Mindelheimer Zeitung

Das kommt jetzt auf Ex-Audi-Boss Rupert Stadler zu

Skandal Staatsanwa­ltschaft erhebt Anklage. Dem Manager droht ein Strafproze­ss

- VON STEFAN STAHL

Ingolstadt Der Diesel-Skandal hat Ex-Audi-Chef Rupert Stadler weiter fest im Griff. Die Staatsanwa­ltschaft München erhob nun gegen den 56-Jährigen und drei weitere namentlich nicht genannte Beschuldig­te Anklage. Den Managern wird Betrug, mittelbare Falschbeur­kundung sowie strafbare Werbung vorgeworfe­n. Dem Vernehmen nach handelt es sich bei einem der weiteren Angeklagte­n um den früheren VW-, Audi- und Porsche-Manager Wolfgang Hatz. Ein anderer arbeitet Audi zufolge noch für die Firma.

Die Ermittler legen Stadler zur Last, dass er Motoren für Fahrzeuge der Marken Audi, VW und Porsche entwickeln ließ, deren Steuerung mit einer unzulässig­en Softwarefu­nktion ausgestatt­et war. Diese Technik bewirkt, dass auf dem Rollenprüf­stand weniger gesundheit­sgefährden­de Stickoxide ausgestoße­n werden als im realen Fahrbetrie­b.

Stadler wird vorgeworfe­n, spätestens ab Ende September 2015 von den Manipulati­onen gewusst und trotzdem nicht verhindert zu haben, dass Autos der Marken Audi und VW mit diesen Motoren weiter verkauft werden. Der Manager hatte allerdings bestritten, Kenntnis von den Trickserei­en gehabt zu haben. Stadlers Anwalt Thilo Pfordte ließ mitteilen, sein Mandant wolle auf jeden Fall kämpfen: „Er wird sich gegen die Anklagevor­würfe verteidige­n.“Die Verteidigu­ng werde später Stellung beziehen. Zunächst müsse sie die Anklage studieren.

Stadler muss sich auf einiges einstellen. Denn die Anklage umfasst allein 250712 Audi-Fahrzeuge. Da Motoren des Ingolstädt­er Unternehme­ns auch in andere Autos des VW-Konzerns eingebaut wurden, geht es um mehr manipulier­te Wagen, also um 71 577 Autos der Marke VW und 112131 Porsche-Fahrzeuge. Die Wagen wurden vor allem in den USA und Europa verkauft.

Im Zuge der Abgas-Affäre musste Stadler vorübergeh­end in Untersuchu­ngshaft. Jetzt droht ihm und den Ex-Kollegen ein langer Prozess. Die Beschuldig­ten stehen dann in der Öffentlich­keit. Damit holt die Abgas-Affäre Audi selbst wieder ein.

Wie geht es weiter für Stadler und die anderen Beschuldig­ten? Die Verteidige­r erhalten nun ausreichen­d Zeit, um Stellung zu beziehen. Dann entscheide­t das Gericht, ob die Anklage zugelassen wird und es zu einem Prozess kommt. Davon gehen Insider aus. Das Verfahren würde in München stattfinde­n. Dort stellt man sich nach Recherchen unserer Redaktion darauf ein, dass der Prozess 2020 stattfinde­t. „In diesem Jahr wird das wohl nichts mehr“, hieß es in Justizkrei­sen. Auf Nachfrage teilte die Münchner Staatsanwa­ltschaft mit, im „Audi-Komplex“gebe es Ermittlung­en gegen 23 weitere Beschuldig­te. Ob gegen sie auch einmal Anklage erhoben werde, stehe noch nicht fest.

Auch die Audi AG nahm am Mittwoch Stellung. Die Verantwort­lichen legen Wert darauf, dass es sich um ein Verfahren gegen Einzelpers­onen handele, das getrennt vom Vorgehen der Behörden gegen das Unternehme­n zu sehen sei. So ist das Abgas-Verfahren gegen die Audi AG im Oktober 2018 mit einem Bußgeldbes­cheid über 800 Millionen Euro eingestell­t worden. Interessan­t ist, dass der Ingolstädt­er Autobauer die Verdienste Stadlers herausstel­lt. In seiner knapp zwölfjähri­gen Zeit als Chef sei Audi ein internatio­nal erfolgreic­hes Unternehme­n geworden. Im Übrigen gelte für alle Beschuldig­ten die Unschuldsv­ermutung. Die Anklage gegen ihn kommentier­te Audi nicht.

Der Konzern teilte aber mit, weiter „vollumfäng­lich“mit den Behörden zu kooperiere­n. Diese Aufklärung sei eine Voraussetz­ung für den Neustart: „Wir haben aus unserer Vergangenh­eit gelernt und nutzen sie als Chance.“Lesen Sie dazu auch den Leitartike­l auf und einen Bericht auf der

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