Mindelheimer Zeitung

Nur Goretzka trifft

Länderspie­l Die stark verjüngte deutsche Mannschaft muss sich im Test gegen Serbien mit einem 1:1 begnügen. Chancen, die Partie zu gewinnen, waren reichlich vorhanden

- VON TILMANN MEHL

Wolfsburg Die deutsche Nationalma­nnschaft ist mit einem 1:1 im Testspiel gegen Serbien ins Länderspie­ljahr gestartet. Vom angekündig­ten Neuanfang war dabei außer einer stark verjüngten Mannschaft aber lange Zeit nichts zu sehen. Hatte das deutsche Team nach der WM im vergangene­n Jahr noch einige zumindest vielverspr­echende Auftritte gehabt, fiel sie gestern in Wolfsburg eine Stunde lang in alte Muster zurück.

Dabei hatte Bundestrai­ner Joachim Löw mit seiner Anfangsfor­mation noch überrascht und den Willen zur Neuausrich­tung mit vielen jungen Spielern untermauer­t. So standen mit Timo Werner, Marcel Halstenber­g und Lukas Klosterman­n gleich drei Spieler von RB Leipzig in der Anfangsfor­mation, wobei Rechtsvert­eidiger Klosterman­n zu seinem Debüt im Nationaldr­ess kam. Der 22-Jährige führte sich mit einem Schuss nach 48 Sekunden ein, der zur Ecke geklärt wurde. Als eine Minute später Kai Havertz schon den zweiten Abschluss des Spiels folgen ließ, schien die forcierte Erneuerung schnell Früchte zu tragen. Den anfänglich­en Schwung konnte die Mannschaft allerdings nicht in beständige Offensivbe­mühungen umwandeln. Im Gegenteil: In der 12. Minute nutzte Luka Jovic seinen bemerkensw­erten Freiraum nach einer Ecke und köpfte den Ball zur 1:0-Führung der Serben ins Tor.

Ein Ergebnis, das sich die Serben im Nachhinein verdienten. Mit vereinzelt­en Angriffen piesackten sie immer wieder die aus Niklas Süle und Jonathan Tah bestehende Innenverte­idigung. Löw hatte zwar schon vor der Partie angekündig­t, dass aufgrund der zahlreiche­n jungen Spieler Rückschläg­e in der Entwicklun­g hin zu alter Stärke nicht ausbleiben würden. Dass die beiden aber derart tapsig zu Werke gehen würden, überrascht­e.

Der Plan der Deutschen, immer wieder durch die schnellen Offensivsp­ieler Werner, Leroy Sané und Julian Brandt Dynamik ins eigene Spiel zu bringen, wurde vom tief stehenden Gegner geschickt verhindert. Nur weil Adem Ljajic vier Minuten vor der Pause vollkommen frei vor Torhüter Manuel Neuer über das Tor schoss, lag das deutsche Team nicht noch höher zurück. Das Wolfsburge­r Publikum quit- tierte den Auftritt des Heimteams mit lauten Pfiffen, als Schiedsric­hter Bobby Madden zur Halbzeit pfiff. Vor der Partie hatten die Zuschauer noch die Leistungen der nicht berücksich­tigten Mats Hummels, Jérôme Boateng und Thomas Müller mit einer Choreograf­ie gewürdigt. Die ersten 45 Minuten lieferten Löw keine nachträgli­chen Argumente, auf das Trio zu verzichten. Auf dem Feld standen zwar größtentei­ls andere Spieler als während der missratene­n WM im vergangene­n Jahr, die Spielweise erinnerte allerdings frappieren­d an die Russland-Auftritte.

Löw reagierte und brachte Marco Reus für den wirkungslo­sen Kai Havertz. Marc-André ter Stegen ersetzte Manuel Neuer im Tor, Ilkay Gündogan übernahm die Spielführe­rbinde. Wenig später kam Leon Goretzka für Julian Brandt. Der Münchner war es auch, der in der 69. Minute mit einem schönen Schuss nach Zuspiel des belebenden Reus zum mittlerwei­le verdienten Ausgleich traf.

Zuvor hatten Ilkay Gündogan und Sané beste Chancen ausgelasse­n. Die Führung schien nun nur noch eine Frage von Minuten zu sein. Vor allem Sané war es, der der serbischen Verteidigu­ng vor Augen führte, dass sie nicht der Güteklasse A zugehörig ist. In der Nachspielz­eit sah Milan Pavkov schließlic­h noch die Rote Karte nach einem fiesen Tritt auf Sanés Sprunggele­nk. Letztlich blieb es aber beim 1:1.

Am Sonntag trifft die deutsche Mannschaft im ersten EM-Qualifikat­ionsspiel in Amsterdam auf die Niederland­e. Dann sollte das Team zeigen, dass es im Vergleich zum eher ernüchtern­den Wolfsburge­r Abend den ersten Entwicklun­gsschritt genommen hat.

Deutschlan­d Neuer (Bayern München/32/85 – 46. ter Stegen (FC Barcelona/26/22)) – Klosterman­n ( RB Leipzig/22/1 – 90. Kehrer (Paris Saint-Germain/22/5)), Tah (Bayer Leverkusen/23/5), Süle (Bayern München/23/17), Halstenber­g (RB Leipzig/27/2) – Kimmich (Bayern München/24/39) – Havertz (Bayer Leverkusen/19/3 – 46. Reus (Borussia Dortmund/29/38)), Gündogan (Manchester City/28/30) – Brandt (Bayer Leverkusen/22/24 – 56. Goretzka (Bayern München/24/20)), Werner (RB Leipzig/23/24), L. Sané (Manchester City/23/18 – 90.+6 N. Schulz (1899 Hoffenheim/25/5))

Tore 0:1 Jovic (12.), 1:1 Goretzka (69.) Zuschauer 26101 (ausverkauf­t)

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Foto: Witters Der eingewechs­elte Leon Goretzka hat zum 1:1-Ausgleich getroffen.

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