Neue Frisur für Obstbäume
Garten Wer beim Baumschnitt alles richtig machen will, muss vor allem wissen, was weg muss
Bad Wörishofen Bevor Christian Müller überhaupt eine Säge in die Hand nimmt, geht er erst einmal um den Obstbaum herum. Von allen Seiten betrachtet er ihn und überlegt sich gut, wie der Baum am Ende aussehen soll. Das sei besonders wichtig, denn abgeschnitten seien die Äste schnell, erklärt Müller, manchmal eben auch zu schnell. Er leitet den Obstbaumschnittkurs des Obst- und Gartenbauvereins in den Schrebergärten bei Bad Wörishofen.
Nachdem Müller sich einen Überblick verschafft hat, beginnt er mit seiner Arbeit. Wichtig sei hierbei, dass man strukturiert arbeite. mit oder gegen den Uhrzeigersinn ist egal, Hauptsache man fängt an einer Seite des Baumes an und geht dann einmal außen rum“, sagt Müller. Grundsätzlich sollte man von unten nach oben arbeiten. Dann bleibe man selbst nicht in den Ästen hängen und das Abgeschnittene ließe sich ebenfalls leichter entfernen. Ast für Ast entscheidet Müller, ob er bleiben darf, oder nicht.
Jeder Obstbaum sollte einen Leittrieb haben und sogenannte Frucht- kränze. Jeder dieser Fruchtkränze bildet eine eigene Etage und die sollten etwa einen Meter auseinander liegen. „Das ist wichtig, damit die Äste genug Luft und Sonne abbekommen und die Früchte später genügen Platz haben“, erklärt Müller.
Ein altes Sprichwort besagt: „Zwischen den Etagen sollte man einen Hut durchwerfen können.“
Wenn ein Ast mit dem Leittrieb konkurriert, muss er abgeschnitten werden. „Manchmal müsse man leider auch schöne Äste rausnehmen, aber das gehört halt dazu“, sagt der Kursleiter. Abgeknickte und dürre Äste werden sofort entfernt. Für das ungeschulte Auge sieht so ein Obstbaumschnitt am Ende vielleicht et„Ob was gerupft aus. Spätestens aber bei der nächsten Ernte kann jeder die Vorgehensweise nachvollziehen. Wenn der Baum auf einige Äste reduziert wird, so kann er diese wesentlich besser versorgen. „Ein Obstbaum ernährt grundsätzlich alle seine Früchte, wenn es aber weniger sind, werden diese schöner“, sagt Müller.
Müller hat sein Wissen ebenfalls aus Kursen und aus Büchern, wobei er betont, dass man bei neueren Ausgaben vorsichtig sein sollte. „Die Anweisungen sind meist zu allgemein. Der richtige Obstbaumschnitt ist nämlich von Region zu Region anders.“Verschiedene Faktoren wie das Klima, der Boden und das Wetter seien hier ausschlaggebend, so der Kursleiter. Er empfiehlt, verschiedene Kurse zu besuchen und dann selbst zu entscheiden, mit welcher Variante jeder am liebsten arbeiten möchte. Die Angaben variieren laut Müller je nach Kurs, man könne aber sicher sein, dass die Grundlagen immer dieselben sind.
Der Kursleiter gibt allerdings zu, dass es ihm bei seinen eigenen Bäumen meist schwerer fällt, diese zu schneiden. „Die tun mir dann immer leid“, sagt er lachend. „Vielleicht wäre es besser, wenn Nachbarn tauschen und die Bäume des jeweils anderen schneiden würden“, lautet dazu Müllers Vorschlag.
Alle Früchte sollen Platz haben und genügend Sonne abbekommen