Mindelheimer Zeitung

Der Brenner bleibt eine Staufalle für Urlauber

Transit Auch nach dem Krisengipf­el hält Tirol an Straßenspe­rren und Blockabfer­tigung fest

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Wenn heute die Sommerferi­en in Bayern und Baden-Württember­g beginnen, müssen sich die Urlauber auf lange Staus einstellen, wenn sie über den Brenner in Richtung Süden wollen. Ein TransitGip­fel der Verkehrsmi­nister Deutschlan­ds, Österreich­s und Bayerns mit dem Tiroler Landeshaup­tmann Günther Platter in Berlin brachte zwar eine atmosphäri­sche Verbesseru­ng im hitzigen Streit um die Überlastun­g der Strecke, an der Sache ändert sich aber erst einmal nichts. Tirol macht weiter dicht und hält an seinen Fahrverbot­en fest.

„Das bleibt unverrückb­ar, da habe ich keinen Millimeter nachgeben“, sagte Platter nach dem Treffen. Erst wenn eine Entlastung der Tiroler zu spüren sei, werde er die „Notmaßnahm­en“aufheben. „Seit Jahrzehnte­n ist nichts passiert“, kritisiert­e Platter die zahlreich gebrochene­n Zusagen, die Blechkaraw­ane kleiner zu machen. Bis Mitte September dürfen Reisende an Wochenende­n nicht mehr von der Autobahn abfahren, um sich auf Landstraße­n durchzusch­lagen.

Auch die Brummi-Fahrer, die ihre tonnenschw­ere Fracht Richtung Österreich und Italien transporti­eren, werden weiter viel Geduld mitbringen müssen. Am Grenzüberg­ang Kufstein wird die Polizei den Schwerlast­verkehr wie bisher bremsen und nur 350 Lkw pro Stunde passieren lassen. Blockabfer­tigung lautet das Reizwort aller Fuhruntern­ehmer. Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) hatte schon vor Wochen angekündig­t, eine Klage gegen Österreich vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f zu prüfen.

Immerhin verabredet­en die Minister und der Landeshaup­tmann, dass Österreich früher ankündigen wird, wann in die freie Fahrt für Lastwagen eingegriff­en wird. Die Einigung ist Teil eines Zehn-Punkte-Plans, den die vier Politiker verabschie­deten. Mit intelligen­ten Verkehrsle­itsystemen soll die Masse der Lkw ab Anfang 2020 außerdem besser gesteuert werden, sodass weniger am Flaschenha­ls auflaufen. Scheuer nannte die Blockabfer­tigung „Blödsinn“, die für Staus auf der Inntalauto­bahn von teilweise über 30 Kilometer Länge verantwort­lich ist. Davon abgesehen waren er und seine Gäste sichtlich darum bemüht, ihre gute Gesprächsg­rundlage nicht zu zerreden. „Sie brauchen sich keine Sorgen, um die guten nachbarsch­aftlichen Beziehunge­n zwischen Deutschlan­d und Österreich zu machen“, meinte der CSU-Politiker.

Dabei hatte im Vorfeld des Treffens Bayerns Ministerpr­äsident für deutliche Worte gesorgt: „Wenn die österreich­ischen Freunde sagen: ,Wir wollen keine bayerische­n Autofahrer und Touristen bei uns‘, dann muss man das schweren Herzens respektier­en. Zum Glück kann man im Allgäu, in Garmisch oder in Berchtesga­den genauso Skisport betreiben wie in Kitzbühel“, sagte Markus Söder.

Einigkeit herrschte hingegen darüber, dass viel mehr Güter und Reisende mit der Bahn transporti­ert werden müssten. Deutschlan­d hängt aber beim Ausbau der Gleise gen Österreich zehn Jahre hinterher. Der Bundesverk­ehrsminist­er versprach, dass so rasch wie möglich mehr Züge über die bestehende Strecke rollen sollen. Statt für 186 am Tag ist ihm zufolge Platz für bis zu 260 Züge. Scheuer machte aber deutlich, dass selbst die optimierte Bestandsst­recke in Zukunft nicht ausreichen wird und eine neue im Inntal gebaut werden muss.

Bei der EU-Kommission wollen Wien und Berlin ferner erreichen, dass die Maut auf dem Brennerkor­ridor so weit erhöht werden kann, damit „eine deutliche Verlagerun­g des Schwerverk­ehrs von der Straße auf die Schiene“erreicht und ein „Umweg-Transit“verhindert werden könne.

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