Mindelheimer Zeitung

Die Kosten für den Obersalzbe­rg steigen – wieder

NS-Dokumentat­ion Der Haushaltsa­usschuss des Landtags stimmt zwar zu, aber mit Prämissen

- VON ELISA GLÖCKNER

München Große Probleme bereitet mal wieder der Obersalzbe­rg: Fristen werden versäumt, Kosten laufen aus dem Ruder. Der Haushaltsa­usschuss des Bayerische­n Landtags hat sich am Mittwoch mit dieser Baustelle auseinande­rgesetzt. Die Dokumentat­ion Obersalzbe­rg sorgt dort bereits seit 2011 für Frust. Nun waren die Abgeordnet­en wieder einmal mit einer Erhöhung konfrontie­rt. Sie stimmten zu – unter Prämissen.

Anders als heute dürfte 1933 Geld auf dem Obersalzbe­rg kaum eine Rolle gespielt haben. Zu diesem Zeitpunkt hatte Adolf Hitler den Berghof übernommen, um zu Propaganda­zwecken eine heile, heimatlich­e Welt zu inszeniere­n. Mehr als 85 Jahre später stehen Landtagsab- geordnete am selben Ort und machen sich Gedanken über Geld. Nur Wochen zuvor hat ihnen das Bauministe­rium mitgeteilt, dass sich die Erweiterun­g der Dokumentat­ion um weitere 8,75 Millionen auf inzwischen 30 Millionen Euro verteuern wird. Erst 2017 genehmigte der Landtag eine Erhöhung von 14 auf 21 Millionen Euro. Ursprüngli­ch war das Projekt auf neun Millionen geschätzt worden.

Nun also 30 Millionen Euro. Begründet hat das Bauministe­rium die nochmalige Verteuerun­g mit konjunktur­bedingt gestiegene­n Baupreisen. Ein weiterer Teil der Mehrkosten sei durch schwierige geologisch­e Bedingunge­n und „mangelhaft­e Leistungen“eines freiberufl­ichen Planers entstanden.

Eine Argumentat­ion, die bei fast allen Abgeordnet­en auf Skepsis traf. Den Nachtrag zu billigen fiel unter anderem Hans Herold von der CSU schwer. Dennoch, sagte der Politiker bei der jüngsten Ausschusss­itzung, müssten die Maßnahmen endlich abgeschlos­sen werden. Er erwarte also, dass es zu keiner wei- teren Erhöhung kommt. Anstatt der 8,75 sollten nur sieben Millionen Euro genehmigt werden, schlug FDP-Politiker Helmut Kaltenhaus­er vor. Als „Sonderfall“müsse die Baustelle bei Berchtesga­den außerdem einem Projektcon­trolling un- terstehen. Bernhard Pohl von den Freien Wählern schloss sich Letzterem an. Um nicht bald vor dem „nächsten Theater“zu stehen, solle dem Bauausschu­ss künftig berichtet werden. Schließlic­h gehe es dabei auch um „eine Frage unserer Glaubwürdi­gkeit“. Die Mehrheit stimmte zu, die AfD dagegen.

Das 1999 eröffnete Dokumentat­ionszentru­m soll an die Führung des Nationalso­zialismus, an Hitler, erinnert. Es sei ein bedeutsame­r Erinnerung­sort, waren sich die Abgeordnet­en einig.

Doch mahnte Harald Güller von der SPD zu einer differenzi­erteren Betrachtun­g: Der Obersalzbe­rg, bekräftigt­e er, sei ein Täterort. Und keine Opferstätt­e wie etwa das Konzentrat­ionslager Dachau, dieses habe deutlich höhere Besucherza­hlen.

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Foto: Matthias Balk, dpa Bayern investiert mehr als 30 Millionen Euro in Umbau und Erweiterun­g des Dokumentat­ionszentru­ms Obersalzbe­rg.

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