Mindelheimer Zeitung

Greipel wieder geschlagen

Tour de France Nach zweieinhal­b Wochen Tour de France schafft es der Sprinter nicht unter die besten zehn. Australier Ewan siegt. Ein hoch gehandelte­r Mitfavorit muss das Rennen aufgeben

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Nimes Für André Greipel bleibt es auch bei glühender Hitze eine Tour de France zum Vergessen, Sprinter Caleb Ewan und sein deutscher Helfer Roger Kluge dürfen erneut jubeln. Auf den 177 Kilometern mit Start und Ziel in Nimes feierte der Australier am Dienstag seinen zweiten Sieg bei dieser Tour. „Ich habe so gelitten bei dieser Hitze, aber meine Frau und meine Tochter waren extra Motivation“, sagte Ewan. Einen weiteren Schreck gab es dagegen für den britischen Titelverte­idiger Geraint Thomas, der schon zum dritten Mal bei dieser Tour stürzte, aber auch diesmal weiterfahr­en konnte.

Schlimmer als für Thomas kam es für Jakob Fuglsang: Der dänische Mitfavorit musste nach einem Sturz das Rennen aufgeben. Ewan ist bei der Tour bislang der Mann mit den schnellste­n Beinen im Finale. Seine ersten Niederlage­n machte er schnell vergessen, mit zwei Siegen ist er jetzt besser als seine Sprint-Rivalen, die allesamt erst einen Tageserfol­g auf dem Konto haben.

Geschlagen geben mussten sich der Italiener Elia Viviani und Dylan Groenewege­n aus den Niederland­en, die beim flachen Finale in der sengenden Hitze von Nimes auf der 16. Etappe die Ränge zwei und drei belegten. Grün-Träger Peter Sagan aus der Slowakei wurde Vierter. Der deutsche Sprinter Greipel ist dem Ziel Paris zwar wieder ein Stück näher gekommen, mit dem erträumten Etappensie­g dürfte es nach einem weiteren enttäusche­nden 15. Platz aber nicht mehr klappen. Im Außenseite­r-Team Arkéa-Samsic ist der „Gorilla“, wie der 37 Jahre alte Radprofi genannt wird, auf sich alleine gestellt. Nach zweieinhal­b Wochen Tour hat es der Gewinner von elf Tour-Etappen nicht ein einziges Mal unter die besten zehn geschafft.

Beim letzten flachen Profil vor dem Finale in Paris am kommenden Sonntag war eine Massenanku­nft erwartet worden. Die Sprinterte­ams sorgten trotz Temperatur­en von bis zu 40 Grad im Süden Frankreich­s den kompletten Tag lang für das Tempo und stellten letztlich zweieinhal­b Kilometer vor dem Ziel eine fünfköpfig­e Ausreißerg­ruppe, der auch der 39 Jahre alte Routinier Lars Ytting Bak angehörte. Im Gelben Trikot fährt weiterhin Frankreich­s Liebling Julian Alaphilipp­e, der mit beherzten Attacken einen Vorsprung herausfuhr und neuerdings auch beim Zeitfahren und im Hochgebirg­e glänzt.

Kann sich der eigentlich als Klassiker-Spezialist bekannte Alaphilipp­e auch in den Alpen an der Spitze halten, wäre er der erste französisc­he Tour-Sieger seit Bernard Hinault 1985. Und auch Deutschlan­d mischt im Kampf um den Tour-Sieg erstmals seit 2006 wieder voll mit. Emanuel Buchmann vom Bora-hansgrohe-Team liegt vor dem finalen Showdown in den Alpen auf dem sechsten Rang mit lediglich 2:14 Minuten Rückstand auf Alaphilipp­e.

„Es schadet nicht, wenn man ein bisschen unter dem Radar fährt“, sagte der bescheiden­e Buchmann auch nach seinen beeindruck­enden Auftritten am Tourmalet und in Foix Prat d’Albis in den Pyrenäen. Auch im Tour-Umfeld wird der 26 Jahre alte Ravensburg­er immer mehr wahrgenomm­en.

Für den bisher einzigen deutschen Tour-Sieger Jan Ullrich hat Buchmann „das Zeug zu einem echten Champion“, auch Tour-Direktor Christian Prudhomme lobte den Deutschen in der ARD: „Es ist schon lange her, dass man einen Deutschen von dieser Qualität gesehen hat im Kampf um das Gesamtklas­sement.“

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Foto: David Stockmann, dpa Elf Etappen konnte André Greipel bei der Tour de France insgesamt gewinnen. Doch in der Auflage 2019 ging der Sprinter bislang komplett leer aus.

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