Thank you, Mindelheim!
Schule Drei Wochen lang waren Briten auf Einladung der Berufsschule in Mindelheim. Einige würden am liebsten hierbleiben
Mindelheim Die Mindelheimer Berufsschule bemüht sich wie kaum eine andere Schule in Schwaben um den Schüleraustausch mit anderen Ländern. Mit Frankreich pflegen die Mindelheimer seit ein paar Jahren einen solchen Austausch, mit Russland in jüngster Zeit auch (wir berichteten) und auch mit England gibt es seit mehreren Jahren Verbindungen. Diese waren bisher allerdings eher einseitig. Viermal waren Mindelheimer Berufs- beziehungsweise Technikerschüler auf der britischen Insel. Jetzt ist es erstmals zu einem Gegenbesuch gekommen, und alle 13 jungen Engländer im Alter zwischen 15 und 17 Jahren waren restlos begeistert von der Freundlichkeit, den Betrieben und der Schönheit der Stadt und der Landschaft.
Motor dieser Idee ist Studiendirektor Karl Geller, aber auch ein paar andere Lehrer sind mit Herzblut dabei, Brücken zu bauen. Lehrerin Alexandra Zieger hat alles rund um diesen Austausch organisiert, viel auch in ihrer Freizeit. 13 Betriebe aus Mindelheim, Pfaffenhausen, Oberrieden und Türkheim hat die Schule als Partner gewonnen. Dort lernten die jungen Briten erstmals kennen, was das duale System in Deutschland mit schulischer und betrieblicher Ausbildung bedeutet. In ihrer Heimat findet die Ausbildung allein an der Schule statt.
Karl Geller ist auch sehr dankbar für die Bereitschaft der Betriebe, hier mitzumachen. Die jungen Engländer waren aber so gute und nette Gäste, dass einige Unternehmer im Nachgang gesagt haben, dass sie gerne wieder mitmachen, erzählt er. In der ersten Woche drückten sie noch die Schulbank und lernten Deutsch. Dann ging es in die Betriebe. Auch eine Fahrt zum ehemaligen KZ Dachau stand auf dem Programm, weil auch das zur Horizonterweiterung dazu gehört, findet Geller. Der Besuch übrigens kam bei den jungen Leuten sehr gut an. Alexandra Zieger erinnert sich noch gut an die Szene, als sie den Bus Richtung Dachau bestiegen. Da begrüßte einer der Engländer den Busfahrer mit einem original-bayerischen „Servus“– sehr zur Freude aller. Immer wieder haben sie in ihrer Abschiedsrunde die Freundlichkeit ihrer Gastgeber betont. Und auch das fremde Essen hat ihnen gut geschmeckt.
Untergebracht waren die Engländer im Wohnheim der Berufsschule. Einer der jungen Engländer war so hilfsbereit, dass ihm der Heimleiter zum Abschied noch ein Zertifikat ausgestellt hat. „Cool“fanden die Briten es aber auch, dass es grüne Fahrräder für die Berufsschüler am Wohnheim gab. Fahrradfahren ist in England eher weniger verbreitet. Einer war davon so begeistert, dass er jeden Tag von Mindelheim zu seinem Betrieb nach Bad Wörishofen radelte. Daheim will er sich unbedingt ein Fahrrad kaufen.
Einzelne meinten am Ende der drei Mindelheimer Wochen, sie könnten sich sogar vorstellen, hier eine Lehre zu machen. Beeindruckt hat sie offenbar, sagt Geller, dass es bei uns während der Ausbildung schon Geld gibt.
Auch die britischen Lehrkräfte waren voll des Lobes. Yvette Robinson von der Partnerschule in Crewe, das zwischen Manchester und Liverpool liegt, zeigte sich in einem Schreiben an Zieger und Geller begeistert von der „bewundernswerten Gastfreundschaft“. Mit vielen schönen Erinnerungen seien alle beschenkt worden.
Wie der Austausch in Zukunft allerdings weiter gehen kann, ist derzeit noch unklar. Am 31. Oktober will England aus der Europäischen Union ausscheiden. Dann fällt bei einem harten Brexit auch das Erasmus-Plus-Programm der Europäischen Union weg. Karl Geller aber ist zuversichtlich: Es wird weitergehen, wie auch immer.