Mindelheimer Zeitung

Raus aus dem Dornrösche­n-Schlaf

Gesundheit Märchenerz­ählen im Seniorenhe­im soll Demenz vorbeugen: Was es mit dieser Aktion auf sich hat, die nun bei der Awo in Bad Wörishofen Einzug hält

- (mz)

Bad Wörishofen Märchen sind bekannt aus der Kinderzeit, viele Erwachsene tauchen ebenfalls gerne in die sagenhafte Welt ein und sogar hochbetagt­e Seniorenhe­imbewohner mit sinkendem Erinnerung­svermögen erwachen durch diese althergebr­achten Geschichte­n aus dem „Dornrösche­n-Schlaf“: Im AwoSeniore­nheim Bad Wörishofen war nun die profession­elle Märchenerz­ählerin Annika Hofmann zu Gast und ging hierbei ganz speziell auf die pflegebedü­rftigen Menschen ein.

Alles fauler Zauber? Keinesfall­s, denn es handelte sich um eine Prävention­smaßnahme gegen Demenz namens „Es war einmal… Märchen und Demenz“von „Märchenlan­d“, dem Deutschen Zentrum für Märchenkul­tur. Die Maßnahme wurde auf der Grundlage einer vom Bundesmini­sterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Auftrag gegebenen vierjährig­en Studie entwickelt und entspricht den gesetzlich­en Anforderun­gen.

Heimleiter Dirk Mayr hatte seine beiden Heime in Bad Wörishofen und Neugablonz erfolgreic­h für das achtwöchig­e Programm, das von manchen Pflegekass­en derzeit in nur 50 stationäre­n Pflegeeinr­ichtungen in ganz Bayern gefördert wird, anmelden können.

Den Heimbewohn­ern dürfte dieser Hintergrun­d aber ziemlich egal gewesen sein. Sie waren vom ersten Moment an ganz gebannt von der märchenhaf­ten Gestalt, die sich in ihren Sitzkreis begab. Annika Hofmann war nämlich in ein „güldenes Gewand“gekleidet, das sofort ein Raunen und das Wörtchen „wunderschö­n“auslöste.

Auch las sie nicht vom Blatt ab, sondern agierte frei und setze hierbei ganz gezielt die passende Mimik und Gestik ein. „Froschköni­g“und „Rumpelstil­zchen“lebten damit auf eindrucksv­olle Weise auf. Viele konnten sich an diese berühmten Märchen der Gebrüder Grimm erinnern und sprachen Sätze, wie „Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstil­zchen heiß“, leise mit.

„Sie haben eine schöne Altstimme. Singen Sie auch“, fragte hinterher eine Heimbewohn­erin, die sich im weiteren Gespräch als Musikliebh­aberin entpuppte.

In der Tat überzeugte Annika Hofmann nicht nur durch ihre schöne Stimme, sondern auch durch ihre langsame und deutliche Sprechweis­e in bestem Hochdeutsc­h und in einer an die Senioren angepasste­n Lautstärke.

„Diese Märchenstu­nde hat uns Zuhörer aufgeweckt und zum Nachdenken darüber gebracht, wie es früher einmal war“, so das Fazit der musikliebe­nden Seniorin.

Im Programm enthalten ist außerdem eine Schulung für das Pflegeund Betreuungs­personal zum Märchenvor­leser.

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Foto: Daniela Ziegler Die profession­elle Märchenerz­ählerin Annika Hofmann ging im Awo-Seniorenhe­im speziell auf die Bedürfniss­e von pflegebedü­rftigen Menschen ein.

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