Gab Macron Ausschlag für Münster?
Batterie Bei der Forschungsfabrik für Batterien wurden Augsburg und Ulm ausgestochen. Sie kommt in die Heimat der Forschungsministerin – wohl wegen eines Großprojekts mit Frankreich
Berlin Nicht die Heimatliebe von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) soll die umstrittene Kür Münsters zum Standort der Forschungsfabrik für Batterien von Elektroautos entscheiden haben, sondern die europäische Dimension. Die Wahl der Universitätsstadt in Westfalen hatte in Bayern und Baden-Württemberg für Unverständnis und Ärger gesorgt, die Ministerin geriet schwer in die Defensive.
Ihre Fachleute entschieden sich letztlich für Münster, weil es kompatibel ist mit dem zweiten Großprojekt der Bundesregierung zu den Akkus für E-Wagen. Das erklärte die CDU-Politikerin laut Teilnehmern auf einer Sitzung des Forschungsausschusses am Mittwoch im Bundestag. Denn neben der Forschungsfabrik will Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), dass reguläre Werke für die Batterien in Deutschland errichtet werden. Frankreich ist bei der Initiative mit an Bord. Ein Konsortium aus Opel, der Opel-Mutter Peugeot und dem französischen Batteriehersteller Saft will mit öffentlicher Milliardenhilfe zwei Fabriken bauen – eine in Frankreich und eine Deutschland. Die Anschlussfähigkeit Münsters an die Pläne des Konsortiums hat auch das Wirtschaftsministerium bewogen, die Wahl des Standortes zu unterstützen. In der Forschungsfabrik soll schließlich die Industrie ab 2022 testen können, wie sich neu entwickelte Batteriekerne unter den Bedingungen der Großproduktion schlagen. Das Werk soll mit 400 Millionen Euro aus dem Etat Karliczeks subventioniert werden.
Diese Testanlage unter Realbedingungen hätten auch liebend gerne Augsburg und Ulm an Land gezogen. Die Stadt an der Donau galt lange Zeit als Favorit und sah für einen Moment wie der Sieger aus. Zwei Tage vor der Entscheidung hatte ein Mitglied der beratenden Kommission, der Thyssen-KruppManager Reinhold Achatz, in einem Diskussionsbeitrag für Ulm plädiert. Das entsprechende Schreiben liegt dieser Redaktion vor. Dennoch legte sich das Forschungsministerium am 25. Juni auf Münster fest. Vorher hatte es mündlich die Zustimmung der Experten aus dem Wirtschaftsministerium eingeholt.
Vergangene Woche erklärte Achatz dann, dass er an Münster nichts mehr auszusetzen habe. „Alle Mitglieder (der Kommission), mich eingeschlossen, haben festgestellt, dass sie den Prozess und die getroffene Entscheidung nicht infrage stellen“, heißt es in einer E-Mail an den Abteilungsleiter im Forschungsministerium, Wolf-Dieter Lukas. Auch die Industrie unterstütze die Wahl.
Der unterlegene Süden Deutschlands pocht nun darauf, noch etwas vom Kuchen abzubekommen. Die Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) und Winfried Kretschmann (Grüne) verlangten prompt am Dienstag vom Bund jeweils 100 Millionen Euro, um die Forschung am Autoantrieb der Zukunft voranzubringen. Karliczek hat aber höchstens die Hälfte des Betrages als Reserve in der Kasse.