Lechwerke wollen mehr Windkraft
Bilanz Das Energieversorgungsunternehmen mit Sitz in Augsburg schreibt gute Zahlen und baut zudem sein Geschäft mit dem schnellen Internet aus. In anderen Punkten wünscht man sich ein politisches Umdenken
Augsburg Sonne satt, und das über Wochen: Der Rekordsommer 2018 hat in unserer Region zu einem Solarstrom-Rekord geführt. Die Photovoltaikanlagen im Gebiet der Lechwerke produzierten so viel Strom wie noch nie, berichtete Vorstand Markus Litpher bei der Vorstellung der Geschäftszahlen. Allein der Solarstrom aus der Region hätte ausgereicht, um 470 000 Haushalte ein Jahr lang mit Strom zu versorgen. Fast an jedem zweiten Tag wurde durch die Erneuerbaren mehr Strom in der Region erzeugt als verbraucht. Und doch fordert Litpher, hier nicht stehen zu bleiben. Im Blick hat er das Abschalten der letzten Kernkraftwerke in Bayern bis 2022 und den Klimaschutz. Als Ergänzung zur Photovoltaik setzt er dabei auch auf die Windkraft.
„Damit wir die klimapolitischen Ziele erreichen, muss der Aufbau der Erneuerbaren wieder Fahrt aufnehmen“, forderte Litpher. „Mehr Dynamik brauchen wir dabei auch bei der Windkraft“, sagt er. „Hier herrscht aktuell Stillstand.“In Bayern werden derzeit seit der Einführung der 10H-Regel kaum Windräder gebaut. Die Regel besagt, dass das Zehnfache der Höhe eines Windrads als Abstand zwischen der Anlage und dem nächsten Ort liegen muss. „Vor diesem Hintergrund sollte die Bayerische Staatsregierung die 10H-Regelung nochmals überdenken und bei der Bevölkerung für mehr Akzeptanz werben“, fügte der Vorstand an. „Ansonsten wird der angekündigte Windkraftausbau allein in unseren Nachbar-Bundesländern stattfinden“, warnte er. Zudem sollte der Bau kleinerer Photovoltaik-Parks erleichtert werden.
Die Lechwerke haben 2018 ein stabiles Geschäftsjahr abgeschlos- sen. Das betriebliche Ergebnis steigt leicht auf 92,8 Millionen Euro. Der Energiemarkt ändert sich rasant. Deshalb sei man auf dieses Ergebnis auf hohem Niveau „stolz“, sagte Litpher. Die Aktionäre sollen eine stabile Dividende von 2,80 Euro pro Aktie erhalten. Für das laufende Jahr rechnen die Lechwerke zwar mit einem leicht schwächeren Ergebnis, streben aber wieder eine Dividende in der Größenordnung des Vorjahres an.
Auch, weil die Bürger Energie sparen, geht der Absatz an Strom zurück. Dafür will das Unternehmen ein Bündel neuer Geschäftsfelder erobern. „Grün, dezentral, digital – das ist unser Weg in die Energiezukunft“, beschrieb Litpher die Strategie. Was das bedeutet:
● Schnelles Internet Die Lechwerke liefern nicht nur Strom und Gas, sondern verlegen auch InternetLeitungen. Hier soll das Angebot ausgebaut werden: Acht Kommunen unserer Region erschließen die Lechwerke flächendeckend mit Glasfaser, berichtete Vorstand Norbert Schürmann. Die Glasfaser-Leitungen werden kostenlos bis an das Haus verlegt. Die Lechwerke bieten den Bürgern dann ein Internet-, Telefon und TV-Paket an. Dies sind die Kommunen: Thierhaupten (Kreis Augsburg), Bubesheim, Kötz, Rettenbach (Kreis Günzburg), Egling, Prittriching (Kreis Landsberg) sowie Rammingen und Türkheim im Unterallgäu.
● Sensoren im Mülleimer Digitale, smarte Lösungen wollen die Lechwerke auch den Kommunen selbst anbieten. Ziel ist die intelligente Stadt, die Smart City. Auf dem Weg dahin hat LEW in einem Pilotprojekt Stadtbergen und Königsbrunn mit Sensoren ausgestattet, die zum Beispiel die Feuchtigkeit in Blumenkübeln messen – oder die Füll- stände von Mülleimern. Dies erleichtert die Arbeit der Mitarbeiter.
● Ladesäulen Fortschritte gibt es für die Elektromobilität: Vergangenes Jahr bauten die Lechwerke 120 Ladepunkte auf. Damit hätten sie die Anzahl ihrer Lademöglichkeiten fast verdoppelt, sagte Schürmann.
● Strompreis Was den Strompreis betrifft, konnte Schürmann noch keine Aussagen treffen: Zwar stieg zuletzt der Großhandelspreis an der Strombörse. „Der Preis für den Kunden setzt sich aber mit Steuern und Abgaben aus acht Komponenten zusammen, deren Entwicklung sich im Einzelnen schwer abschätzen lässt“, sagt er. In das Jahr starten die Lechwerke aber mit stabilen Preisen, betonte Schürmann.
● Innogy-Deal Und wie sieht die Zukunft der Lechwerke aus? Bekanntlich erwirbt Eon von RWE das Unternehmen Innogy, zu dem die Lechwerke gehören. Innogy soll dann zerschlagen und auf Eon und RWE aufgeteilt werden. Derzeit prüft die EU-Kommission den Deal. Fallen die Lechwerke also an Eon? Litpher sagte, dass nur Eon, RWE und Innogy zu den Details sprechen könnten. Er vertraut aber auf die Zusage von Eon und Innogy, dass sich an der Struktur der Regionalgesellschaften wie LEW nichts ändert.