Kohfeldts nächster Anlauf
Bundesliga-Serie Auch ohne Kruse richtet Bremen den Blick nach Europa. Seine Position übernimmt ein anderer
Wie kann der Abgang von Max Kruse kompensiert werden?
Der Abgang des Ex-Nationalspielers hat die Bremer nicht völlig unvorbereitet getroffen. Kruse ist ein „Unterschiedsspieler“, der großen Anteil daran hatte, dass sich Werder in den vergangenen Jahren von der grauen Maus zum Klub mit Ambitionen entwickelt hat. Mit elf Toren und elf Vorlagen war der 31-Jährige in der abgelaufenen Spielzeit Werders bester Scorer. Unwahrscheinlich, dass Michael Gregoritsch die Kruse-Lücke füllen wird – der FC Augsburg verlangt für den Geschmack von Werder-Sportchef Frank Baumann eine zu hohe Ablöse. So soll der Japaner Yuya Osako die Spielmacherrolle übernehmen, die er aus seiner Zeit beim 1. FC Köln kennt.
Wo muss der Kader noch verstärkt werden?
Während Werder in der Offensive überbesetzt ist und man Martin Harnik mangels Perspektive einen Wechsel nahegelegt hat, drückt an anderen Stellen der Schuh. So fehlen für beide Außenverteidiger die Alternativen. Obwohl Milos Veljkovic und Sebastian Langkamp wegen ihren Verletzungen den Saisonstart zu verpassen drohen, hat sich Kohfeldt gegen die Verpflichtung eines Innenverteidigers ausgesprochen. Grünes Licht gibt es dagegen für einen neuen defensiven Mittelfeldspieler – hier schmerzt der Ausfall von Philipp Bargfrede sehr.
Tritt Florian Kohfeldt in die Fußstapfen von Otto Rehhagel und Thomas Schaaf?
Die Entwicklung des 36-jährigen Delmenhorsters wird in der Branche nicht erst seit der Auszeichnung als „Trainer des Jahres“aufmerksam beobachtet. Taktisches Knowhow, Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Profis, authentisches Auftreten, der richtige Ton gegenüber den Medien – all das zeichnet Kohfeldt aus. Mit der Vertragsverlängerung bis 2023 hat sich der ehemalige Amateur-Torwart zu einer Zukunft an der Weser bekannt. Kohfeldt schätzt es, dass er bei Werder „mit einer kleineren Mannschaft wie eine große“spielen darf – nämlich offensiv: „Diese Bedingungen, mich als Trainer zu entwickeln, hätte ich nirgendwo sonst. Warum sollte ich weggehen?“Klar ist aber auch, dass die Konkurrenz dieses herausragende Trainertalent, trotz langfristigem Vertrag, weiter auf dem Schirm haben wird.
Was kann Claudio Pizarro in seiner letzten Saison noch leisten?
Wenn vor der Einwechslung des Sturm-Oldies die „Pizarro“-Sprechchöre durchs Weserstadion hallen, könnte man das als Folklore abtun. Doch darin drückt sich mehr als Sympathie für einen verdienten Profi aus. Auch mit 40 Jahren und 197 Bundesliga-Toren ist Pizarro immer noch ein Spieler für die besonderen Momente. Das hat er mit seinen Toren im Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Dortmund und in der Bundesliga bei Hertha BSC bewiesen.
Verspielt Werder Kredit bei den Fans?
Selbst in den mauen Jahren nach der Ära Schaaf/Allofs gelang dem Verein stets der Schulterschluss mit den Fans, die im Abstiegskampf zum Zünglein an der Waage wurden. Umso kritischer sehen Teile der Fanszene den Verkauf des Stadionnamens und die Verwendung des von Fans erfundenen Slogans „Green White Wonderwall“für eine Marketingkampagne.
Prognose der Sportredaktion
Der Abgang von Kruse schmerzt Bremen nicht. Sie verpassen aber wieder Europa und landen erneut auf dem achten Platz.
Zugänge Füllkrug (Hannover 96/6,5 Millionen Euro), Friedl (B. München/3,5 Millionen), Goller (Schalke 04/ablösefrei), Bauer (1. FC Nürnberg/Leihende), Philipp, Ihorst, Gruev (alle eigene U19)
Abgänge Kruse (F. Istanbul/ablösefrei), Johannsson (Hammarby IF/ablösefrei), Petsos (Ziel unbekannt), Schmidt (VfL Osnabrück/Leihe), Zetterer (PEC Zwolle/Leihe), Käuper (CZ Jena/Leihe), Jacobsen (1. FC Magdeburg/Leihe), Beste (FC Emmen/Leihe), Mbom, Barry (beide KFC Uerdingen/ Leihe), Osabutey (R. Mouscron/Leihe), Vollert (Hallescher FC/Leihe)