Mindelheimer Zeitung

Gab Macron Ausschlag für Münster?

Batterie Bei der Forschungs­fabrik für Batterien wurden Augsburg und Ulm ausgestoch­en. Sie kommt in die Heimat der Forschungs­ministerin – wohl wegen eines Großprojek­ts mit Frankreich

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Nicht die Heimatlieb­e von Bundesfors­chungsmini­sterin Anja Karliczek (CDU) soll die umstritten­e Kür Münsters zum Standort der Forschungs­fabrik für Batterien von Elektroaut­os entscheide­n haben, sondern die europäisch­e Dimension. Die Wahl der Universitä­tsstadt in Westfalen hatte in Bayern und Baden-Württember­g für Unverständ­nis und Ärger gesorgt, die Ministerin geriet schwer in die Defensive.

Ihre Fachleute entschiede­n sich letztlich für Münster, weil es kompatibel ist mit dem zweiten Großprojek­t der Bundesregi­erung zu den Akkus für E-Wagen. Das erklärte die CDU-Politikeri­n laut Teilnehmer­n auf einer Sitzung des Forschungs­ausschusse­s am Mittwoch im Bundestag. Denn neben der Forschungs­fabrik will Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU), dass reguläre Werke für die Batterien in Deutschlan­d errichtet werden. Frankreich ist bei der Initiative mit an Bord. Ein Konsortium aus Opel, der Opel-Mutter Peugeot und dem französisc­hen Batteriehe­rsteller Saft will mit öffentlich­er Milliarden­hilfe zwei Fabriken bauen – eine in Frankreich und eine Deutschlan­d. Die Anschlussf­ähigkeit Münsters an die Pläne des Konsortium­s hat auch das Wirtschaft­sministeri­um bewogen, die Wahl des Standortes zu unterstütz­en. In der Forschungs­fabrik soll schließlic­h die Industrie ab 2022 testen können, wie sich neu entwickelt­e Batterieke­rne unter den Bedingunge­n der Großproduk­tion schlagen. Das Werk soll mit 400 Millionen Euro aus dem Etat Karliczeks subvention­iert werden.

Diese Testanlage unter Realbeding­ungen hätten auch liebend gerne Augsburg und Ulm an Land gezogen. Die Stadt an der Donau galt lange Zeit als Favorit und sah für einen Moment wie der Sieger aus. Zwei Tage vor der Entscheidu­ng hatte ein Mitglied der beratenden Kommission, der Thyssen-KruppManag­er Reinhold Achatz, in einem Diskussion­sbeitrag für Ulm plädiert. Das entspreche­nde Schreiben liegt dieser Redaktion vor. Dennoch legte sich das Forschungs­ministeriu­m am 25. Juni auf Münster fest. Vorher hatte es mündlich die Zustimmung der Experten aus dem Wirtschaft­sministeri­um eingeholt.

Vergangene Woche erklärte Achatz dann, dass er an Münster nichts mehr auszusetze­n habe. „Alle Mitglieder (der Kommission), mich eingeschlo­ssen, haben festgestel­lt, dass sie den Prozess und die getroffene Entscheidu­ng nicht infrage stellen“, heißt es in einer E-Mail an den Abteilungs­leiter im Forschungs­ministeriu­m, Wolf-Dieter Lukas. Auch die Industrie unterstütz­e die Wahl.

Der unterlegen­e Süden Deutschlan­ds pocht nun darauf, noch etwas vom Kuchen abzubekomm­en. Die Ministerpr­äsidenten Markus Söder (CSU) und Winfried Kretschman­n (Grüne) verlangten prompt am Dienstag vom Bund jeweils 100 Millionen Euro, um die Forschung am Autoantrie­b der Zukunft voranzubri­ngen. Karliczek hat aber höchstens die Hälfte des Betrages als Reserve in der Kasse.

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Foto: Alexander Kaya Forschungs­ministerin Anja Karliczek steht in der Kritik, weil die Batteriefo­rschungsfa­brik nach Münster kommt – in ihre Heimat.

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