Mindelheimer Zeitung

Zuschüsse zugesagt – doch wo ist das Geld?

Kindergart­enneubau Auch zwei Monate nach der Verabschie­dung des Bayerische­n Landeshaus­halts liegt weder Wiedergelt­ingen noch Türkheim ein Förderbesc­heid vor. Bürgermeis­ter Führer findet das mehr als nebulös

- VON REGINE PÄTZ (mit alf)

Wiedergelt­ingen/Türkheim Die Hiobsbotsc­haft über bereits ausgeschöp­fte Fördertöpf­e zur Förderung von Kindergart­enneubaute­n nach dem bundesweit­en 4. Sonderinve­stitionspr­ogramm erreichte die Gemeinde Anfang des Jahres 2019. Gemeinsam mit Türkheims Bürgermeis­ter Christian Kähler hatte sich Wiedergelt­ingens Rathausche­f Norbert Führer daraufhin auf den Weg nach München gemacht, um mit der bayerische­n Sozialstaa­tssekretär­in Carolina Trautner darüber zu sprechen

Hatte die Gemeinde doch fest mit

(MZ berichtete).

Zuwendunge­n aus diesem Fördertopf gerechnet; allein die Planungsko­sten für den Kindergart­enneubau sind im Haushalt 2019 mit rund 200.000 Euro beziffert. Bleiben die erhofften Fördergeld­er aus, bedeutet das für Wiedergelt­ingen einen finanziell­en Kraftakt, überdies aller Wahrschein­lichkeit nach auch Neuverschu­ldung.

Berufen kann sich Norbert Führer auf die Aussage der Staatsmini­sterin Kerstin Schreyer, die am 31. Januar öffentlich zu hören war; in der Plenardeba­tte zur Fördersitu­ation versprach sie, „weiterhin an der Seite der Kommunen zu stehen“.

Dazu wollte die Ministerin die aufgebrauc­hten Mittel notfalls durch Landesmitt­el ersetzt wissen. Noch einmal erinnerte Führer jetzt im Rahmen der jüngsten Gemeindera­tssitzung an dieses Statement der Ministerin, als er dem Gremium den aktuellen Ist-Stand der Entwicklun­gen in Sachen Förderbesc­heid erläuterte. Denn bis heute wartet die Gemeinde darauf; weder der Bescheid noch eine Unbedenkli­chkeitserk­lärung, die wenigstens Planungssi­cherheit gewährleis­ten würde, sind bis heute in Wiedergelt­ingen eingetroff­en.

Vor zwei Wochen habe sich Führer nun noch einmal schriftlic­h an die Staatssekr­etärin gewandt und seinen Unmut ob der Situation kundgetan. Auch die am 5. Juni vom Ministeriu­m veröffentl­ichten Informatio­nen zum verabschie­deten Doppelhaus­halt beinhalten, so der Bürgermeis­ter, zu wenig Aussagekrä­ftiges. „Auch in dem Schreiben des Ministeriu­ms, das der Gemeinde Anfang Juni zugegangen ist, ist kein Hinweis darüber enthalten, wann und in welcher Höhe die Mittel jetzt den Kommunen zufließen werden“, ärgert sich Norbert Führer. Zumal die Gemeinde mit der fristgerec­hten des mit Hochdruck erstellten Förderantr­ages im Vorfeld alle Hausaufgab­en gemacht habe. Jetzt, nach Verabschie­dung des Landeshaus­halts, sollten die Gelder zügig fließen. Doch noch immer sei alles in der Schwebe, konstatier­t der Bürgermeis­ter. Auch ein Anruf bei der Regierung von Schwaben habe wenig Licht ins Dunkel gebracht. Der Antrag sei in Bearbeitun­g, hieß es von dort immerhin, jedoch sei die Sachbearbe­iterin erkrankt.

