Mit dem Strom schwimmen
Versorgung LVN hat Modernisierung des Umspannwerkes in Buchloe weitgehend abgeschlossen. Erneuerbare Energie wird immer wichtiger
Buchloe/Türkheim 120 Umspannwerke betreibt die LEW Verteilnetz (LVN) in Bayerisch-Schwaben, in Buchloe steht eines der größeren. Das wird derzeit für rund sieben Millionen Euro modernisiert. „Dadurch haben wir mehr Leistung und können mehr regional mit Erneuerbaren Energien erzeugten Strom in das europäische Übertragungsnetz speisen“, erklärt Christian Higl, Leiter Projekte Hochspannungsanlagen bei LVN. Das sei vor allem eine Folge des starken Zubaus der Erneuerbaren Energien: „Vor 20, 30 Jahren spielten die – bis auf die Wasserkraft – kaum eine Rolle, inzwischen speisen die Anlagen allein im Raum Buchloe rund 75 Megawatt in unser Netz ein“, berichtet Pressesprecher Ingo Butters.
Traditionell werde in BayerischSchwaben Wasserkraft zur Stromerzeugung genutzt, seit rund zwei Jahrzehnten kommen Fotovoltaikanlagen dazu, Biomasse sei mittlerweile die drittstärkste Art. Windkraft spiele noch keine große Rolle, erläutert Butters weiter. Dennoch dränge neben neuer Technik auch der Boom mit Erneuerbarer Energie das Unternehmen dazu, seine Umspannwerke im gesamten Netzgebiet umzurüsten.
„So kann die vor Ort erzeugte Energie vom Netz aufgenommen und weitergeleitet werden“, sagt Higl. Das Buchloer Werk bekam deshalb zwei neue Transformatoren, die die elektrische Spannung umfassender als die bisherigen anpassen können. Ein alter Trafo wird zusätzlich noch genutzt.
Das Problem dabei ist, dass bei laufendem Betrieb ausgewechselt oder zugeschaltet werden muss: „Es ist schon eine Herausforderung, auch während des Umbaus immer zwei Trafos am Netz zu haben“, erklärt Higl. