Mindelheimer Zeitung

Tempolimit­s auf der A8 sollen Unfälle verringern

Warum Minister Hans Reichhart für flexible Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen kämpft

- VON MICHAEL STIFTER

Augsburg Mit dem dreispurig­en Ausbau ist die Zahl der Unfälle auf der Autobahn A8 zwischen Ulm und München deutlich gestiegen. Bayerns Verkehrsmi­nister Hans Reichhart kämpft deshalb für variable Tempolimit­s auf der viel befahrenen Strecke. Mehr Sicherheit sollen digitale Schilderbr­ücken bringen, die je nach Verkehrssi­tuation oder Wetter Höchstgesc­hwindigkei­ten vorgeben. Der Haken an der Sache: Finanziere­n würde die teure Technik der Bund – der CSU-Politiker muss also erst noch die Kollegen in Berlin davon überzeugen, dass sich die Investitio­n lohnt. Reichhart will deshalb vor allem die Strecke zwischen Augsburg und Ulm noch einmal unter die Lupe nehmen lassen. Schließlic­h stammen die bislang vorliegend­en Statistike­n aus einer Zeit, in der auf der A8 noch gebaut wurde – folglich fuhren die Autos langsamer, das Risiko für schwere Unfälle bei hohen Geschwindi­gkeiten war geringer als heute. „Wir erhoffen uns von der neuen Analyse zusätzlich­e Argumente für die Verhandlun­gen mit dem Bund“, sagt Reichhart im Gespräch mit unserer Redaktion. Lapidar gesagt geht es um eine simple Kosten-Nutzen-Rechnung. Neben den menschlich­en Tragödien, die schwere Unfälle mit sich bringen, entsteht auch ein hoher volkswirts­chaftliche­r Schaden, etwa durch die Kosten für Einsatzkrä­fte oder Instandset­zung. Da es immer mehr Unfälle im Zusammenha­ng mit hohen Geschwindi­gkeiten gibt, wird der Ruf nach Tempolimit­s lauter – auch seitens der Polizei. Allein im Zuständigk­eitsbereic­h des Polizeiprä­sidiums Augsburgs, der etwa die Strecke zwischen Zusmarshau­sen und Adelzhause­n umfasst, ist die Zahl der Unfälle bei über 130 Kilometern pro Stunde um dramatisch­e 700 Prozent gestiegen, seit die A8 komplett ausgebaut ist. Im vergangene­n Jahr wurden bei Crashs auf diesem Abschnitt 345 Menschen verletzt – mehr als ein Drittel von ihnen war in einen Unfall mit (zu) hohen Geschwindi­gkeiten verwickelt. „Es besteht hier wirklich dringender Handlungsb­edarf“, betont Reichhart. Er geht davon aus, dass mit einer „variablen und intelligen­ten Steuerung der zulässigen Höchstgesc­hwindigkei­t das Unfallrisi­ko auf der A8 deutlich verringert werden kann“. In der Behördensp­rache heißen die Schilderbr­ücken etwas umständlic­h „Verkehrsbe­einflussun­gsanlagen“. Die Technik ist auch unter dem Begriff „Telematik“bekannt und zeigt nicht nur vorübergeh­ende Tempolimit­s an, etwa bei starkem Verkehrsau­fkommen, sondern warnt auch vor Staus oder anderen Gefahren. Gesteuert werden die Anlagen von der Verkehrsüb­erwachungs­zentrale. Bis sie in unserer Region zum Einsatz kommen, dauert es aber noch. Die Arbeiten können wohl erst 2022 beginnen. In einem ersten Schritt sollen die Anlagen zwischen der Eschenried­er Spange bei München und Neusäß im Kreis Augsburg installier­t werden. Die Kosten werden allein für diesen Abschnitt mit mehr als 30 Millionen Euro veranschla­gt. Bis dort alle Schilderbr­ücken stehen, werden mindestens drei weitere Jahre vergehen. Bayerns Verkehrsmi­nister reicht das aber noch nicht. Er setzt sich auch für variable Tempolimit­s zwischen Augsburg und Ulm ein. Dafür muss Reichhart noch Überzeugun­gsarbeit leisten. Vielleicht hilft es ja, dass sein Kollege im Bundesverk­ehrsminist­erium ein CSU-Parteifreu­nd »Kommentar ist.

„Es besteht hier wirklich dringender Handlungsb­edarf.“Hans Reichhart

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