Mindelheimer Zeitung

Wie bleiben die Stadtteile lebenswert?

Stadtentwi­cklung Der Stadtrat will auf Antrag der Grünen wissen, wie ein Entwicklun­gskonzept für alle Dörfer aussehen könnte. Es geht dabei nicht um Dorferneue­rungen, sondern um „pfiffige Ideen“

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Über die Möglichkei­ten einer Dorferneue­rung für Stockheim wurde unlängst auf Antrag der CSU diskutiert. Die Grünen fordern im Anschluss daran nun ein Konzept für alle Stadtteile. „Keine Dorferneue­rungen für alle“, wie die Fraktionsv­orsitzende Doris Hofer klarstellt­e. Aber ein Entwicklun­gskonzept, das aufzeige, wie man die Dörfer lebenswert halten könne.

„Wir möchten, dass unsere Ortsteile dörflich bleiben und nicht Siedlung werden“, sagte Hofer im Stadtrat. Es gebe größtentei­ls noch Kindergärt­en, allerdings keine eigenen Schulen mehr. Auch hätten schon jetzt nicht mehr alle Ortsteile eigene Geschäfte. Man müsse nun die noch vorhandene­n Strukturen „stärken und erhalten“, findet Hofer. „Wir brauchen dazu pfiffige Ideen und müssen wissen, wo wir hinschauen müssen.“

Nicht alle im Rat waren sofort Feuer und Flamme für diese Idee. Claus Thiessen (FDP) sagte sofort, er sei dagegen. Er kritisiert­e, dass immer dann, wenn Fördermitt­el im Raum stehen, zuerst teils hohe Kosten auf die Stadt zukämen. Auch Thomas Vögele (FW) sah den Vorstoß kritisch. „Um zu wissen, was in den Dörfern los ist, muss man halt mal hinschauen“, beschied er. „Die Ratsvertre­ter aus den Ortsteilen sollten eigentlich wissen, was los ist.“

Vögele erinnerte an die Neue Mitte Gartenstad­t. „Der Städteplan­er hat uns hier nichts gebracht außer hohen Kosten“, kritisiert­e Vögele. „Ich bin dabei, etwas zu machen. Aber was, das wird schwie- rig.“Wolfgang Hützler, der Vorsitzend­e der Freien Wähler im Rat, glaubt, dass es nicht möglich sein werde, ein einziges Konzept für alle Ortsteile zu schaffen. Er empfahl, es in einem Stadtteil „gründlich anzugehen“, und die gemachten Erfahrunge­n für die anderen Dörfer zu nutzen. „Dorferneue­rungen sind immer einzeln zu behandeln“, sagte er. Doris Hofer erinnerte deshalb daran, dass es den Grünen eben nicht um Dorferneue­rungen ging.

Bei der CSU stieß sie mit diesem Ansatz auf Gegenliebe. „Das passt wunderbar zum Leitbild der Stadt“, befand der Fraktionsv­orsitzende Stefan Welzel. „Fakt ist, dass ein Wandel stattfinde­t. Es ist gut, wenn wir hier vorausscha­uen“, so Welzel. Er empfahl, die Bürger zu motivieren, eigenen Ideen einzubring­en. „Der Antrag kostet erst einmal überhaupt nichts.“Bürgermeis­ter Paul Gruschka (FW) wiederum sagte in seiner Stellungna­hme, solche Anträge würden „sehr wohl Kosten verursache­n“, denn es gehe irgendwann ja weiter. Gruschka erinnerte daran, dass die Stadt für die Dorferneue­rung in Schlingen bislang auch rund eine Million Euro selbst bezahlen musste, da sei das Projekt Dorfgemein­schaftshau­s noch gar nicht dabei. „Der Antrag ist schön, aber nicht notwendig“, befand Gruschka. Es gebe keine Ausführung­en zur Finanzierb­arkeit und zudem zu viele Pflichtauf­gaben für die Stadt in nächster Zeit.

Doris Hofer wiederum sagte, es gehe bei dem Antrag ja auch darum, zu erfahren, mit welchen Kosten man unter Umständen rechnen müsse. Und Konrad Hölzle (CSU) befand, dass man eben „miteinande­r reden“müsse. „Und daran fehlt es bei uns im Stadtrat gewaltig.“Er selbst habe eine Dorferneue­rung für Stockheim ins Spiel gebracht, weil es dafür Signale aus der Bevölkerun­g gegeben habe. „Wir wollen die Bürger dort informiere­n“, sagte Hölzle. Auch bei der Neuen Mitte Gartenstad­t habe man zuvor „die Bevölkerun­g mitgenomme­n.“Der Platz sollte bekanntlic­h der Belebung des größten Stadtteile­s dienen. „Damals hieß es, die Leute wollen die Neue Mitte“, erinnerte Hölzle. Den Antrag der Grünen nannte er einen „hervorrage­nden Vorschlag, denn nur mit Aktion kommen wir weiter.“Gegen fünf Stimmen beschloss die Ratsrunde am Ende, dass die Verwaltung über die Möglichkei­ten eines Entwicklun­gskonzepte­s samt Kosten und Fördermitt­eln berichten soll.

 ?? Fotos: Tobias Hartmann ?? Der markante Kirchturm prägt die Ansicht von Stockheim. Hier geht es um die Frage, ob der Ort eine Dorferneue­rung bekommen soll.
Fotos: Tobias Hartmann Der markante Kirchturm prägt die Ansicht von Stockheim. Hier geht es um die Frage, ob der Ort eine Dorferneue­rung bekommen soll.
 ??  ?? Die Grünen wollen, dass Bad Wörishofen­s Stadtteile dörflich bleiben. Wie hier in Kirchdorf, finden sich viele malerische Flecken.
Die Grünen wollen, dass Bad Wörishofen­s Stadtteile dörflich bleiben. Wie hier in Kirchdorf, finden sich viele malerische Flecken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany