatsprei­s. Für die Gemeinscha­ft sei das ein großer Gewinn gewesen.

Und weil das alles nicht nur handwerkli­ch geschickte Leute sind, von denen jeder vom Bulldog bis zum Mäher alles in der eigenen Garage stehen hat, geht es oft Schlag auf Schlag. Alle drei bis vier Wochen sind sie im Sommer im Einsatz. Größte Aktion war bisher, die Wege auf dem Friedhof so mit neuem Splitt zu versehen, dass ältere Mitbürger jetzt ohne Probleme auch mit ihrem Rollator die Strecke meistern können.

Regelmäßig­e Pflege erfährt auch der Pfarrgarte­n. Der zentral gelegefang­en. ne Garten ist ein Schmuckstü­ck des Dorfes. Die Zaisertsho­fener sind dankbar für den Einsatz. Der eine oder andere belohnt die Helfer mit einer Brotzeit oder einem Trinkgeld. Manfred Mayer sagt, „die Leute freuen sich, wenn was gemacht wird.“Und auch die Gemeinde zeigt sich dankbar. Zum Jahresesse­n sind die fleißigen Rentner immer eingeladen.

Aber neben der vielen Arbeit kommt auch das Vergnügen nicht zu kurz. Die verschwore­ne Gruppe hat schon mehrere gemeinsame Ausflüge unternomme­n – nach Tirol auf zwei Alpen zum Beispiel. Auch daheim in der Region geht es hin und wieder zu interessan­ten Betrieben, die sie dann besichtige­n. Salamander, Storchenbr­äu oder , den Mattsieser Flugplatz nennt Rauch.

 ?? Foto: jsto ?? Diese Rentnergru­ppe sorgt in Zaisertsho­fen für ein sauberes Dorf. Von links: Initiator Magnus Rauch, Karl Rauch, Josef Bolkart, Josef Glaser, Georg Hienle, Toni Hochwind, Karl Strobel, Erwin Schneider, Manfred Mayer, Hans Müller, Bürgermeis­ter Johannes Ruf und Arthur Schollmaye­r.
Foto: jsto Diese Rentnergru­ppe sorgt in Zaisertsho­fen für ein sauberes Dorf. Von links: Initiator Magnus Rauch, Karl Rauch, Josef Bolkart, Josef Glaser, Georg Hienle, Toni Hochwind, Karl Strobel, Erwin Schneider, Manfred Mayer, Hans Müller, Bürgermeis­ter Johannes Ruf und Arthur Schollmaye­r.

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