Kontinuität in der Karnevalshochburg
Bundesliga-Serie Mainz-Trainer Sandro Schwarz ist Schirmherr der „Sommerschwüle“und stellt auch mal pöbelnde Fans zur Rede. In der Mannschaft fehlt eine Identifikationsfigur
Wie tickt Trainer Sandro Schwarz?
Die ersten zwei Jahre auf der Mainzer Trainerbank fanden außerhalb des Mainzer Fußballkosmos relativ wenig Aufmerksamkeit. Doch in diesem Sommer sorgte Schwarz in zweifacher Hinsicht auch über das Fußballgeschäft hinaus für Aufsehen. Zum einen war er Schirmherr der „Sommerschwüle“, dem Mainzer Pendant zum Christopher Street Day, und setzte dort in seiner Rede mit den Worten „Wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass Rassismus, Sexismus und Homophobie leider noch immer in den Stadien präsent sind“ein deutliches Zeichen für Toleranz, Liberalismus und Menschlichkeit. Das untermauerte Schwarz wenig später bei einem Testspiel gegen eine Regionalauswahl, als er rassistische Äußerungen auf der Tribüne mitbekam, diese Anhänger zur Rede stellte und damit für Ruhe auf den Plätzen sorgte. Dies brachte Schwarz auch über die Mainzer Medienlandschaft hinaus Anerkennung.
Was zeichnet die Transferpolitik der Mainzer aus?
Sportvorstand Rouven Schröder hat in den letzten Jahren ein gutes Gespür für Neuzugänge bewiesen – wie zuvor auch schon sein Vorgänger hungrige Spieler, die sich bislang ohne viel Anlauf und Eingewöhnungszeit in der Bundesliga etablierten. Das hat sich herumgesprochen. Nicht zuletzt kam Pierre-Gabriel auf explizite Empfehlung von Ex-Spieler Diallo an den Rhein. Zudem erzielte Schröder in den vergangenen beiden Jahren satte Transferüberschüsse.
Wer ist die Identifikationsfigur des Vereins?
Mainz hat sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr zu einem Ausbildungsverein entwickelt, was aber auch dazu führt, dass es an treuen Spielern wie Wache, Thurk oder Noveski mangelt. Mit Niko Bungert wurde eine Identifikationsfigur im Sommer in Richtung Karriereende verabschiedet. Einer, der mit kurzen Unterbrechungen seit 2008 in Mainz spielt und sich voll mit Verein und Umfeld identifiziert ist Kapitän Stefan Bell. Der erlebte aber eine mehr als durchwachsene Rückrunde und verlor seinen Stammplatz.
Prognose der Sportredaktion
Die Mainzer straucheln über die ganze Saison, schaffen den Klassenerhalt dennoch ganz knapp. Auch, weil die Mannschaften dahinter wesentlich schlechter performen.
Zugänge
Fernandes (West Ham United/7,5 Millionen Euro), Martin (Espanyol Barcelona/6 Millionen), Pierre-Gabriel (AS Monaco/5,5 Millionen), Meier (B. München II/1,2 Millionen), Akono (Preußen Münster/350000), Ji (FC Augsburg/ablösefrei), Rodríguez (Fortuna Sittard/Leihende), Seydel (Holstein Kiel/Leihende)
Abgänge
Ujah (Union Berlin/2 Millionen Euro), Holtmann (SC Paderborn/Leihe), Huth (SC Paderborn), Abass (FC Utrecht/Leihe), Berggreen (Twente Enschede/ablösefrei), Bussmann, Donati (beide Ziel unbekannt), Bungert, Adler (beide Karriereende), Sverko (FSV Mainz 05 II)