Mindelheimer Zeitung

Es wird eng für ASAP Rocky

Schweden Der Rapper steht vor Gericht. Stars wie Kim Kardashian und selbst Donald Trump wollen ihm helfen

- VON ANDRÉ ANWAR

Stockholm Es sieht düster aus für einen US Rapper, der hinter schwedisch­en Gardinen sitzt: ASAP Rocky, 30, wird nun in Stockholm der Prozess gemacht. Der Grund: Nach einem Konzert in Stockholm am 2. Juli waren ASAP Rocky und zwei seiner Begleiter (24 und 23 Jahre) wegen Misshandlu­ng eines 20-jährigen Mannes mit afghanisch­em Ursprung in Untersuchu­ngshaft gelandet. Sie beteuern allerdings ihre Unschuld. Das mutmaßlich­e Opfer lehnte hingegen in einem kurzen Gespräch mit unserer Redaktion eine Stellungna­hme ab.

Viel war in den vergangene­n Wochen über die mutmaßlich­e Prügelatta­cke des US-Rappers ASAP Rocky (mit bürgerlich­em Namen Rakim Athelaston Mayers) gemutmaßt worden. Das basierte auf einem Smartphone­video von der Auseinande­rsetzung, das der beschuldig­te Rapper zusammenge­schnitten im Internet veröffentl­ichte. Darin entsteht der Eindruck, dass der 20-jährige Kläger den Streit anfing, die Amerikaner lediglich – zunächst überdies deeskalier­end – reagierten.

US-Stars wie Kim Kardashian, afroamerik­anische Verbände in den USA, über 300000 Fans, Kongressab­geordnete und gar US-Präsident Donald Trump forderten die Freilassun­g des Rappers, der seine Europatour­nee absagen musste. Rassismusv­orwürfe gegen das schwedisch­e Rechtswese­n und „schockiere­nd inhumane“Haftbeding­ungen in Stockholm wurden unterstell­t. Die US-Botschafte­rin musste gar ihren Urlaub unterbrech­en, um sich um den Fall zu kümmern. Auch in Schweden selbst wurde die Inhaftieru­ng in Leitartike­ln und im TV von namhaften Rechtsexpe­rten und dem berühmtest­en Kriminolog­en des Landes Leif Persson scharf kritisiert. Donald Trump rief Schwedens Premier Stefan Löfven an und sagte ihm, dass er im Falle von ASAP Rockys Freilassun­g persönlich für ihn „bürgen“werde und dass er sich mit dem Protest der afroamerik­anischen Gemeinde in den USA solidarisi­ere. Löfven erklärte Trump, dass die schwedisch­e Rechtsprec­hung wie in jeder richtigen Demokratie unabhängig entscheide.

Nahezu peinlich sind die Freilassun­gsforderun­gen angesichts des unserer Redaktion nun vorliegend­en Voruntersu­chungsprot­okolls. Auf über 500 Seiten erscheint die Anklageerh­ebung fundiert. Die Staatsanwa­ltschaft betont, dass das von ASAP Rocky veröffentl­iche Video durch Schnitte des Materials manipulier­t worden war.

Zwar hatte der 20-Jährige den Rapper und seine Begleiter belästigt. Und nicht nur diese, sondern auch Mädchen, die des Weges kamen. Irgendwann hatten die Amerikaner wohl die Nase voll von dem 20-Jährigen, der auch unter Drogen gestanden sein könnte. In dem Video ist dann zu sehen, wie ASAP Rocky den Mann auf den Boden schleudert und mit seinen beiden Begleitern auf ihn eintritt. Besonders brisant: Die Amerikaner sollen mit einer abgebroche­nen Flasche auf ihr Opfer, bei dem Schnittwun­den nachweisba­r waren, eingeschla­gen haben. ASAP Rocky behauptete­t, er habe in Notwehr gehandelt. Die Staatsanwa­ltschaft sieht das anders: „Man hat jemanden, der am Boden lag, getreten und mit einer Flasche geschlagen. Das war keine Notwehr, sondern ein Verbrechen.“Immer wieder geraten inzwischen ausländisc­he Prominente im strengen Schweden in Konflikt mit der Justiz – etwa wegen Drogenbesi­tzes oder Sexualdeli­kten.

 ??  ?? ASAP Rocky
ASAP Rocky

Newspapers in German

Newspapers from Germany