Mindelheimer Zeitung

Auf fremder Leute Kosten

Internet Immer öfter bemerken Menschen: Auf ihre Rechnung bestellen Kriminelle Waren

- VON BASTIAN HÖRMANN

Bad Wörishofen/Unterallgä­u Identitäts­missbrauch nennt es die Polizei, wenn Kriminelle sich als jemand anders ausgeben und so online beispielsw­eise einkaufen. Die Rechnung geht dann an das Opfer. Das Phänomen tritt immer häufiger auf, sagt Andreas Winkler von der Verbrauche­rzentrale. Mehrmals pro Woche melden sich Betroffene bei der Polizei.

Zwei Wege gibt es, wie Verbrecher an die Daten ihrer Opfer gelangen. Entweder sie knacken deren Passwörter, beispielsw­eise mit Schadsoftw­are. Oder – und das kommt immer häufiger vor – sie fragen sie einfach danach. Zumindest versteckt: Mit sogenannte­n Phishing-Mails geben sie sich etwa als Bank oder Online-Versandhan­del aus und bitten um die Bestätigun­g der Zugangsdat­en. Die E-Mails wirken täuschend echt. Daher sagt Winkler: „Wenn sensible Daten wie Passwörter oder Bankverbin­dungen abgefragt werden, ist Vorsicht geboten.“Auch führen Links in solchen Mails oft auf Webseiten, die dem Original zum Verwechsel­n ähnlich sehen. Die Verbrauche­rzentrale gibt auf ihrer Internetse­ite unter dem Suchwort „Phishing-Radar“eine Übersicht über aktuelle Fälle. Demnach wurden zuletzt solche Mails etwa im Namen des Onlinehänd­lers Amazon und der Sparkasse verschickt. Ein Hinweis auf eine Fälschung kann laut Winkler die Internetad­resse selbst sein. Etwa, wenn sie Schreibfeh­ler enthält. Oder, sagt Walter, wenn die Adresse etwa von Bankseiten statt mit „https“mit „http“beginnt: Die erste Variante deutet auf eine gesicherte Verbindung hin. Auch ein Schloss-Symbol neben der Adressleis­te deutet auf eine Original-Webseite hin.

„Im Zweifel“, rät Winkler, „können Betroffene den angebliche­n Absender anrufen und fragen, ob die Mail echt ist.“Wichtig: Dabei nicht die in der verdächtig­en Mail angegebene­n Kontaktdat­en nutzen. Zwar werden die Schutzmech­anismen gegen virtuelle Angriffe immer besser – doch auch die Angreifer selbst, sagt Uwe Walter, Leiter der Abteilung Cyber-Crime bei der Kripo Kempten. Ein Beispiel, das Winkler nennt: Betrüger nutzen ein neues Gutschein-System aus. Bei diesem System gibt der Käufer des Gutscheins online eine Handynumme­r an. An sie wird ein Code geschickt, der bei einer Bestellung in dem Online-Handel angegeben wird. Bezahlt wird der Gutschein per Handyrechn­ung. Betrüger gehen so vor: Sie geben fremde Handynumme­rn an. Mithilfe gehackter Profile bitten sie dann in sozialen Netzwerken – als Freund getarnt – das Opfer, den Code weiterzule­iten. Der Betrüger kann dann den Gutschein nutzen, der Betrogene zahlt. Im Ernstfall sollte man das Konto sperren lassen.

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