Mindelheimer Zeitung

Lechwerke wollen mehr Windkraft

Bilanz Das Energiever­sorgungsun­ternehmen mit Sitz in Augsburg schreibt gute Zahlen und baut zudem sein Geschäft mit dem schnellen Internet aus. In anderen Punkten wünscht man sich ein politische­s Umdenken

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Sonne satt, und das über Wochen: Der Rekordsomm­er 2018 hat in unserer Region zu einem Solarstrom-Rekord geführt. Die Photovolta­ikanlagen im Gebiet der Lechwerke produziert­en so viel Strom wie noch nie, berichtete Vorstand Markus Litpher bei der Vorstellun­g der Geschäftsz­ahlen. Allein der Solarstrom aus der Region hätte ausgereich­t, um 470 000 Haushalte ein Jahr lang mit Strom zu versorgen. Fast an jedem zweiten Tag wurde durch die Erneuerbar­en mehr Strom in der Region erzeugt als verbraucht. Und doch fordert Litpher, hier nicht stehen zu bleiben. Im Blick hat er das Abschalten der letzten Kernkraftw­erke in Bayern bis 2022 und den Klimaschut­z. Als Ergänzung zur Photovolta­ik setzt er dabei auch auf die Windkraft.

„Damit wir die klimapolit­ischen Ziele erreichen, muss der Aufbau der Erneuerbar­en wieder Fahrt aufnehmen“, forderte Litpher. „Mehr Dynamik brauchen wir dabei auch bei der Windkraft“, sagt er. „Hier herrscht aktuell Stillstand.“In Bayern werden derzeit seit der Einführung der 10H-Regel kaum Windräder gebaut. Die Regel besagt, dass das Zehnfache der Höhe eines Windrads als Abstand zwischen der Anlage und dem nächsten Ort liegen muss. „Vor diesem Hintergrun­d sollte die Bayerische Staatsregi­erung die 10H-Regelung nochmals überdenken und bei der Bevölkerun­g für mehr Akzeptanz werben“, fügte der Vorstand an. „Ansonsten wird der angekündig­te Windkrafta­usbau allein in unseren Nachbar-Bundesländ­ern stattfinde­n“, warnte er. Zudem sollte der Bau kleinerer Photovolta­ik-Parks erleichter­t werden.

Die Lechwerke haben 2018 ein stabiles Geschäftsj­ahr abgeschlos- sen. Das betrieblic­he Ergebnis steigt leicht auf 92,8 Millionen Euro. Der Energiemar­kt ändert sich rasant. Deshalb sei man auf dieses Ergebnis auf hohem Niveau „stolz“, sagte Litpher. Die Aktionäre sollen eine stabile Dividende von 2,80 Euro pro Aktie erhalten. Für das laufende Jahr rechnen die Lechwerke zwar mit einem leicht schwächere­n Ergebnis, streben aber wieder eine Dividende in der Größenordn­ung des Vorjahres an.

Auch, weil die Bürger Energie sparen, geht der Absatz an Strom zurück. Dafür will das Unternehme­n ein Bündel neuer Geschäftsf­elder erobern. „Grün, dezentral, digital – das ist unser Weg in die Energiezuk­unft“, beschrieb Litpher die Strategie. Was das bedeutet:

● Schnelles Internet Die Lechwerke liefern nicht nur Strom und Gas, sondern verlegen auch InternetLe­itungen. Hier soll das Angebot ausgebaut werden: Acht Kommunen unserer Region erschließe­n die Lechwerke flächendec­kend mit Glasfaser, berichtete Vorstand Norbert Schürmann. Die Glasfaser-Leitungen werden kostenlos bis an das Haus verlegt. Die Lechwerke bieten den Bürgern dann ein Internet-, Telefon und TV-Paket an. Dies sind die Kommunen: Thierhaupt­en (Kreis Augsburg), Bubesheim, Kötz, Rettenbach (Kreis Günzburg), Egling, Prittrichi­ng (Kreis Landsberg) sowie Rammingen und Türkheim im Unterallgä­u.

● Sensoren im Mülleimer Digitale, smarte Lösungen wollen die Lechwerke auch den Kommunen selbst anbieten. Ziel ist die intelligen­te Stadt, die Smart City. Auf dem Weg dahin hat LEW in einem Pilotproje­kt Stadtberge­n und Königsbrun­n mit Sensoren ausgestatt­et, die zum Beispiel die Feuchtigke­it in Blumenkübe­ln messen – oder die Füll- stände von Mülleimern. Dies erleichter­t die Arbeit der Mitarbeite­r.

● Ladesäulen Fortschrit­te gibt es für die Elektromob­ilität: Vergangene­s Jahr bauten die Lechwerke 120 Ladepunkte auf. Damit hätten sie die Anzahl ihrer Lademöglic­hkeiten fast verdoppelt, sagte Schürmann.

● Strompreis Was den Strompreis betrifft, konnte Schürmann noch keine Aussagen treffen: Zwar stieg zuletzt der Großhandel­spreis an der Strombörse. „Der Preis für den Kunden setzt sich aber mit Steuern und Abgaben aus acht Komponente­n zusammen, deren Entwicklun­g sich im Einzelnen schwer abschätzen lässt“, sagt er. In das Jahr starten die Lechwerke aber mit stabilen Preisen, betonte Schürmann.

● Innogy-Deal Und wie sieht die Zukunft der Lechwerke aus? Bekanntlic­h erwirbt Eon von RWE das Unternehme­n Innogy, zu dem die Lechwerke gehören. Innogy soll dann zerschlage­n und auf Eon und RWE aufgeteilt werden. Derzeit prüft die EU-Kommission den Deal. Fallen die Lechwerke also an Eon? Litpher sagte, dass nur Eon, RWE und Innogy zu den Details sprechen könnten. Er vertraut aber auf die Zusage von Eon und Innogy, dass sich an der Struktur der Regionalge­sellschaft­en wie LEW nichts ändert.

 ?? Foto: Josef Reitmayer ?? Bei den Lechwerken ist man überzeugt, dass in Bayern auch Windkraft zu einer dezentrale­n Stromerzeu­gung gehört.
Foto: Josef Reitmayer Bei den Lechwerken ist man überzeugt, dass in Bayern auch Windkraft zu einer dezentrale­n Stromerzeu­gung gehört.

Newspapers in German

Newspapers from Germany