Lieferung einfach im Wald abgelegt
Justiz Postbote war überfordert und fand eine ungewöhnliche Lösung. Jetzt wurde er verurteilt
Mindelheim 12 614 Beschwerden gab es im vergangenen Jahr deutschlandweit über nicht zugestellte Post. Zumindest ein paar solcher Fälle im Unterallgäu sind jetzt geklärt: Ein Post-Angestellter hat im Vorweihnachts-Treiben 2018 insgesamt vier Kisten mit Zeitschriften und Werbesendungen in einem Waldstück abgestellt, anstatt sie an die jeweiligen Haushalte auszuliefern. Der Mann ist deshalb nun vor dem Memminger Amtsgericht zu einem Wochenende Arrest verurteilt worden und muss außerdem 60 Sozialstunden leisten.
Ein Förster hatte die Kisten mit der Post im Wald gefunden und anschließend die Polizei informiert, die den Verdächtigen bald ermitteln konnte. Schon in den ersten Vernehmungen zeigte sich der Angeklagte geständig: Er sei mit der Vielzahl an Auslieferungen im Dezember überfordert gewesen und habe die Kisten deshalb einzeln im Wald versteckt. Der 20-Jährige hatte erst wenige Monate zuvor seinen Job bei der Deutschen Post angetreten.
In seinem Urteil berücksichtigte der Richter Dr. Markus Veit das frühe Geständnis des Angeklagten. Zudem habe er sich nach Auffliegen seiner Tat freiwillig für drei Wochen stationär in psychologische Behandlung begeben. „Ich möchte Ihnen noch einmal eine Chance geben“, so die klaren Worte an den Mann. Nun sei es wichtig, dass er bald eine gute Ausbildungsstelle finde und selbstständiger werde. Helfen soll ihm dabei der Katholische Verein für soziale Dienste (SKM) Memmingen, der ihm im kommenden Jahr im Rahmen einer Betreuungsweisung beratend und unterstützend zur Seite steht.
Schon länger stehen verschiedene Postdienstleister in der Kritik, da sie ihre Mitarbeiter oftmals mit straffen Zeitplänen unter starken Druck setzen. Fälle wie der des jetzt verurteilten Postboten sind dennoch äußerst selten.