Plötzlich reich
Der unverhoffte Charme des Geldes Unterhaltsame Kritik am Kapitalismus
Eben noch hat der Kurierfahrer Pierre-Paul Daoust (Alexandre Landry) seiner Ex-Freundin eloquent und nachvollziehbar erklärt, warum er viel zu intelligent ist, um jemals Reichtum zu erlangen. Nun steht der studierte Philosoph aus Montreal vor zwei Sporttaschen, die prall mit Banknoten gefüllt sind. Zwei der dazugehörigen Ganoven haben sich gegenseitig das Licht ausgeknipst, der dritte suchte das Weite. Als die Gesetzeshüter am Tatort eintreffen, ist das Geld in seinem Transporter verschwunden.
Nach außen hin lebt Pierre-Paul seinen gewohnten Alltag weiter. Er fährt Pakete aus und verbringt seine Freizeit in der Armenküche, wo er Obdachlosen Essen und Kleidung ausgibt. Nur einer einzigen Versuchung vermag Pierre-Paul nicht zu widerstehen. Als er auf der Suche nach käuflicher Liebe im Internet auf die wunderschöne Edel-Kurtisane Aspasia (Maripier Morin) stößt, versichert er sich ihrer Dienste. Der Polizei bleibt die teure Anschaffung ebenso wenig verborgen wie die Kontaktaufnahme zu dem ergrauten Rocker Sylvain „The Brain“Bigras (Rémy Girard), einem Finanzexperten, der eben aus der Haft entlassen wurde. Die Schlinge um den bislang unbescholtenen Bürger zieht sich zu.
Immer wieder bringt der kanadische Filmemacher Denys Arcand („Die Invasion der Barbaren“) in seinen Werken Ekel vor dem Kapitalismus amerikanischer Prägung zum Ausdruck, und zwar auf sehr unterhaltsame Weise. Auch „Der unverhoffte Charme des Geldes“hat alles, was Spaß macht. Der Streifen ist durchweg spannend. Er ist brutal, wenn es die Authentizität verlangt und sexy, ohne je ordinär zu werden. Der unterschwellige Humor versiegt nie. Ob man am Ende auch diesmal die kleinen Fische hängt und die großen laufen lässt, erfährt man im Kino.
» Der unverhoffte Charme des Geldes
(2 Std. 9 Min.), Thriller, Kanada 2018 Wertung ★★★✩✩