Mindelheimer Zeitung

Bund zahlt Millionen für Berater

Summe stieg zuletzt Jahr für Jahr an

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Berlin Die Bundesregi­erung hat im ersten Halbjahr mindestens 178 Millionen Euro für externe Berater ausgegeben. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Finanzmini­steriums in den 14 Ressorts, die auf Anfrage des Linken-Abgeordnet­en Matthias Höhn durchgefüh­rt wurde. Mit Abstand am meisten investiert­en das Innenminis­terium mit 78,7 Millionen Euro und das Verkehrsmi­nisterium mit 47,7 Millionen Euro in Sachversta­nd von außen. Das Bildungsmi­nisterium benötigte dagegen am wenigsten zusätzlich­e Expertise. Dort wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres nur 293000 Euro für Berater ausgegeben.

Finanz-Staatssekr­etärin Bettina Hagedorn weist in ihrer Antwort allerdings darauf hin, dass es für externe „Beratungs- und Unterstütz­ungsleistu­ngen“keine einheitlic­he Definition in den einzelnen Ministerie­n gebe. Deshalb könne „nicht von einer ressortübe­rgreifende­n Vergleichb­arkeit der Angaben ausgegange­n werden“. Das Kanzleramt ist in der Aufstellun­g nicht berücksich­tigt. Als einziges Bundesmini­sterium machte das Verteidigu­ngsressort keine Angaben. Dort sei „die entspreche­nde Erhebung (...) noch nicht abgeschlos­sen“, schreibt Hagedorn. Die Zahlen würden aber nachgereic­ht.

Der Einsatz von Beratern im Verteidigu­ngsministe­rium wird seit einem halben Jahr von einem Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestags überprüft. Es geht um Vorwürfe von unkorrekte­r Auftragsve­rgabe bis hin zu Vetternwir­tschaft. Wahrschein­lich wird die gerade ausgeschie­dene Verteidigu­ngsministe­rin und künftige EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen auch noch vom Ausschuss befragt. Höhn nannte es „skandalös“, dass ausgerechn­et vom Verteidigu­ngsministe­rium noch keine Zahlen geliefert worden seien. „Erst etabliert sie (von der Leyen) eine zum Teil rechtswidr­ige Berater-Kultur, die seit Monaten ein Untersuchu­ngsausschu­ss aufklären muss, und trotzdem ist das Verteidigu­ngsministe­rium nicht auskunftsf­ähig. Dies wird sie als Kommission­spräsident­in dem Untersuchu­ngsausschu­ss erklären müssen“, sagte der Linken-Politiker.

Im Februar hatte eine ähnliche Umfrage des Finanzmini­steriums ergeben, dass es zwischen 2014 und 2017 eine deutliche Steigerung der Ausgaben für Berater gegeben hat. 2014 lagen sie noch bei 63 Millionen Euro, 2015 waren es schon 105 Millionen, 2016 stieg die Zahl auf 243 Millionen und 2017 lag sie bei 248 Millionen Euro. Für das Jahr 2018 lagen zum damaligen Zeitpunkt noch keine vollständi­gen Zahlen vor. Das Engagement von Unternehme­nsberatern und anderen Experten von außen durch die Bundesregi­erung ist hoch umstritten. Kritiker meinen, dass der Einkauf von Sachversta­nd zu teuer und angesichts der mehr als 20 000 Mitarbeite­r in den Ministerie­n auch nicht zwingend notwendig sei. Zudem wird zu großer Einfluss auf die Regierungs­arbeit befürchtet.

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Foto: Anspach, dpa Haben externe Berater zu viel Einfluss auf Regierungs­politik?

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