Hoeneß plant seinen Rückzug
Fußball Knaller auf der USA-Reise: Er will im Herbst nicht mehr für das Präsidentenamt kandidieren. Wer sein Nachfolger werden soll und warum Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge Trainer Niko Kovac gut verstehen kann
Kansas City Der FC Bayern München steht vor einem tiefen Einschnitt: Stimmen die Informationen der Bild-Zeitung vom späten Dienstagabend, dann tritt Präsident Uli Hoeneß im November nicht noch einmal zur Wahl an. Der Verein wollte dies zunächst nicht bestätigen „Von unserer Seite gibt es dazu keinen Kommentar“, sagte Mediendirektor Stefan Mennerich in Kansas City auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die Mannschaft des Deutschen Meisters befindet sich gerade auf einer USA-Reise. In der Nacht zum Mittwoch (deutsche Zeit) stand noch ein abschließendes Spiel gegen den AC Mailand an.
Dem Bild-Bericht zufolge wird Hoeneß auch auf den Vorsitz im Aufsichtsrat verzichten. Für seine bisherigen Posten will der 67-Jährige offenbar den stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden und früheren Adidas-Chef Herbert Hainer, 65, vorschlagen. Dieser soll den FC Bayern künftig mit Oliver Kahn führen, der schon als Nachfolger des Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge feststeht. Der langjährige Bayern-Macher Hoeneß wollte sich am Dienstag nicht äußern, auch Rummenigge war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar. Neben Hoeneß’ Wunsch, künftig etwas kürzerzutreten, soll auch die Kritik an seiner Person auf der vergangenen Mitgliederversammlung zur Entscheidung beigetragen haben, sich zurückzuziehen.
Zuvor hatte Karl-Heinz Rummenigge die diesjährige USA-Reise des FC Bayern als bislang beste Werbetour des deutschen Fußball-Rekordmeisters nach Asien oder in die Vereinigten Staaten bezeichnet. „Das war die rundeste, interessanteste und erfolgreichste Tour“, sagte der Vorstandsvorsitzende vor dem Mailand-Spiel. Auf der Reise sei der „perfekte Spagat“zwischen den Interessen des Vereins und dem Sport gelungen. Insbesondere das 3:1 gegen Real Madrid habe gezeigt, „dass wir eine tolle Mannschaft haben“. Trotzdem bleibe es das Ziel, weiterhin noch den einen oder anderen Transfer zu bewerkstelligen.
Rummenigge dementierte Meldungen aus Spanien, wonach der deutsche Rekordmeister ein Angebot für den spanischen U21-Europameister Marc Roca von Espanyol Barcelona abgegeben habe. „Es hat keinen Kontakt oder Verhandlunmit dem Klub gegeben“, erklärte Rummenigge. Roca soll per Ausstiegsklausel für 40 Millionen Euro wechseln können, die Bayern wollen den Preis angeblich drücken.
Rummenigge gestand auch ein, dass Trainer Niko Kovac in den vergangenen Monaten durchaus gefordert war. „Das erste Jahr bei Bayern München war für Niko nicht immer vergnügungssteuerpflichtig, aber lehrreich“, so Rummenigge.
Sehr positiv äußerte sich der 63-Jährige über die Entwicklung von Abwehrspieler Jérôme Boateng in der Saisonvorbereitung. „Wie sich Jérôme innerhalb der Mannschaft und des Klubs bewegt hat, war sehr positiv. Er hat Pluspunkte gesammelt“, erklärte Rummenigge. Der 30 Jahre alte Innenverteidiger sollte ursprünglich im Sommer gehen. In der Hierarchie, die sich nach den Abgängen zahlreicher Topspieler wie Mats Hummels, Arjen Robben und Franck Ribéry neu herausgen bilden soll, rückte Rummenigge Nationalspieler Niklas Süle in den Fokus. Es sei nun die Aufgabe des 23-Jährigen, „Boss in der Abwehr zu werden“. An der Spitze sieht Rummenigge Kapitän Manuel Neuer, 33,, „für mich nach wie vor der beste Torwart der Welt“. Und er lobte Torjäger Robert Lewandowski, 30. Er sei „eine Persönlichkeit, die auch mal den Finger in die Wunde legt. Das sind mir die liebsten Spieler“.