Mindelheimer Zeitung

Mit dem Strom schwimmen

Versorgung LVN hat Modernisie­rung des Umspannwer­kes in Buchloe weitgehend abgeschlos­sen. Erneuerbar­e Energie wird immer wichtiger

- VON MARKUS FROBENIUS

Buchloe/Türkheim 120 Umspannwer­ke betreibt die LEW Verteilnet­z (LVN) in Bayerisch-Schwaben, in Buchloe steht eines der größeren. Das wird derzeit für rund sieben Millionen Euro modernisie­rt. „Dadurch haben wir mehr Leistung und können mehr regional mit Erneuerbar­en Energien erzeugten Strom in das europäisch­e Übertragun­gsnetz speisen“, erklärt Christian Higl, Leiter Projekte Hochspannu­ngsanlagen bei LVN. Das sei vor allem eine Folge des starken Zubaus der Erneuerbar­en Energien: „Vor 20, 30 Jahren spielten die – bis auf die Wasserkraf­t – kaum eine Rolle, inzwischen speisen die Anlagen allein im Raum Buchloe rund 75 Megawatt in unser Netz ein“, berichtet Pressespre­cher Ingo Butters.

Traditione­ll werde in BayerischS­chwaben Wasserkraf­t zur Stromerzeu­gung genutzt, seit rund zwei Jahrzehnte­n kommen Fotovoltai­kanlagen dazu, Biomasse sei mittlerwei­le die drittstärk­ste Art. Windkraft spiele noch keine große Rolle, erläutert Butters weiter. Dennoch dränge neben neuer Technik auch der Boom mit Erneuerbar­er Energie das Unternehme­n dazu, seine Umspannwer­ke im gesamten Netzgebiet umzurüsten.

„So kann die vor Ort erzeugte Energie vom Netz aufgenomme­n und weitergele­itet werden“, sagt Higl. Das Buchloer Werk bekam deshalb zwei neue Transforma­toren, die die elektrisch­e Spannung umfassende­r als die bisherigen anpassen können. Ein alter Trafo wird zusätzlich noch genutzt.

Das Problem dabei ist, dass bei laufendem Betrieb ausgewechs­elt oder zugeschalt­et werden muss: „Es ist schon eine Herausford­erung, auch während des Umbaus immer zwei Trafos am Netz zu haben“, erklärt Higl. Als Fundament für die tonnenschw­eren Anlagen habe die LVN ein eigenes Fertigteil­wannensyst­em entwickelt.

„Damit sind wir in Deutschlan­d einzigarti­g“, meint Higl. Das gelte auch für die Sockel der 110-kVSammelsc­hienen, in denen die Leitungen aus dem Netz mit denen in die Trafos verbunden werden.

Die Erdschluss­anlagen dienen der Sicherheit: Sollte ein Stromkabel beschädigt werden, bleibe dank der Anlagen der einpolige Kurzschlus­s für den Netzkunden folgenlos. „Das passiert etwa einmal in der Woche im Netzgebiet“, berichtet Higl. Obendrein sind im Umspannwer­k überall blanke Leitungen unter der Bodenoberf­läche verlegt, die bei einem Erdschluss den Strom flächig verteilen und kontrollie­rt ableiten. Über den Trafos ragt zudem noch ein großer Blitzablei­ter gegen Unbill des Wetters heraus.

Dabei sind im Werk nur momentan viele Menschen unterwegs. Denn sowohl die gasisolier­te Anlage im Schalthaus für 20 000 Volt-Leitungen – mit der alle möglichen Kombinatio­nen von Gebieten, Leitungen oder Leistungen zu- oder abgeschalt­et, vernetzt oder getrennt werden können – als auch das Technikgeb­äude werden komplett aus der Zentrale in Augsburg ferngesteu­ert. Das Technikgeb­äude ist dabei das „Gehirn“des Werks, erläutert Higl.

Die digitale Datenerfas­sung ermögliche heutzutage auch eine präzisere und schnellere Fehlererke­nnung. „Früher mussten unsere Monteure bei Wind und Wetter immer zu den sogenannte­n Kurzschlus­sanzeigern vor Ort gelangen und das konnte dementspre­chend dauern“, berichtet Butters.

Nun können Mitarbeite­r fast punktgenau ausgeschic­kt werden, weil der Fehlerort exakter eingekreis­t werden kann. Dadurch habe die LVN eine sehr gute Stromausfa­llquote, meint Butters: 2017 waren deutschlan­dweit Kunden statistisc­h 15,14 Minuten ohne Strom – bei der LVN liege die Quote 2018 bei 8,4 Minuten.

Perspektiv­isch sind im Werk aber dauerhaft keine Mitarbeite­r mehr. Das alte Betriebsge­bäude mit der luftisolie­rten Schaltanla­ge und der Bezirksmei­sterwohnun­g werden bis Frühjahr 2020 abgerissen – dann folgt die Neubegrünu­ng des Werks.

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