Neuer Anlauf für Pflege-TÜV
Zeit der Traumnoten für Heime bald vorbei
Berlin Ein neuer Pflege-TÜV soll alten Menschen und ihren Angehörigen vom kommenden Jahr an die Suche nach einem guten Heim erleichtern. Die neuen Prüfungen sollten im November dieses Jahres beginnen, gab der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV-Spitzenverband) bekannt. Bis Ende 2020 sollen alle Heime geprüft sein.
Verbandschef Gernot Kiefer sagte, gute und weniger gute Qualität werde erkennbar. Diese neue Transparenz sei längst überfällig. Die bisherigen Pflegenoten stehen seit Jahren in der Kritik, weil sie zu positiv und einheitlich ausfallen. Die Durchschnittsnoten in allen Bundesländern bewegen sich nach Angaben des GKV-Spitzenverbands zwischen 1,1 und 1,4.
Künftig sollen laut GKV-Spitzenverband Ernährung, Körperpflege und Wundversorgung geprüft werden sowie die Anstrengungen einer Einrichtung, die Mobilität ihrer Bewohner zu erhalten oder Druckgeschwüren vorzubeugen. Bewertet wird auch, ob und wie oft die alten Menschen durch Bettgitter oder Gurte fixiert werden. Damit soll die eigentliche Pflege und Betreuung der Bewohner bei der Prüfung stärker im Fokus stehen als heute. Schließlich soll auch das Pflegeheim selbst bewertet werden, etwa die Personalausstattung, die Erreichbarkeit oder ob Interessenten probewohnen können. Die Ergebnisse werden auf den Seiten der Krankenund Pflegekassen veröffentlicht und in den Einrichtungen ausgehängt.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) begrüßte, dass nun endlich ein Konzept für ein neues Beurteilungssystem auf dem Tisch liege: „Ein Pflege-TÜV, bei dem fast jedes Heim Traumnoten bekommt, bringt nichts.“Das neue Konzept müsse nun schnell in die Praxis kommen.
Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung, künftig werde nicht mehr bewertet, ob und wie etwa ein Heim ein Konzept zur Dekubitusvermeidung aufgeschrieben habe, sondern „ob ein Pflegebedürftiger sich wund gelegen hat oder nicht. Das war überfällig“.
In Deutschland werden rund 820 000 Pflegebedürftige in Heimen betreut.