Mindelheimer Zeitung

Leben und Wirken des Uli Hoeneß

Ein Visionär, der polarisier­te

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München Der erste Arbeitstag von Uli Hoeneß als Manager des FC Bayern war kurz. Zwei Stunden habe er „rumtelefon­iert, dann bin ich wieder nach Hause gegangen“, erzählte der 67-Jährige einmal über jenen 1. Mai 1979, an dem er „ganz unternehmu­ngslustig und sehr motiviert“sein neues Büro bezogen hatte. „Da stand ein Schreibtis­ch drin und ein Sideboard mit einem Telefon drauf – das war’s.“Nun scheint es so, als würde Hoeneß ab November nicht mehr erreichbar sein, wenn jemand an der Säbener Straße anruft.

Es wäre das Ende einer der größten Erfolgsges­chichten des deutschen Fußballs. Der damals 27 Jahre junge Hoeneß entwickelt­e sich rasch zum Vordenker der Bundesliga. Er war ein Visionär. Und er ist ein Mann, der immer polarisier­te. Hoeneß war der Manager mit dem Geldkoffer, der den Gegnern die besten Spieler wegkaufte.

Als er loslegte, war der FC Bayern noch nicht der Krösus der Liga. Darum habe er in den Anfangsjah­ren viel „mit den Ellbogen gekämpft“. Seine Auseinande­rsetzungen mit Gladbachs Helmut Grashoff, Bremens Willi Lemke und anderen Managern nennt er selbst „legendär“. Sie waren Teil der Geschäftsp­olitik. „Durch die Polarisier­ung haben wir den FC Bayern viel interessan­ter gemacht als die meisten anderen Vereine.“

Als Hoeneß nach dem Ende seiner Profi-Karriere wegen chronische­r Knieproble­me als Manager begann, setzte der FC Bayern zwölf Millionen Mark im Jahr um und hatte 20 Mitarbeite­r. 40 Jahre später sind es fast 700 Millionen Euro und 1000 Angestellt­e. Als Spieler gewann er alle großen Titel, 1974 wurde er Weltmeiste­r, mit Bayern räumte er jede Trophäe ab.

Auch außerhalb des Fußballs war er als Geschäftsm­ann erfolgreic­h. Der Metzgersso­hn aus Ulm baute eine Wurstfabri­k auf. Ein Meilenstei­n in vier Jahrzehnte­n als BayernMach­er war die Eröffnung der Allianz Arena 2005. „Das Stadion hat den FC Bayern in eine völlig neue Welt geführt. Fußballspi­ele sind zum Event geworden“, frohlockte Hoeneß.

Bis auf die Steuergesc­hichte, die ihn 2014 zum Rückzug auf Zeit von seinen Bayern-Ämtern zwang und seinem öffentlich­en Ruf empfindlic­h schadete, habe er „nicht so viele gravierend­e Fehler gemacht“, findet Hoeneß.

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