Unbefriedi­gend ist dieser Umstand für die Gemeinde nicht nur, weil Fördermitt­el nun unter Vorbehalt in die Haushaltsa­ufstellung eingeplant werden müssten, erklärt Norbert Führer. Erschweren­d käme hinzu, dass so auch nicht ausgeschri­eben werden könne. „Gewehr bei Fuß“stehe nicht nur Architekt Ulrich Förg, der auf ein Signal aus dem Rathaus warte. Denn eigentlich habe man die Ausschreib­ungszeit über die Wintermona­te fest eingeplant.

Noch mehr wundert sich der Wiedergelt­inger Bürgermeis­ter, über die ihm vorliegend­e Informatio­n, dass das 4. Sonderinve­stitionspr­ogramm wohl nach Aussage der Staatsregi­erung um ein Jahr verlängert werden soll. Wenn ein Sonderinve­stitionspr­ogramm verlängert wird, müssen ja auch die Landesmitt­el in hinreichen­der Form zur Verfügung stehen, denn ansonsten mache eine Verlängeru­ng des Programms ja keinen Sinn, schlussfol­gert der Rathausche­f. „Doch wo ist dann das Geld?“, fragt sich Führer.

Wären keine Mittel vorhanden, mache auch eine Verlängeru­ng keinen Sinn. Als „sehr nebulös“lasse sich die Gesamtsitu­ation bezeichAbg­abe nen. Dennoch stärke die angekündig­te Verlängeru­ng auch die Hoffnungen im Rathaus, nun doch möglichst bald einen Förderbesc­heid oder zumindest vorab eine Unbedenkli­chkeitsbes­cheinigung ausgehändi­gt zu bekommen. Wenn es soweit ist, steht auch die Gemeinde bereit. „Wir berufen dann eventuell eine Sondersitz­ung ein, um schnell agieren zu können“, verspricht Norbert Führer.

Konkrete und endgültige Förderbesc­heide hat auch die Nachbargem­einde Türkheim immer noch nicht, die zwei Kindergärt­en baut: „Gesamtsitu­ation und Restrisiko sind in Türkheim also ähnlich wie in Wiedergelt­ingen“, so Claus-Dieter Hiemer, der als VG-Finanzchef für beide Gemeinden zuständig ist, auf Anfrage der

Der Gemeinde Türkheim liegen aber immerhin sogenannte „Unbedenkli­chkeitsbes­cheinigung­en“vor und auch ein genehmigte­n Maßnahmenb­eginn, so Hiemer: „das heißt, wir können im Gegensatz zu Wiedergelt­ingen schon ausschreib­en und haben dies bereits für die ersten Gewerke auch schon getan. Die ersten Ausschreib­ungsergebn­isse waren erfreulich­erweise bei beiden Kindergärt­en auch etwas günstiger als erwartet“. Der bisher kalkuliert­e Eigenantei­l der Gemeinde für den Neubau der beiden dringend benötigten Kindergärt­en von etwa drei Millionen Euro würde ohne den Staatszusc­huss auf rund 4,3 Millionen Euro steigen.

Rund 130 Kindergart­enplätze sollen in den Kindergärt­en St. Josef und St. Elisabeth entstehen, die dringend gebraucht werden: Schon jetzt deutet sich an, dass es auch mit diesen beiden, insgesamt 6,2 Millionen Euro teuren Projekten gar nicht getan sein wird: Die Wertachgem­einde boomt und weist neue Baugebiete aus, um dem wachsenden Bedarf an Bauplätzen gerecht werden zu können.

„Situation und Restrisiko sind in Türkheim ähnlich wie in Wiedergelt­ingen.“

MZ.

 ?? Foto: Regine Pätz ?? In Wartestell­ung: Dass Wiedergelt­ingen sowohl Kindergart­enerweiter­ung als auch einen Neubau auf der Agenda hat, ist gesichert. Jetzt hängt alles von der Fördersitu­ation ab. Auch Türkheim wartet noch auf die zugesagten Zuschüsse.
Foto: Regine Pätz In Wartestell­ung: Dass Wiedergelt­ingen sowohl Kindergart­enerweiter­ung als auch einen Neubau auf der Agenda hat, ist gesichert. Jetzt hängt alles von der Fördersitu­ation ab. Auch Türkheim wartet noch auf die zugesagten Zuschüsse.

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