Mindelheimer Zeitung

Den Latin-Lover will er nicht mehr spielen

Antonio Banderas bediente einst einen bestimmten Typus im Hollywood-Kino. Inzwischen ist die Palette des Spaniers breiter, wie sein Film zeigt

- Stefan Dosch

Latin Lover – für Antonio Banderas ist das ein „lästiges Etikett“. Aber auch ein nützliches, möchte man hinzufügen, steht es doch für einen begehrten Typus. Der südländisc­h aussehende, feurig und durchaus auch ein wenig animalisch wirkende Mann ist nun mal ein Charakter, auf den das Kino nicht verzichten mag. Der im spanischen Málaga geborene Banderas hat es mit diesem Rollenzusc­hnitt zur Hollywood-Größe gebracht. Das fing 1992 an mit dem Film „Mambo Kings“, für dessen Dreh der Schauspiel­er noch gar nicht richtig Englisch konnte und sich deshalb den Text rein phonetisch beibringen musste, und ging über „Das Geisterhau­s“und „Evita“bis hin zu zwei Auftritten als maskierter Rächer „Zorro“.

Dass Banderas aber nicht immer nur der glutäugige Draufgänge­r sein

wollte, vernahm man spätestens durch seine Sprecherro­lle in dem Animations­streifen „Shrek 2“. Als gestiefelt­er Kater nahm er da das Zorro-Image gehörig auf die Schippe – mit derartigem Erfolg, dass der Kater gleich noch einen eigenen Film bekam. Überhaupt dürfte Banderas im internatio­nalen Maßstab der erfolgreic­hste spanische Schauspiel­er sein, auch wenn ihm der Kollege Javier Bardem dicht auf den Fersen ist.

Eigentlich träumte der junge Antonio von einer Fußballer-Karriere, doch wegen einer Verletzung verlegte er sich auf die Schauspiel­erei. In Madrid geriet er in den Bannkreis eines Regisseurs, der in der

Zeit nach dem Ende der Franco-Diktatur begonnen hatte, ebenso bunte wie schrille Filme zu drehen: Pedro Almodóvar. Der besetzte Banderas mal als schwulen iranischen Terroriste­n, mal als Stierkampf­lehrling oder auch als Psychopath­en, der eine Pornodarst­ellerin entführt. Und in dem Maß, in dem der Regisseur zunehmende Beachtung fand, gelang dies auch seinem Darsteller, bis eben dahin, dass bei Banderas Anfang der 90er Jahre Hollywood an die Tür klopfte.

Doch obwohl er im USFilmbusi­ness fest Fuß fassen konnte und in den Staaten schon bald die Schauspiel­erin Melanie Griffith ehelichte (von der er seit 2014 wieder getrennt ist), verlor Banderas nie seine Heimat aus den Augen. Nicht nur, dass er im Norden Spaniens ein Weingut besitzt. Er nahm auch die alten Bande zu Almodóvar wieder auf, der längst gereift ist zu einem der großen Melodramat­iker des Kinos. Das war schon 2012 so, als Banderas in „Die Haut, in der ich wohne“auf fasziniere­nde Weise einen modernen Dr. Frankenste­in verkörpert­e. Und wiederholt sich jetzt mit Almodóvars „Leid und Herrlichke­it“, der am Donnerstag in die Kinos kommt. Beim Filmfest in Cannes wurde Banderas im Frühjahr als bester Hauptdarst­eller ausgezeich­net für seine Darstellun­g eines alt gewordenen und von Krankheit gezeichnet­en Regisseurs.

Der Latin Lover jedenfalls scheint langsam zu verblassen. Am 10. August wird Banderas 59 – und ist damit im besten Alter für vielschich­tige Charakterr­ollen. Das Potenzial dazu hat er.

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Foto: dpa

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