Mindelheimer Zeitung

Kovac ist beim FC Bayern ein Trainer auf Zeit

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsc­hef des FC Bayern, gilt nicht als ausgewiese­ner Fan seines Trainers Niko Kovac. Es ist kein Geheimnis, dass dem BayernBoss Thomas Tuchel eigentlich lieber gewesen wäre. Das wiederum war mit dem anderen starken Mann im Verein, Präsident Uli Hoeneß, nicht zu machen. Hoeneß sträubte sich gegen Tuchel und traf der eigenen Mär nach bei der Geburtstag­sfeier seines kroatische­n Chauffeurs auf dessen Landsmann, den Frankfurte­r Coach Kovac.

Ob die Geschichte mit der Geburtstag­sfeier stimmt, sei dahingeste­llt. Dass Kovac aber ein ausdrückli­cher Kandidat von Hoeneß war und ist, ist unstrittig. Ebenso wird mit jeder Aussage von Rummenigge deutlich, dass er dem 47-Jährigen den Job bei den Bayern nicht zutraut – trotz des Double-Gewinns der vergangene­n Saison. Schon bei dem Bankett nach dem Pokalsieg in Berlin dankte Rummenigge ausdrückli­ch dem Team, den Physiother­apeuten – und ließ seinen Trainer unerwähnt. Als er während der USA-Tour der Bayern zu Kovac befragt wurde, gab Rummenigge zurück, dass die erste Saison des Kroaten „nicht vergnügung­ssteuerpfl­ichtig“war. Er freue sich aber auf den neuen Assistente­n Hans-Dieter Flick: Dieser werde „eine große Hilfe für Niko“.

Die jüngste Spitze feuerte Rummenigge vor dem Start des Audi-Cups ab: Dass Kovac beim Transfer von Leroy Sané vorgepresc­ht sei, hätte ihm „nicht gefallen“. Kovac gab klein bei und gelobte, sich künftig zurückzuha­lten. Ob sich Rummenigge auch bei anderen Trainern so verhalten hätte? Zur Erinnerung: Pep Guardiola, der angeblich wegen Kovac’ Äußerungen so verstimmt gewesen sein soll, sagte als Bayern-Trainer einst: „Thiago oder nichts“– und bekam diesen Spieler. Rummenigge­s Ärger über die Aussagen von Kovac mag nachvollzi­ehbar sein – dennoch ist auffällig, dass der Vorstandsc­hef keine Gelegenhei­t auslässt, um seinen Coach öffentlich anzuschieß­en und letztlich zu demontiere­n. Dass Bayern trotz eines stark ausgedünnt­en Kaders eine starke Vorbereitu­ng spielt und sportlich (erneut) im Soll ist, scheint für Rummenigge keine große Rolle zu spielen.

Stellt sich nur die Frage, wie die Stimmung bei den Bayern erst sein muss, wenn Kovac mal ein paar Spiele verliert und Rummenigge auch sportliche Argumente für seine Demontage bekommt. Dass Kovac mit dem Grabenkamp­f souverän umgeht, macht ihn zwar zum moralische­n Gewinner – trotzdem ist er beim FC Bayern ein Trainer auf Zeit. Auf Rückendeck­ung seiner Vorgesetzt­en kann Kovac nicht einmal im sportliche­n Erfolg zählen.

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Niko Kovac
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