Zu viele Häuser auf dem Land
Fehlentwicklung auch in Schwaben
Augsburg Dass in deutschen Großstädten viel weniger Wohnungen gebaut als benötigt werden, mit diesem Ergebnis einer Studie hat diese Woche das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) große Aufmerksamkeit erregt. Dort heißt es aber auch, dass auf dem Land aber häufig mehr neue Häuser entstehen als notwendig wäre. Leerstände in Ortskernen seien die Folge. Diese Entwicklung zeigt sich der Studie zufolge auch in unserer Region.
Die Stadt Augsburg hängt ebenfalls hinterher – zumindest, was den Wohnungsmarkt betrifft: Bis 2020 werden hier knapp 1800 neue Wohnungen benötigt. Davon wurden bisher aber nur 1200 fertiggestellt: 600 Einheiten zu wenig also. Insgesamt seien 70 Prozent des Wohnbedarfs gedeckt. Augsburg steht mit diesem Problem nicht alleine da. Vielmehr reiht sich die Stadt in eine bundesweite Entwicklung ein. Auch in Städten wie Köln, München und Stuttgart bleibt die Zahl der Neubauten hinter dem Bedarf zurück.
Ganz anders sieht es auf dem Land aus, berichten die Autoren. Dort werde teilweise zu viele Wohnraum gebaut – auch in Bayern und auch in unserer Region.
Im Kreis Dillingen an der Donau zum Beispiel wurden der IW-Studie zufolge mehr als zwei Drittel der Wohnungen mehr gebaut, als erforderlich sind. Auch im Kreis Günzburg ist der Bedarf mit 147 Prozent mehr als gedeckt. Ähnlich sieht es im Allgäu aus. Ein besonders großes Missverhältnis besteht der Studie zufolge im Unterallgäu, wo auf 864 gebaute Wohnungen ein ermittelter Bedarf von 583 bis zum Jahr 2020 kommt – das sind 281 Einheiten mehr als notwendig. Einzige Ausnahme der Region ist der oberbayerische Kreis Landsberg am Lech. Die Nähe zu München schlägt sich in einem Missverhältnis von Angebot und Bedarf nieder: 561 Wohnungen wurden hier bislang fertiggestellt, gebraucht werden 714.
Am Ende bleibt es ein Dilemma: Während es vor allem in den Städten zu einem Engpass an Wohnraum kommt, gibt es in ländlichen Regionen zu viel. Wie die Autoren der Studie, Ralph Henger und Michael Voigtländer, erklären, verlieren Stadt- und Dorfzentren durch Neubaugebiete vor den Türen von Kleinstädten an Bedeutung. Das Leerstand-Problem verschärfe sich.