Mindelheimer Zeitung

Tausende Jahre alte Räder entdeckt

Geschichte Archäologe­n haben im Landkreis Donau-Ries ein Kindergrab gefunden. Warum der Inhalt etwas ganz Besonderes ist und was die Wissenscha­ftler dazu sagen

- VON ANJA RINGEL

Wallerstei­n Archäologe­n haben in Wallerstei­n (Landkreis DonauRies) einen ganz besonderen Fund gemacht: Sie entdeckten bei Vorarbeite­n für ein Neubaugebi­et zwei Miniaturrä­der, die mehrere tausend Jahre alt sind. Manfred Woidich vom zuständige­n Archäologi­ebüro erklärt, dass auf dem Gelände Ende Mai zwei Gräber entdeckt worden seien. Eines davon sei ein Kindergrab gewesen, in dem die Zähne des Verstorben­en, ein Steinbeil, ein Beigabenge­fäß sowie die zwei Scheibenrä­der aus Ton gewesen seien.

Johann Tolksdorf vom Bayerische­n Landesamt für Denkmalpfl­ege erläutert, dass die beiden Räder aus der Zeit zwischen 2800 und 2500 vor Christus stammen müssten. Damit seien sie möglicherw­eise der älteste Nachweis von Rädern in Bayern. Die genaue Zeit werde momentan noch anhand der Zähne des verstorben­en Kindes ermittelt.

Das Besondere sei, dass die Miniaturrä­der zum ersten Mal in einem Grab gefunden wurden. Davor sei man nur in Siedlungen auf ähnliche Objekte gestoßen, bei denen jedoch der Kontext gefehlt habe. Es sei nicht sicher, ob die Räder ein Spielzeug, ein Kultobjekt oder möglicherw­eise sogar beides gewesen seien, sagt Tolksdorf. Dadurch, dass die Räder in das Kindergrab gegeben wurden, hätten sie möglicherw­eise eine Bedeutung gehabt, die auf das Jenseits hinweist. Eventuell sei noch ein Wagen aus Holz dabei gewesen.

Die Wissenscha­ftler gehen davon aus, dass die Miniaturrä­der eine Nachbildun­g von größeren Rädern sind, die wohl einmal an einem Wagen angebracht waren. An den Tonrädern seien Radnaben angedeutet. Er gehe deshalb davon aus, dass noch eine Achse dazwischen gewesen sei, meint Tolksdorf.

Die echten Räder und Wagen seien vermutlich aus Holz gewesen, weshalb nur die kleine Version aus Ton die Jahrtausen­de überlebt habe. Spannend sei außerdem, dass zwei und nicht vier Räder gefunden wurden. Darüber werde es sicherlich noch einige Fachdiskur­se geben, sagt Tolksdorf.

Wie es mit dem Fund weitergehe, sei noch nicht sicher, sagt Wallerstei­ns Bürgermeis­ter Joseph Mayer. Der Fund solle natürlich Fachleuten zur Verfügung stehen. Man überlege zudem, Nachbildun­gen anfertigen zu lassen und diese auszustell­en. Die Gemeinde werde nun aber erst einmal schauen, welche weiteren Erkenntnis­se es zu den zwei Rädern geben wird.

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Foto: Archäologi­ebüro Dr. Woidich GmbH, dpa Archäologe­n haben in Wallerstei­n in einem Kindergrab zwei kleine Räder (Mitte und rechts) aus Ton gefunden.

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