Mindelheimer Zeitung

Mein lieber böser Nachbar

Umfrage Wem die Deutschen vertrauen – trotz der Gartenzwer­ge

- VON ANDREAS FREI

Wir müssen die gute Nachricht loswerden, bevor Herr Ich kann denFrühlin­g nicht erwarten aus der Garten wohnung unten rechts mit seiner Giftmischu­ng aus dem Baumarkt den Grill zu reinigen beginnt. Oder die Frauenrund­e auf Balkonien oben links die Prosecco-Saison eröffnet. Oder samstags um acht Hausmeiste­rs Zwölf-Zylinder-Rasenmäher warmläuft. Und, oh je, Frau Müller entstaubt schon die Gartenzwer­ge ...

Ach ja, die gute Nachricht. 58 Prozent der Deutschen sagen, dass sie ihren Nachbarn stark oder sogar sehr stark vertrauen. Und damit deutlich mehr als Politikern, Kirchen vertretern oder Unternehme­n, wie das Meinungsfo­rschungsin­stitut Civey herausgefu­nden hat. Und gleich eine zweite aktuelle Umfrage von Statista hinterher: 31 Prozent behaupten, ihre Nachbarn seien gleichzeit­ig auch ihre Freunde.

Da ist man schnell wieder in der Politik, wo es im Grunde nur „unsere Freunde“gibt, wenn es um das Verhältnis zu den Nachbarsta­aten geht. Außer der Nachbar wohnt etwas ums Eck und heißt Viktor Orbán, ein Mann mit dem Auftreten eines Zwölf-Zylinder-Rasenmäher­s morgens um acht. Dann durchstöbe­rt man das Internet und findet die schönsten Sprüche über Nachbarn in welchem Land? Genau: Ungarn. Etwa den: Gute Nachbarn sind ein echter Schatz. Oder: Ein guter Nachbar ist besser als viele böse Verwandten. Oder: Kein Mensch ist so reich, dass er nicht einen Nachbarn braucht.

Wenn das so ist: gekühltes Bier aus dem Kühlschran­k, raus auf den Balkon, den Kopf doll nach oben links verdrehen und der ProseccoRu­nde einmal freundlich zuprosten.

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