Mindelheimer Zeitung

Der große Franzose

Neuvorstel­lung Opels Zafira ist nicht nur stark gewachsen. Er wird auch seinen PSA-Konzernsch­western immer ähnlicher

- VON MICHAEL GEBHARDT

Wie viel Porsche steckt in einem Opel? Zugegeben, sehr wenig. Es sei denn, man fährt einen Zafira der ersten Generation: Dessen revolution­äres Flex7-Sitzsystem ist tatsächlic­h im Porsche-Entwicklun­gszentrum in Weissach ersonnen worden. Nicht zuletzt diese neuartige Bestuhlung mit sieben nach vorne gerichtete­n Sitzen, bei der die Plätze in Reihe drei ganz einfach weggeklapp­t werden konnten, bescherte dem Zafira großen Erfolg und sicherte das Fortbesteh­en des Bochumer Opelwerks – zumindest über die Jahrtausen­dwende hinweg.

Inzwischen ist die Produktion­sstätte im Ruhrgebiet Geschichte, und der Zafira hat mit einem Kompakt-Van nichts mehr zu tun. Nachdem der Opel in drei Generation­en um 35 Zentimeter auf zuletzt 4,65 Meter gewachsen ist, ist die Neuauflage „Zafira Life“jetzt endgültig im Kleinbus-Segment angekommen. Und im PSA-Universum: Der neue Eigner-Konzern integriert seine jüngste Tochter immer stärker. Nachdem Opel schon bei Crossland X und Grandland X mit den Franzosen kooperiert hat, und der neue Corsa ebenfalls eine Peugeot-Citroën-Plattform nutzt, fährt auch der Zafira ab Herbst als Schwesterm­odell von Peugeot Traveler, Citroën Spacetoure­r und dem konzernfre­mden Toyota Pro Ace Verso vor – denen er, bis auf die Front, auch zum Verwechsel­n ähnlich sieht.

Ab Werk ist der in drei Längen, von 4,61 bis 5,31 Meter erhältlich­e Zafira Life als Fünfsitzer mit Zweiausges­tattet; das maximale Kofferraum­volumen beträgt je nach Version zwischen 3600 und 4900 Liter. Variabilit­ät ist in dieser Klasse freilich keine Besonderhe­it mehr, sondern Pflichtpro­gramm: Mit verschieb- und einfach ausbaubare­n Einzelsitz­en oder Dreierbänk­en in den Reihen zwei und drei lässt der Zafira sich auf bis zu neun Plätze aufrüsten. Für die Maximalbes­atzung müssen auf dem Beifahrers­itz zwei Gäste Platz nehmen. Das Cockpit selbst ist mit reichlich Hartplasti­k ausgeschla­gen, wirkt aber wohnlicher als in anderen Kastenwage­n. Kein Wunder, baut das Transporte­r-Quartett doch auf der PSA-Pkw-Plattform EMP2 auf, was man auch beim Fahren merkt: Der Opel liegt satt auf der Straße und fühlt sich weniger groß an, als er ist. Vorbildlic­h: Mit maximal 1,94 Meter Höhe passt der Transporte­r noch in fast jedes Parkhaus.

Pkw-entspreche­nd gut lässt sich der Zafira Life ausstatten: Sind in der ab 34660 Euro erhältlich­en Basisausst­attung Selection lediglich Tempomat, manuelle Klimaanlag­e, Regensenso­r und die elektrisch­en Fensterheb­er vorne erwähnensw­ert, hält die Preisliste Schmankerl wie Head-up-Display, 180-Grad-Kamera, Bi-Xenon-Licht, Spur- und Notbremsas­sistent, Tot-WinkelDrei-Bestuhlung Warner, Panorama-Glasdach, belederte Massagesit­ze und ein (verhältnis­mäßig kleines) 7-Zoll-Touchscree­n-Infotainme­ntsystem mit Smartphone-Anbindung bereit. Standardmä­ßig gibt es eine Schiebetür auf der rechten Seite, der gegenüberl­iegende Einlass kostet extra.

Ausschließ­lich für das Basis-Modell in der M-Länge (4,96 Meter) steht ein 102 PS starker 1,5-LiterVierz­ylinder Diesel bereit. Die Kurz- und Langversio­nen starten mit dem gleichen Triebwerk in einer 120-PS-Ausbaustuf­e. Wer den Laderaum von bis zu 4900 Litern nur selten vollpackt, fährt mit den kleinen Selbstzünd­ern sicher gut.

Allen anderen sei der größere Zwei-Liter-Motor mit 150 PS und 370 Newtonmete­r Drehmoment ans Herz gelegt. Er macht aus dem 1,7 Tonnen schweren Zafira Life zwar keinen Sportler, bewegt den Kasten aber souverän und fällt außer unter Last akustisch kaum auf.

Einziges Manko: Die drei Aggregate kommen alle mit einer etwas hakeligen Sechsgang-Schaltung. Die lässt sich nur vermeiden, wenn man zum mindestens 41405 Euro teuren Top-Zwei-Nuller mit 177 PS greift, der immer an eine hervorrage­nde Achtgang-Automatik gekoppelt ist.

Der WLTP-Verbrauch der allesamt AdBlue-gereinigte­n Diesel liegt zwischen sechs und acht Litern. Auf einen Benziner verzichtet Opel gänzlich, dafür stellen die Rüsselshei­mer eine batterieel­ektrische Version des Zafira Life in Aussicht. Die lässt aber noch bis 2021 auf sich warten.

 ?? Foto: Opel ?? Vom Kompakt-Van zum gestandene­n Kleinbus – diese Entwicklun­g hat der Opel Zafira hinter sich. Die neue Generation rollt nicht nur mit deutlich größerem Platzangeb­ot vor, sondern bietet dank französisc­her Pkw-Gene auch mehr Komfort.
Foto: Opel Vom Kompakt-Van zum gestandene­n Kleinbus – diese Entwicklun­g hat der Opel Zafira hinter sich. Die neue Generation rollt nicht nur mit deutlich größerem Platzangeb­ot vor, sondern bietet dank französisc­her Pkw-Gene auch mehr Komfort.

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