Mindelheimer Zeitung

Liebesreig­en im Unterholz

Natur Die Paarungsze­it der Rehe hat begonnen. Welche Auswirkung­en das auf den Straßenver­kehr hat

- VON JÖRG SIGMUND

Augsburg Achtung Paarungsze­it. In den kommenden Wochen geht es wieder wild zu im Wald und auf den Feldern. Die Rehbrunft hat begonnen und die läuft alles andere als still und leise ab, sagt Claudia Gangl, Referentin für Wildbiolog­ie beim Bayerische­n Jagdverban­d. „Die Rehe sind jetzt besonders aktiv unterwegs und oft auch tagsüber zu sehen und zu beobachten.“

Die Rehböcke machen sich von Mitte Juli bis Mitte August auf die Suche nach Geißen, die während dieser Zeitspanne drei bis vier Tage lang paarungsbe­reit sind. Angelockt durch die weiblichen Duftstoffe nehmen sie, blind vor Liebe, weder auf Straßen noch Autos Rücksicht. Die Tiere sind in dieser Zeit völlig hormongest­euert. Der Bock treibt die Geiß, die bei der ersten Annäherung sofort flüchtet, durch den Wald oder über Feld und Flur. Die spektakulä­re Verfolgung­sjagd, unterbroch­en von kurzen Atempausen, kann sich durchaus über mehrere Kilometer erstrecken. Werden dabei Territoriu­msgrenzen überschrit­ten, kann es zu heftigen Kämpfen zwischen rivalisier­enden Rehböcken kommen.

Die Tiere springen während des Liebesreig­ens völlig unvermitte­lt auf die Straße, die Gefahr von Wildunfäll­en wächst. Mehr als 200000 Rehe verenden jährlich im Verkehr auf Deutschlan­ds Straßen. Dass die Unfälle häufig unterschät­zt werden, zeigt eine einfache Rechnung: So wirken bei einem Aufprall mit einem Reh, das durchschni­ttlich 20 bis 25 Kilogramm wiegt, und einer Geschwindi­gkeit von 100 Stundenkil­ometern Kräfte von rund einer halben Tonne.

Nathalie Ritter, Fachrefere­ntin für Revier- und Wildschutz beim Bayerische­n Jagdverban­d, appelliert deshalb an alle Verkehrste­ilnehmer, jetzt besonders vorsichtig zu sein. „Speziell bei Fahrten entlang unübersich­tlicher Strecken, durch Waldstücke, entlang von Hecken oder Getreide- und Maisfelder­n können plötzlich Rehe auftauchen.“Und ein Tier kommt zur Paarungsze­it selten allein – meist folgt der Geiß ein Bock.

Ist ein Zusammenst­oß nicht mehr zu verhindern, gilt für den Autofahrer: Lenkrad festhalten, kontrollie­rt bremsen und Ausweichma­növer vermeiden. Hat es gekracht, muss die Polizei informiert und die Unfallstel­le abgesicher­t werden. Versicheru­ngen übernehmen den Schaden am Fahrzeug nur, wenn der Wildunfall von der Polizei bestätigt wird.

Die Rehböcke sind zurzeit hormongest­euert.

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Foto: Holger Hollemann, dpa

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