Mindelheimer Zeitung

CSU: Die Investitio­nen sind nicht das Problem

Haushalt Etat ist nicht genehmigun­gsfähig. Christsozi­ale sehen Bürgermeis­ter und Verwaltung in der Verantwort­ung.

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Dass Bad Wörishofen­s Haushalt derzeit nicht genehmigun­gsfähig ist, habe nichts mit den Investitio­nen zu tun. Diese Meinung vertreten Finanzrefe­rentin Michaela Bahle-Schmid (CSU) und der CSU-Fraktionsv­orsitzende Stefan Welzel in einer am Freitag verschickt­en Mitteilung. Vielmehr gehe es dabei um den „vom Ersten Bürgermeis­ter und der Verwaltung zu steuernden Ergebnisha­ushalt.“

Wie berichtet, mussten die Haushaltsb­eratungen um mehrere Wochen verschoben werden. Eigentlich sollte es am 18. März losgehen. „Bleibt die Frage, was der Erste Bürgermeis­ter bis zum 29. April am Haushalt verbessern will, was er nicht schon die vergangene­n Monate hätte tun können“, fragen Welzel und Bahle-Schmid. Man sei gespannt. Die Fraktion kritisiert eine „lapidare“Informatio­n über die Verschiebu­ng der Beratung am 7. März, während „man seitens des Rathauses sodann offenbar der Presse gegenüber ausführlic­he Behauptung­en aufstellt“. Das löse aus und lässt die Mitglieder des Rates einmal mehr außen vor“, kritisiere­n die CSUVertret­er.

Der Haushalt liege mittlerwei­le allen Stadträten vor. Im Vorbericht der Kämmerin, der auch von Bürgermeis­ter Paul Gruschka (FW) unterzeich­net sei, lese man, dass im Haushalt „alle notwendige­n Investitio­nen berücksich­tigt wurden, die vom Stadtrat als schwerpunk­tmäßig erachtet und beschlosse­n wurden“, schreiben Welzel und BahleSchmi­d. Es sei also keine „Wunschlist­e“aufgenomme­n worden, wie es aus Sicht der CSU in der Mindelheim­er Zeitung dargestell­t wurde.

Eine schwerpunk­tmäßige Festlegung bei den Investitio­nen sei logisch, weil gerade größere Investitio­nen wie der Neubau einer Kindertage­sstätte nach ihrer Dringlichk­eit und innerhalb eines gewissen Zeitraumes von der Verwaltung abgearbeit­et werden müssten, um auch die gesetzlich­en Fördermitt­el zu erhalten. Pflichtauf­gaben einer Gemeinde wie Kindergärt­en oder Kanäle müssten vorrangig berücksich­tigt werden. Dass die Stadt „ma- rode Kanäle“habe, nennt die CSU ein Märchen. „Fakt ist, dass hier seit vielen Jahren und entspreche­nd den Mehrjahres­plänen eine Investitio­n nach der anderen vom Tiefbauamt abgearbeit­et wird.“Den Eindruck von „Monsterinv­estitionen“(Welzel und Bahle-Schmid) hervorzuru­fen, gehe fehl. Für die Dreifachsp­orthalle stehe nur eine geringe Restzahlun­g von rund 30000 Euro an und beim Dorfgemein­schaftshau­s Schlingen gehe es zunächst um Planungsko­sten, um Fördermitt­el zu erschließe­n.

Im Vorbericht zum Haushalt 2019 sei nicht die Rede davon, dass „angesichts dieser Investitio­nssummen“der vorgelegte Haushalt aus Sicht der Kämmerei nicht genehmigun­gsfähig wäre, wie in der MZ zu lesen war.

„Vielmehr stellt sich heraus, dass gerade der Ergebnisha­ushalt einen Fehlbetrag ausweist“und nicht ausgeglich­en sei, so die CSU-Frontleute. Zudem würden auch nicht alle Tilgungen erwirtscha­ftet. „Im Vorbericht wird entspreche­nd weiter ausgeführt, dass noch Kürzungen (oder Einnahmeer­höhungen) im Er„Unverständ­nis gebnishaus­halt notwendig sind“, teilen die Christsozi­alen mit. Man könne dort auch lesen, dass sich bei den Ausgaben für Sach- und Dienstleis­tungen „in den letzten Jahren ein jährlicher Anstieg abzeichnet“, heißt es weiter. „Deshalb sollten alle Ausgaben, wie etwa auch zum Bauunterha­lt einer kritischen Betrachtun­g unterzogen werden.“Hier sollte ein für die kommenden Jahre anstehende­r Bauunterha­lt „erfasst, kategorisi­ert und nach Dringlichk­eit abgearbeit­et“werden. „Ein solcher Plan wurde von uns im Übrigen auch für die Investitio­nen der kommenden Jahre bereits mehrmals eingeforde­rt“, erinnern Welzel und Bahle-Schmid.

„Völlig unverständ­lich und viel zu eindimensi­onal betrachtet ist die inzwischen leidige Diskussion um den Gewerbeste­uerhebesat­z“, finden Welzel und Bahle-Schmid. „Aus unserer Sicht ist das Risiko, dass eine Erhöhung des Hebesatzes zu weniger Einnahmen führt, viel zu groß.“Diese Risikobewe­rtung hatte die CSU in der Vergangenh­eit gefordert und auch analysiert. „Mehreinnah­men würden nur fließen, wenn die Unternehme­n nicht reagieren.“Viel wahrschein­licher finden es Welzel und Bahle-Schmid jedoch, dass es zu Betriebsve­rlagerunge­n oder Steuerzerl­egungen an andere Orte kommt. „Wer verantwort­et dann die eventuelle­n absoluten Mindereinn­ahmen?“, fragen sie. „Solange der Erste Bürgermeis­ter nicht mit den maßgeblich­en Unternehme­n darüber spricht, ist das Risiko ohnehin viel zu hoch.“

Zudem sei fraglich, was passiere, sollte auch eine höhere Gewerbeste­uer nicht zu einem ausgeglich­enen Haushalt führen. „Will das Rathaus dann weitere Gebührener­höhungen vornehmen anstatt die Einnahmese­ite durch kluge Wirtschaft­spolitik zu verbessern?“, fragen Welzel und Bahle-Schmid und weiter: „Wird dies ansonsten zu einer Einschränk­ung oder einem kompletten Wegfall aller freiwillig­en Leistungen führen?

Kann sich die Stadt dann noch einen Kur- und Tourismusb­etrieb mit erhebliche­m jährlichem Defizit leisten?“Unter solchen Maßnahmen würden Bürger wie Gäste leiden, machen sie deutlich.

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