Noch hält sich der Arbeitsmarkt wacker
Jobs Weniger Menschen als vor einem Jahr suchen nach einer Stelle. Aber Arbeitsminister Hubertus Heil stellt sich langsam auf härtere Zeiten ein
Nürnberg Trotz des ins Stottern geratenen Konjunkturmotors läuft es auf dem deutschen Arbeitsmarkt weiterhin rund. Die schwierige Auftragslage mancher Unternehmen bekämen bisher allenfalls Beschäftigte in sogenannten Helferberufen und gering qualifizierte Zuwanderer zu spüren, berichtete das Bundesagentur-Vorstandsmitglied Daniel Terzenbach in Nürnberg. „In diesem Bereich touchiert die schwächere Konjunktur inzwischen sichtbar den Arbeitsmarkt“, sagt er zur Veröffentlichung der Juli-Arbeitslosenzahlen.
Im Juli waren insgesamt 2,275 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit. Das seien 59 000 Arbeitslose mehr als im Juni, aber 49 000 weniger als vor einem Jahr, sagte Terzenbach, der Bundesagentur-Chef Detlef Scheele vertrat, der gerade Urlaub macht. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um 0,1 Prozentpunkte auf genau fünf Prozent. Trotzdem verzeichnete die Bundesagentur damit die niedrigste JuliArbeitslosigkeit seit der deutschen Wiedervereinigung. Ein Anstieg der Erwerbslosenzahl sei zum Beginn der Sommerpause nicht ungewöhnlich, auch wenn er in diesem Jahr etwas stärker ausgefallen sei als in den zurückliegenden Boomjahren, sagte Terzenbach. Viele Unternehmen verschöben Einstellungen bis nach der Sommerpause. „Außerdem werden manche Jugendliche nach der Ausbildung nicht gleich übernommen. Auch Studenten gehen nach ihrem Abschluss nicht immer gleich ins Erwerbsleben.“Die Konjunkturflaute spiele dagegen beim Juli-Anstieg kaum eine Rolle. Ohne jahreszeitliche Einflüsse wäre die Zahl der Jobsucher im Juli lediglich um 1000 gestiegen.
Daher kann nach Terzenbachs Einschätzung trotz der sich weiter eintrübenden Konjunkturaussichten von einer Trendwende keine Rede sein. Auch wenn die Zahl der offenen Stellen, vor allem in der konjunktursensiblen Zeitarbeitsbranche, sinke, sehe er keinerlei Hinweise auf eine drohende Jobkrise. Der Fachkräftebedarf sei weiter groß und das Risiko, entlassen zu werden, so gering wie nie.
Auch die Entwicklung der Kurzarbeit sei alles andere als besorgniserregend. Die Zahl der Kurzarbeiter habe sich im Mai mit 41000 auf einem normalen Niveau bewegt. Das Interesse der von Auftragsflauten bedrohten Firmen an Kurzarbeit sei allerdings zuletzt gewachsen. Im Juni verzeichnete die Bundesagentur 16 400 Anzeigen von Kurzarbeit. Im Vergleich zum Vorjahr habe sich ihre Zahl damit mehr als verdoppelt.
Zufrieden mit der aktuellen Arbeitsmarktlage zeigte sich Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Sollte sich aber die Konjunktur in Zukunft deutlich stärker eintrüben, gebe es arbeitsmarktpolitische Instrumente, um darauf zu reagieren. Dazu gehören Rücklagen bei der Bundesagentur für Arbeit, die im Krisenfall über Kurzarbeitsregelungen mithelfen werden, Beschäftigung zu sichern, sagte der SPD-Politiker.
Die Bundesagentur sieht bislang keinen Grund, ihre aktuelle Arbeitsmarktprognose für 2019 zu revidieren. Bisher gehen die Nürnberger Jobvermittler von 2,2 Millionen Jobsuchern im Jahresdurchschnitt 2019 aus. Dies wären rund 140000 weniger als 2018.