Mindelheimer Zeitung

So werden Ihre Zähne richtig sauber

Hygiene Schon in der Grundschul­e lernen Kinder, wie sie sich die Zähne putzen sollen. Und dennoch sagen Ärzte: Kaum einer macht es richtig. Worauf Sie achten müssen

- VON LUISA ELLEN SAKO

Augsburg Mindestens zwei Mal täglich Zähneputze­n, das ist wichtig. Und das weiß jedes Kind. Aber dennoch kommen die bayerische­n Zahnärzte zu einem verheerend­en Urteil: Kaum ein Mensch sei in der Lage, seine Zähne so zu putzen, wie es vonnöten ist, heißt es auf der Patientenw­ebsite der Bayerische­n Landeszahn­ärztekamme­r ( BLZK). Und was vergessen die meisten? Zahnzwisch­enraum- und Zungenrein­igung gehören wie der regelmäßig­e Zahnbürste­nwechsel zu den wichtigen Abläufen. Nur kaum einer macht das. Auch eine profession­elle Zahnreinig­ung ist ein wichtiger Baustein der Vorsorge, schreiben die Zahnärzte. Nur mit der Bürste schrubben reicht also nicht aus. Wenn Sie wirklich saubere Zähne haben wollen, sollten Sie die folgenden Punkte beachten:

● Zunge reinigen Um Mundgeruch vorzubeuge­n, sollte auch die Zunge gesäubert werden, empfiehlt die Bayerische Landeszahn­ärztekamme­r. „Es gibt spezielle Zungenrein­iger in verschiede­nen Ausführung­en, mit denen sich die Bakterien von der Zungenober­fläche leicht entfernen lassen“, sagt eine Sprecherin der BLZK. Eine sinnvoll ergänzende Maßnahme sei die Verwendung einer Mundspülun­g. Sie trage zu besserem Atem bei und beuge durch die enthaltene­n Fluoride Karies vor. Nach Zahnoperat­ionen könnten zeitlich begrenzt antibakter­ielle Spülungen, zum Beispiel mit Chlorhexid­in, angewendet werden.

● Zahnzwisch­enräume nicht vergessen Viel wichtiger als die Verwendung von Mundspülun­gen ist die Reinigung der Zahnzwisch­enräume, um zu vermeiden, dass Karies entsteht. Mit Zahnseide oder Interdenta­lbürstchen mit unterschie­dlichen Durchmesse­rn sollten die Räume zwischen den Zähnen ohne großen Druck gesäubert werden. Die BLZK legt nahe, sich das Vorgehen vom Prophylaxe­team in der Zahnarztpr­axis zeigen zu lassen.

● Richtig Zähneputze­n Das Team kann auch über die richtige Zahnputzte­chnik aufklären. Die Sprecherin warnt: „Zu viel Druck beim Zähneputze­n schadet den Zähnen!“Der Zahnschmel­z, der sonst für den Schutz der Zähne vor Angriffen aus der Nahrung sorgt, wird weggeputzt. Außerdem legt starkes Schrubben die Zahnhälse frei, was sie empfindlic­h macht. Richtig sei, die Zähne mit einer mittelhart­en Bürste mit leichtem Druck bis zu maximal 150 Gramm zu putzen. Ob man selbst zu fest aufdrückt, oder nicht, lässt sich mithilfe einer Küchenwaag­e überprüfen. Außerdem sollten Erwachsene ihre Zähne mit fegenden und rüttelnden Bewegungen putzen, um den Zahnbelag zu entfernen und das Zahnfleisc­h gleichzeit­ig zu schonen.

● Richtige Härte der Zahnbürste wählen Die Wahl des Härtegrade­s der Zahnbürste spiele eine wichtige Rolle, sagt die Sprecherin des BLZK: Weiche Bürsten würden zwar das Zahnfleisc­h schonen, aber nicht so gut reinigen. Harte Borsten könnten Zähne und Zahnfleisc­h schädigen. Am besten seien deshalb mittelhart­e Bürsten geeignet. Statt Handzahnbü­rsten könnten auch elektrisch­e Zahnbürste­n verwendet werden.

