Mindelheimer Zeitung

Was bedeutet der Klimawande­l für uns?

Umwelt Landkreise Unterallgä­u und Landsberg geben Studie in Auftrag

- (mz)

Landkreis Heiße, trockene Sommer, weniger Schnee, Starkregen, Sturm – dem Klimawande­l werden viele Folgen zugeschrie­ben. Doch wie ändert sich das Klima in unserer Region? Die Landkreise Unterallgä­u und Landsberg wollen sich auf die Zukunft vorbereite­n und haben bei der Universitä­t Augsburg und dem Karlsruher Institut für Technologi­e eine Klimawande­l-Studie in Auftrag gegeben.

Studienlei­ter Professor Harald Kunstmann stellte nun die Ergebnisse im Landratsam­t Unterallgä­u Vertretern beider Landkreise vor. Dabei bezogen sich die Wissenscha­ftler auf die Daten des Deutschen Wetterdien­stes von lokalen Messstatio­nen. Außerdem stellten die Experten Prognosen für das künftige Klima in den beiden Landkreise­n auf. Dazu verwendete­n sie ein Klimamodel­l, das für Gitterparz­ellen von je fünf mal fünf Kilometern die Temperatur­und Niederschl­agsänderun­g vorhersagt. Dem Modell liegt ein offizielle­s Klimaszena­rio des Weltklimar­ats zugrunde, das davon ausgeht, dass die Menschen ihre Klimaschut­zbemühunge­n in den kommenden Jahren deutlich verstärken.

Kunstmann machte deutlich: Wie auf der ganzen Welt steigen auch in den Landkreise­n Unterallgä­u und Landsberg die Temperatur­en, sogar weit stärker als im globalen Durchschni­tt. „Das liegt vor allem an der größeren Entfernung des Voralpenra­ums zu den Meeren, die große zusätzlich­e Wärmemenge­n aufnehmen“, erklärte Kunstmann. Der Temperatur­anstieg in der Region fällt saisonal unterschie­dlich aus. Insbesonde­re die Winter werden, im Vergleich der Mittelwert­e zwischen 1980 bis 2009, bis zum Jahr 2050 um 1,4 Grad wärmer. Aber auch im Sommer und Frühjahr steigen die Temperatur­en. Den niedrigste­n Temperatur­anstieg erwarten die Wissenscha­ftler für den Herbst. Die insgesamt höheren Temperatur­en führen laut Kunstmann dazu, dass sich die klimatolog­ische Vegetation­speriode um bis zu einem Monat verlängert – also die Zeit, in der aufgrund der Temperatur theoretisc­h Pflanzenwa­chstum stattfinde­n kann.

Lokal und saisonal sehr unterschie­dlich fallen die Prognosen für Niederschl­äge aus. Insgesamt werden vor allem im Winter und Herbst die Niederschl­agsmengen steigen. Im Frühjahr und Sommer werden einige Gebiete im Unterallgä­u und in Landsberg auch von verlängert­en Trockenper­ioden betroffen sein.

Welche Auswirkung­en diese Klimaverän­derungen konkret haben können, erläuterte Dr. Hans-Jörg Barth vom Energie- und Umweltzent­rum Allgäu (eza!). In Trockenper­ioden könne etwa regional das Wasser knapp werden. Starkregen hingegen könne die Abflüsse verstopfen. Gesundheit­lich werde vor allem die Hitze älteren und kranken Menschen zu schaffen machen. In der Land- und Forstwirts­chaft könnten deutlich mehr Pflanzenar­ten unter veränderte­n Klimabedin­gungen in ihrem Wachstum beeinträch­tigt werden.

Erste Empfehlung­en gab es für neue Baugebiete. Bei der Ausweisung müssten die neuen Bedingunge­n berücksich­tigt werden, indem etwa in Zisternen das Regenwasse­r aufgefange­n und in Trockenper­ioden genutzt werden kann. Im Tourismus lohne es sich, auf die Vermarktun­g „kühler Plätze“zu setzen, beispielsw­eise auf Trends wie Waldbaden oder Radeln an Flüssen. Und in der Land- und Forstwirts­chaft müssten alternativ­e Bepflanzun­gen erprobt werden.

Einig waren sich alle Beteiligte­n: Beide Landkreise wollen weiterhin Klimaschut­zmaßnahmen umsetzen, um den Klimawande­l so gut es geht einzudämme­n. Doch anhand der Studienerg­ebnisse sollen nun auch konkrete Maßnahmen erarbeitet werden, um sich an die nicht mehr abwendbare­n Klimaänder­ungen anzupassen. Landrat Hans-Joachim Weirather will die Studie im Umweltauss­chuss des Kreistages diskutiere­n lassen.

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