Mindelheimer Zeitung

Kleingärtn­er ohne Lobby

Stadtplanu­ng Seit Jahren vertröstet die Stadt Mindelheim Gartenfreu­nde: Anderes ist wichtiger

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Immer wieder nette Worte, Vertröstun­gen und Hinweise auf Wichtigere­s, um das sich die Stadtverwa­ltung kümmern müsse. Für die Schrebergä­rten bleibt da seit Jahren keine Zeit. Ziemlich genau vor zwei Jahren hatte die Bürgergeme­inschaft zuletzt im Stadtrat nachgehakt. Es gebe in Mindelheim eine hohe Nachfrage nach Schrebergä­rten, argumentie­rte sie. Das bestätigte auch die Stadt. Im sogenannte­n Gleisdreie­ck im Osten der Stadt sollten deshalb Kleingärte­n angelegt werden. Außer einer Grobplanun­g ist bisher aber nichts geschehen.

Manfred Schuster von der BG hatte im Sommer 2017 gefragt, wann die Mindelheim­er mit dem Schreberga­rten am Gleisdreie­ck rechnen dürften: 2019, 2020 oder 2021? Ob die Kommunalwa­hl vorher sei?

Das ärgerte damals CSU-Fraktionss­precher Christoph Walter. Und Bürgermeis­ter Stephan Winter gab zu verstehen, nach der Sommerpaus­e bestehe mehr Klarheit. Nach den Sommerferi­en 2017 erinnerte sich dann niemand mehr an die Schrebergä­rten.

Die MZ fragte jetzt – zwei Jahre später – noch einmal nach. Und wieder gab es dieselben Antworten. Es gebe eine Warteliste für Schrebergä­rten auf städtische­m Grund. Und: Aufgrund der Vielzahl von Projekten, die es derzeit zu bewältigen gebe, habe die Ausweisung der Schreberga­rtenanlage am Gleisdreie­ck zurückgest­ellt werden müssen.

Der Wohnungsba­u wie beispielsw­eise das Baugebiet Mindelheim Nord, 4. Bauabschni­tt und die Ausweisung von Gewerbeflä­chen im Mindelheim­er Süden hätten Vorrang gehabt. Es könne noch keine Aussage über die genaue Zahl der Kleingarte­nanlagen getroffen werden, da die Planungen derzeit zu wenig konkret seien und nicht alle Flächen in städtische­m Besitz sind, hieß es aus dem Rathaus weiter.

Immerhin gab die Stadt Entwarnung für die Schreberga­rtensiedlu­ng am Birkenweg. Diese werde „bauplaneri­sch“nicht infrage gestellt und „wird auch zukünftig erhalten bleiben“.

Bleiben soll auf absehbare Zeit auch die kleine Schreberga­rtensiedlu­ng zwischen Forum und Hohem Weg. Sechs dieser sieben Gärten befinden sich auf städtische­m Grund, ein Garten auf privatem Grund. Derzeit wird an eine Verlagerun­g nicht gedacht. Es handelt dabei jedoch um potenziell­e Erweiterun­gsflächen für die Mittelschu­le, so die Stadtverwa­ltung in ihrer Antwort. Falls die Fläche der Kleingärte­n hierfür in Anspruch genommen werden sollte, „stellt die Stadt den Gartenfreu­nden selbstvers­tändlich Ersatz an anderer Stelle zur Verfügung.“

Die Bürgergeme­inschaft hatte 2017 beantragt, alle Interessie­rten einzuladen, um einen Kleingarte­nverein zu gründen. Das hielt Bürgermeis­ter Stephan Winter damals für verfrüht. Nach wie vor ist nicht bekannt, wie hoch die Pacht je Parzelle ausfallen würde. Sicher sei

Andere Projekte gehen bei der Stadt vor

Die Bahn hat ihr Okay gegeben

nur, dass sie deutlich höher sein müsse als bei den althergebr­achten Schrebergä­rten. Der Grund: Das Gelände muss erst noch mit Weg und Wasseransc­hlüssen erschlosse­n werden. Diese Kosten müssen geschulter­t werden. Unklar sei auch, wie groß die einzelnen Gärten ausfallen.

Einen Erfolg konnte die Stadtverwa­ltung mit der Deutschen Bahn erzielen. Die Bahn ist bereit, dass einer der Feldwege entlang der Linie Mindelheim – Günzburg oder Mindelheim – Buchloe von den Kleingärtn­ern genutzt werden darf.

Der Stadt gehört bisher nur ein Teil des Geländes im Gleisdreie­ck. Für die Bauabschni­tte zwei und drei müssten noch die Flächen erworben werden.

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Archivfoto: Jordan Das eigene Gemüse wachsen sehen und ernten, ist gerade für Kinder toll – und das geht gut im Schreberga­rten. Mehr Mindelheim­er würden sich eine eigene Parzelle wünschen.

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