In Spanien gibt’s die dritte Liga im Schlussverkauf
In Spanien schlägt jetzt die Stunde der ambitionierten Hobbyvereine: Wer ein bisschen Kleingeld – sagen wir 450 022 Euro – übrig hat, kann sich damit einen Startplatz in der Segunda Division B kaufen. Das ist immerhin die dritte Liga des Landes, in der die Reserveteams des FC Barcelona und des FC Valencia spielen. Möglich macht das die kurzfristige Insolvenz des CF Reus. Der wäre eigentlich als Absteiger aus der zweiten Liga für die neue Spielzeit eingeplant gewesen. Weil der Klub eine Bürgschaft aber nicht hinterlegen konnte, geht es runter in die vierte Liga – und in der Segunda B ist ein Platz frei.
Das Konzept des Verbandspräsidenten Luis Rubiales: Wer Interesse hat, sollte bis Donnerstag zuschlagen – oder kann auch pokern. Denn wenn bis dahin kein Klub die geforderte Summe auf den Tisch legt, ist das der Start zu einer Rabattaktion: Der Preis würde auf die Hälfte fallen. Dritte Liga im Schlussverkauf sozusagen.
Kommt in den zwei Tagen immer noch kein Käufer, fällt die Summe nochmals auf die Hälfte, also 110000 Euro. Wer da nicht zuschlägt – selbst schuld.
Dass ein Startplatz in einer Liga nicht nur nach rein sportlichen Gesichtspunkten vergeben wird, ist in anderen Sportarten durchaus Usus – in der Deutschen Eishockey Liga erhielt zuletzt Bremerhaven 2016 eine frei gewordene Lizenz für die Spielklasse, in der Formel 1 sitzt der Kanadier Lance Stroll auch deswegen in einem Cockpit, weil sein Vater an dem Rennstall Racing Point beteiligt ist; in der Tischtennis-Bundesliga spielt mit dem TTC Neu-Ulm künftig ein komplett gegründeter Klub mit.
Das Vorgehen des spanischen Verbandes ist in seiner Radikalität aber ohnegleichen: Wer als Erster die Kohle zahlt, hat den Platz – zack, aus. Auf Schutzbehauptungen wird komplett verzichtet. In China, wo die U20-Nationalmannschaft im vergangenen Herbst ihr Experiment in der Regionalliga Südwest beendet hatte, wird man die Neuigkeiten mit Interesse vernommen haben. Die Nachwuchskicker sollten sich so für Olympia 2020 fitmachen, zogen sich aber nach massiven Protesten wieder zurück.
Übrigens: Sollte am Ende kein Klub das Geld hinterlegen, würde der Startplatz kostenlos und ausschließlich über sportliche Kriterien vergeben werden. Das wäre aber dann wirklich total verrückt.