Japaner dürfen menschliche Organe in Tieren züchten
Medizin Wie Forscher mit einer höchst umstrittenen Methode Patienten helfen wollen
Tokio Japanische Forscher haben die Genehmigung zur Zucht von menschlichen Organen in Tieren erhalten. Das zuständige Gremium des Wissenschaftsministeriums segnete den Beginn der Forschung mit menschlichen Stammzellen ab, die in Tierembryonen eingepflanzt und von den Tieren ausgetragen werden sollen.
Die Erlaubnis bezieht sich jedoch nur auf ein Forschungsprojekt der Universität Tokio. Ziel der Forschung ist es, später beispielsweise Menschen zu helfen, die bisher vergeblich auf eine Organspende warten. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Das Forscherteam will nun zunächst in Embryonen von Mäusen sogenannte induzierte pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen) einpflanzen. Diese Embryonen sind genmanipuliert, sodass ihnen keine eigene (Mäuse-)Bauchspeicheldrüse wächst. Es sei aber zu erwarten, dass die heranwachsenden Föten stattdessen eine Bauchspeicheldrüse aus den menschlichen iPS-Zellen entwickeln werden, sagte eine Ministeriumssprecherin. Das wolle man beobachten.
Während der Schwangerschaft solle dann zudem herausgefunden werden, ob sich auch an anderen Stellen im Körper der Tiere menschliche Stammzellen verbreiten. Bereits 2017 waren iPS-Zellen von Mäusen in Rattenembryonen eingesetzt worden, die keine Bauchspeicheldrüse entwickeln konnten. Die Ratten entwickelten daraufhin Bauchspeicheldrüsen, die ausschließlich aus Mäusezellen bestanden. Zurückverpflanzt in eine Maus, die an Diabetes erkrankt war, hatte das Organ dann deren Blutzuckerspiegel kontrolliert.
Das japanische Team will iPSZellen in einem weiteren Versuch auch in Embryonen von Affen und Schweinen einpflanzen. Diese sollen jedoch nicht von den Tieren ausgetragen werden. Man wolle lediglich Embryonen züchten, um zunächst herauszufinden, in welchem Umfang sie aus iPS-Zellen bestehen.
Hybrid-Embryonen aus Mensch und Tier waren zuvor schon in den USA und anderen Ländern gezüchtet worden. Sie wurden jedoch bisher immer früh getötet, um sie zu untersuchen. Eine Aussage darüber, wann in Tieren gezüchtete Organe Menschen helfen können, gibt es nicht. „Es ist sehr heikel, solche Versuche zu machen“, sagt Jens Reich, Wissenschaftler am MaxDelbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin. Stammzellen seien in der Entwicklung schwer zu kontrollieren.