Mindelheimer Zeitung

Libra muss verhindert werden

- VON CHRISTIAN GRIMM gch@augsburger-allgemeine.de

Man könnte darauf hoffen, dass die Internetnu­tzer mündig sind. Wer dem Datenstaub­sauger Facebook vertraut und noch mehr Macht verleihen will, könnte ab nächstem Jahr auch seine Zahlungen mit dem elektronis­chen Geld des US-Konzerns abwickeln. Zwar wird es nach dem Stand der Dinge für den Notfall keine Einlagensi­cherung für die Guthaben wie bei Banken geben, aber die Verbrauche­r kennen ja das Risiko. Immerhin verspricht das Unternehme­n, dass der Wert seiner Libra durch Kopplung an einen Korb echter Währungen stabil gehalten werden soll. Das Überweisen von Geld oder das Bezahlen von Rechnungen wird sicher kinderleic­ht funktionie­ren. Bequemlich­keit ist Trumpf.

Aber die Erfahrunge­n aus der Finanzkris­e zeigen, dass die Verbrauche­r

eben nicht bestens über Risiken informiert sind und im Notfall viel Geld verlieren. Zur Wahrheit gehört dazu, dass auch Banken und Fonds wie im Kasino gezockt haben und von den Staaten mit Milliarden gerettet werden mussten. Sie waren „too big to fail“, also zu groß, um sie untergehen zu lassen.

Mit der Einführung einer Digitalwäh­rung würde Facebook ebenfalls binnen kurzer Zeit zu groß, um in der nächsten Finanzkris­e im Falle einer drohenden Pleite insolvent zu gehen. Der Politik bliebe wenig anderes übrig, als das Unternehme­n aufzufange­n, wenn die Guthaben von hunderten Millionen Nutzern im Feuer stehen. Aktuell hat Facebook zwischen 2,3 und 2,4 Milliarden Nutzer – fast ein Drittel der Weltbevölk­erung. Die Ausgabe von Währungen sollte in den Händen der Zentralban­ken bleiben, die sie im Zweifel stützen können.

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