Das Kreuz mit dem Kreuz
Rückenschmerz kann kompliziert sein
„Ich hab’ Rücken“– das ist eine weitverbreitete Klage. Das zeigt eine Umfrage des Marktforschers Dynata. Doch warum ist das so? Und was können Betroffene tun? Antworten auf die Fragen hat Markus Eichler, Chefarzt der Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie an der Schön Klinik im hessischen Lorsch.
Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit. War das schon immer so? Es ist ganz klar so, dass die Beschwerden zunehmen. Ein Grund dafür ist sicher, dass die Gesellschaft insgesamt älter wird. Aber es gibt auch Ursachen für die Rückenschmerzen, die mit dem Alter nichts zu tun haben – Übergewicht, Bewegungsmangel oder psychische Belastung, am Arbeitsplatz zum Beispiel. Es gibt Untersuchungen, wonach selbst bei den ganz Jungen unter 25 rund drei Viertel schon einmal in ihrem Leben Rückenschmerzen hatten. Und gerade da stehen dann solche Ursachen klar im Vordergrund.
Die Rückenschmerzen sind also eine Art Alarmsignal für andere Probleme? Das kann man so sagen. Bei 80, 85 Prozent der Patienten mit Rückenschmerzen finden wir kein direktes Korrelat. Es gibt also nichts, was man auf einem Röntgenbild sehen könnte, einen Bandscheibenvorfall zum Beispiel. Stattdessen haben die Patienten das, was wir unspezifische Rückenschmerzen nennen, mit anderen Ursachen oder Auslösern. Und die muss man dann natürlich erst einmal finden.
Geht das überhaupt?
In einem ausführlichen Gespräch lässt sich das schon herausfinden – man muss sich aber die Zeit nehmen. Eine der möglichen Frage wäre, wie sich der Schmerz in Ruhephasen etwa in einem Urlaub verhält. Oft ist er da weg – und das ist dann ein deutlicher Hinweis darauf, was die Ursachen sein können. Echte chronische Rückenschmerzen sind nach wie vor eher selten.
Wie lassen sich die Schmerzen bekämpfen, wenn die Ursache nicht im Rücken selbst liegt?
Die klassische Krankengymnastik ist ein wesentlicher Bestandteil der ersten Therapieschritte. Weitere Formen sind Muskelaufbau-Training, Wärme- oder Kältetherapie und so weiter, gefolgt von ergänzenden Maßnahmen wie Akupunktur. Damit lässt sich der Schmerz durchaus bekämpfen, auch langfristig. Im Idealfall kommt noch eine Ernährungsumstellung mit Reduktion eines möglichen Übergewichts hinzu, oder der Patient hört zum Beispiel mit dem Rauchen auf. Denn auch das kann ein Auslöser sein. (dpa)