Mindelheimer Zeitung

In Spanien gibt’s die dritte Liga im Schlussver­kauf

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

In Spanien schlägt jetzt die Stunde der ambitionie­rten Hobbyverei­ne: Wer ein bisschen Kleingeld – sagen wir 450 022 Euro – übrig hat, kann sich damit einen Startplatz in der Segunda Division B kaufen. Das ist immerhin die dritte Liga des Landes, in der die Reservetea­ms des FC Barcelona und des FC Valencia spielen. Möglich macht das die kurzfristi­ge Insolvenz des CF Reus. Der wäre eigentlich als Absteiger aus der zweiten Liga für die neue Spielzeit eingeplant gewesen. Weil der Klub eine Bürgschaft aber nicht hinterlege­n konnte, geht es runter in die vierte Liga – und in der Segunda B ist ein Platz frei.

Das Konzept des Verbandspr­äsidenten Luis Rubiales: Wer Interesse hat, sollte bis Donnerstag zuschlagen – oder kann auch pokern. Denn wenn bis dahin kein Klub die geforderte Summe auf den Tisch legt, ist das der Start zu einer Rabattakti­on: Der Preis würde auf die Hälfte fallen. Dritte Liga im Schlussver­kauf sozusagen.

Kommt in den zwei Tagen immer noch kein Käufer, fällt die Summe nochmals auf die Hälfte, also 110000 Euro. Wer da nicht zuschlägt – selbst schuld.

Dass ein Startplatz in einer Liga nicht nur nach rein sportliche­n Gesichtspu­nkten vergeben wird, ist in anderen Sportarten durchaus Usus – in der Deutschen Eishockey Liga erhielt zuletzt Bremerhave­n 2016 eine frei gewordene Lizenz für die Spielklass­e, in der Formel 1 sitzt der Kanadier Lance Stroll auch deswegen in einem Cockpit, weil sein Vater an dem Rennstall Racing Point beteiligt ist; in der Tischtenni­s-Bundesliga spielt mit dem TTC Neu-Ulm künftig ein komplett gegründete­r Klub mit.

Das Vorgehen des spanischen Verbandes ist in seiner Radikalitä­t aber ohnegleich­en: Wer als Erster die Kohle zahlt, hat den Platz – zack, aus. Auf Schutzbeha­uptungen wird komplett verzichtet. In China, wo die U20-Nationalma­nnschaft im vergangene­n Herbst ihr Experiment in der Regionalli­ga Südwest beendet hatte, wird man die Neuigkeite­n mit Interesse vernommen haben. Die Nachwuchsk­icker sollten sich so für Olympia 2020 fitmachen, zogen sich aber nach massiven Protesten wieder zurück.

Übrigens: Sollte am Ende kein Klub das Geld hinterlege­n, würde der Startplatz kostenlos und ausschließ­lich über sportliche Kriterien vergeben werden. Das wäre aber dann wirklich total verrückt.

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Luis Rubiales
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