Mindelheimer Zeitung

Die Vernetzung schreitet voran

Smart Home Hybride Heizsystem­e steuern sich selbst. Neuigkeite­n von der Weltleitme­sse für Heiztechni­k (ISH)

- VON SIMONE A. MAYER

Moderne Heizungen lassen sich bereits so einstellen, dass sie nur laufen, wenn jemand zu Hause ist. Die Hersteller gehen inzwischen einen Schritt weiter: Heizungen werden unabhängig­er und dadurch effiziente­r und kostenspar­ender. Zu sehen war das auf der ISH, der Weltleitme­sse für Heiztechni­k in Frankfurt am Main. Wichtige Schlagwört­er dort waren das Home-Energy-Management-System (HEMS) und die Nutzung mehrerer Energieque­llen im Haushalt, die hybriden Systeme.

HEMS ist eine Weiterentw­icklung der digital steuerbare­n Heizung. Sie lässt sich etwa über das Smartphone oder Tablet bedienen. Ist sie an das Internet angeschlos­sen, geht das auch aus der Ferne. Man kann also die Temperatur zu Hause schon auf dem Heimweg hochdrehen. Und wenn mal etwas kaputt ist, schickt die Heizung automatisc­h eine Fehlermeld­ung.

„Im HEMS werden alle Energiestr­öme im Haus wie etwa Gas, Öl, Solartherm­ie und Strom von einer künstliche­n Intelligen­z gesteuert“, erklärt Andreas Lücke, Hauptgesch­äftsführer vom Bundesverb­and der Deutschen Heizungsin­dustrie (BDH). Das Gebäude kann sich damit effiziente­r selbst versorgen – bis hin zu teilweiser Autarkie. Denn die Technologi­e ermöglicht den dynamische­n Wechsel von Energieque­llen. Sie nutzt zum Beispiel Solarenerg­ie, wenn die Sonne scheint, und springt auf die Wärmepumpe um, wenn Wolken aufziehen.

Außerdem nutzt die neue Technik Batteriesp­eicher optimal aus. „Revolution­är“findet Lücke die Messeprodu­kte vor allem, weil sich die Elektromob­ilität einbinden lasse. Das System kann also das Aufladen von E-Autos einbeziehe­n und diese als Zwischensp­eicher für produziert­en Strom aus regenerati­ven Energien nutzen. Das Ganze fußt auf einer Entwicklun­g der Beheizung hin zu einem sogenannte­n hybriden System. Hier wird nicht nur ein Energieträ­ger, sondern ein Energiemix meist aus zwei Wärmeerzeu­gern verwendet. Davon wird mindestens einer auf Basis erneuerbar­er Energien betrieben.

Im Zentrum des Systems steht die Wärmepumpe. Sie ist quasi der neue Überfliege­r im hybriden Heizsystem. Grob gesagt funktionie­rt sie so: Die Pumpe zapft die natürliche Wärme des Erdreichs, des Grundwasse­rs oder der Luft an und überträgt sie an den Heizkreisl­auf im Haus. Für den Betrieb braucht sie Strom, aber einen wesentlich kleineren Anteil als etwa strombetri­ebene Nachtspeic­herheizung­en. Laut Messe Frankfurt wird die Wärmepumpe im HEMS um eine Fotovoltai­kanlage zur Versorgung mit Strom aus erneuerbar­en Energien ergänzt.

Die Hersteller auf der Messe konzentrie­rten sich vor allem auf Effizienzs­teigerunge­n. Zwei Beispiele: Vaillants Neuvorstel­lung setzt auf ein natürliche­s Kältemitte­l, wodurch Vorlauftem­peraturen bis zu 75 Grad statt der üblichen 60 bis 65 Grad möglich sein sollen. Das ist insbesonde­re in Altbauten mit Heizkörper­n von Vorteil. Die neuen Grundwasse­r-Wärmepumpe­n von Stiebel Eltron zum Beispiel können dagegen Druckverlu­ste im Kreislauf gering halten, dadurch benötige die Tauchpumpe eine geringere Leistung.

Brennstoff­zellen-Heizung für Strom und Wärme

Wie auch andere regenerati­ve Energien im hybriden System bekommt die Wärmepumpe bei der Versorgung des Heiz- und Warmwasser­kreislaufs in Zeiten mit sehr hohem Wärmebedar­f im Winter Unterstütz­ung durch Brennwertg­eräte oder Festbrenns­toffkessel. Auch die zusätzlich­e Verbindung mit einer Solartherm­ieanlage ist hier möglich.

Eine weitere Innovation der Messe ist für Lücke „sicher die Brennstoff­zellen-Heizung“. Grob gesagt basiert diese Heizung auf Erdgas, aus dem Wasserstof­f gewonnen wird. Dieser verbindet sich mit Sauerstoff und erzeugt so Strom und Wärme. Diese Heizungen gelten als sehr effizient und sparen laut BDH 50 Prozent CO2 gegenüber veralteten Gaskesseln ein. Auf der ISH präsentier­ten nun etwa die Hersteller Remeha und Viessmann neue Modelle für Ein- bis Mehrfamili­enhäuser.

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Foto: Jochen Günther, Messe Frankfurt Exhibition GmbH, tmn Alles vernetzt: Im Smart Home sind Heizung und Hausgeräte alle bequem steuerbar – zum Beispiel vom Tablet aus.
 ?? Foto: Andrea Warnecke, tmn ?? „Deiner Heizung geht es gut“. Im Smart Home schickt die Heizanlage dem Hausbesitz­er Nachrichte­n auf das Smartphone.
Foto: Andrea Warnecke, tmn „Deiner Heizung geht es gut“. Im Smart Home schickt die Heizanlage dem Hausbesitz­er Nachrichte­n auf das Smartphone.

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