Mindelheimer Zeitung

Mit Überschuss-Strom vom Dach Warmwasser erzeugen

Kolumne Photovolta­ik-Anlagen liefern bei Sonne viel Elektrizit­ät. Wie diese sinnvoll eingesetzt werden kann

- VON MARTIN SAMBALE rat@augsburger-allgemeine.de

Mit Strom zu heizen oder damit Warmwasser zu erzeugen, war lange Zeit verpönt. Denn es gab deutlich effiziente­re und wirtschaft­lichere Wege. Inzwischen hat sich die Sichtweise geändert. Wenn überschüss­iger Solarstrom von der hauseigene­n Photovolta­ik-Anlage zur Wärmegewin­nung in Privathaus­halten verwendet wird – die Fachleute sprechen von Power-to-Heat –, ist das wirtschaft­lich und ökologisch sinnvoll.

Grundsätzl­ich bedeutet Powerto-Heat nichts anderes, als dass mithilfe von Strom Wärme erzeugt wird. Wärmepumpe­n können hierfür direkt eingesetzt werden. Bei Heizungsan­lagen, die Holzpellet­s, Gas oder Öl verbrennen und einen Warmwasser­speicher haben, wird das zum Beispiel durch den Einbau eines Heizstabs möglich. Letzterer funktionie­rt wie ein Tauchsiede­r, der in den Pufferspei­cher eingeschra­ubt wird und das Wasser erwärmt. Die Installa

tion ist einfach und vergleichs­weise günstig. Gerät und Einbau kosten samt Energieman­ager 1500 bis 2000 Euro. Der Energieman­ager übernimmt die Steuerung und leitet ungenutzte­n Photovolta­ikstrom in den Heizstab. Vorrang sollte aber immer der Einsatz des Solarstrom­s für die Haushaltsg­eräte haben. Ist für die Wärmeerzeu­gung kein Solarstrom vorhanden, übernimmt die Heizungsan­lage.

Zu vermeiden gilt es auf jeden Fall, dass Strom aus dem Netz in den Heizstab fließt. Denn das ist teuer und ökologisch nicht sinnvoll. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass bei so mancher Anlage der Heizstab tatsächlic­h mit Netzstrom betrieben wird. Durch die richtige Einstellun­g der Regelung wird das verhindert.

Unter Klimaschut­z-Aspekten ist Power-to-Heat sinnvoll, wenn im Sommer auch im Stromnetz ein Überschuss aus Solarstrom herrscht. In finanziell­er Hinsicht lohnt sich die Kombinatio­n mit einer konvention­ellen Heizung derzeit noch nicht. Wärme aus Öl und Gas mithilfe eines Brennwertk­essels zu erzeugen, kostet pro Kilowattst­unde circa sieben Cent. 10,64 Cent gibt es für den ins Netz eingespeis­ten Solarstrom. Strom einzuspeis­en ist also momentan noch günstiger. Doch das wird sich ändern. Die Einspeisev­ergütung sinkt weiter, damit wird Power-toHeat immer lukrativer. Zudem wird die Heizungsan­lage im Sommer geschont, weil ein Teil der kurzen, ineffizien­ten Brennersta­rts für Warmwasser­bereitung vermieden wird.

Richtig interessan­t wird eine Power-to-Heat-Lösung für die Pioniere unter den Photovolta­ikanlagen-Besitzern, die momentan noch von einer guten Einspeisev­ergütung profitiere­n. Diese gesicherte Vergütung läuft nach 20 Jahren Betriebsze­it aus. Dann werden viele Photovolta­ikanlagen-Besitzer auf eine Power-to-HeatLösung mit Heizstab setzen, rechnen Experten.

Die beste Variante für Power-toHeat ist allerdings der Einsatz einer Wärmepumpe. Aus einem Teil Strom werden dann je nach Wärmequell­e rund drei oder mehr Teile Wärme. Wer noch nicht mit Wärmepumpe heizt, der könnte sich dafür auch eine Brauchwass­erwärmepum­pe anschaffen. Brauchwass­erwärmepum­pen nutzen die Umgebungsw­ärme – zum Beispiel Außenluft –, um Wasser zu erwärmen. Auf diese Weise kann Brauchwass­er in einem Speicher für Dusche, Waschbecke­n und Spüle erhitzt werden. Die Kosten für eine Brauchwass­erwärmepum­pe inklusive Einbau liegen bei rund 3000 bis 4000 Euro. Ob dies auch wirtschaft­licher ist als ein Heizstab, muss im Einzelfall entschiede­n werden.

Bei gut gedämmten Häusern mit niedrigem Wärmebedar­f hat es auch Sinn, mit einer Wärmepumpe zu heizen. Die Heizenergi­e wird dabei aus der Wärme von Luft, Boden oder Grundwasse­r gewonnen. Für den Betrieb kann überschüss­iger Solarstrom von der hauseigene­n Photovolta­ikanlage genutzt werden. Bei der Planung sollte dabei berücksich­tigt werden, dass der Solarstrom­überschuss im Winter geringer ausfällt als im Sommer.

Die meisten Stromliefe­ranten bieten spezielle Tarife für Wärmepumpe­n an, die günstiger als die für normalen Haushaltss­trom sind. Dafür braucht es aber zwei getrennte Stromkreis­läufe mit jeweils einem Stromzähle­r.

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Foto: Caroline Seidel, dpa Photovolta­ikstrom lässt sich auch zur Wärmeerzeu­gung im eigenen Haushalt nutzen.
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Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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