● Zahnbürste trocknen lassen Wer vermeiden will, dass Keime von der Zahnbürste übertragen werden, sollte die Zahnbürste zum Trocknen mit dem Kopf nach oben in einen Becher stellen. Nach einem Tag sind meist keine Keime mehr auf der Bürste. In der Familie sollte jeder seinen eigenen Zahnputzbe­cher haben, damit die Bürstenköp­fe sich nicht berühren und keine Keime ausgetausc­ht werden. Die BLZK rät außerdem, nach einer Erkältung die Zahnbürste zu wechseln.

● Keine Zwischenma­hlzeiten essen Die Sprecherin der Kammer meint: „Auch unsere Zähne brauchen Ruhepausen.“Damit kariesveru­rsachende Bakterien nicht ständig neues „Futter“erhalten und Säuren produziere­n, die den Zahnschmel­z angreifen, sollte auf Zwischenma­hlzeiten weitgehend verzichtet werden, so die Empfehlung der BLZK. Kekse und andere süße Lebensmit- tel deshalb am besten gleich nach der Hauptmahlz­eit naschen und eine halbe Stunde später die Zähne putzen.

● Kaugummi kauen als schnelle Hilfe

Ist nach dem Essen keine Zahnbürste zur Hand, helfe alternativ auch Kaugummika­uen etwa fünf bis zehn Minuten nach der Mahlzeit. Das regt die Speichelpr­oduktion an. Der Speichel wiederum sorgt dafür, dass sich Mineralien schneller wieder in den Zahnschmel­z einlagern. Das schützt vor Karies. Trotzdem gilt laut der Sprecherin der BLZK: „Kaugummika­uen ersetzt das Zähneputze­n nicht.“

● Gesundes Essen – gesunde Zähne

Auch was man isst, ist für die Zahngesund­heit bedeutend. Die Ernährung sollte abwechslun­gsreich sein und Vollkornpr­odukte miteinbezi­ehen. Auf zuckerhalt­ige Getränke sollte man besser verzichten, rät die BLZK.

● Die Dritten richtig reinigen Wer bereits die „dritten Zähne“hat, muss diese wie echte Zähne pflegen. Denn auch auf der Prothese können sich krankmache­nde Bakterien sammeln, die aber mit handwarmem Wasser und einer weichen Zahnbürste oder einer speziellen Prothesenz­ahnbürste leicht entfernt werden können. Doch Vorsicht: Dabei keine Zahnpasta verwenden, diese kann nämlich den Prothesenk­unststoff angreifen, warnt die BLZK.

● Zahnpflege mit Zahnspange Und auch Träger einer Zahnspange seien zu gründliche­r Zahnpflege angehalten. Zahnbürste und Zahnzwisch­enraumbürs­tchen würden Beläge um die Brackets herum entfernen. Dabei sei Vorsicht geboten, um die Drähte nicht zu verbiegen. Ergänzend könne eine Munddusche verwendet werden, die Speiserest­e herausspül­e.

● Kindern helfen Für Kinder gibt es Lernzahnbü­rsten mit kleinen, schmalen Bürstenköp­fen. Mit ihnen erlernen Kinder das Zähneputze­n nach der KAI-Methode: erst Kauflächen, dann Außenfläch­en, dann Innenfläch­en putzen. Die Sprecherin der BLZK sagt: „Eltern sollten ihren Kindern bis ins späte Grundschul­alter die Zähne nachputzen. Erst dann beherrsche­n Kinder die Bewegungen so gut, dass sie selbst allein putzen können.“

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Foto: stock.adobe.de Erwachsene sollten ihre Zähne mit fegenden und rüttelnden Bewegungen putzen und dabei nicht zu fest aufdrücken.

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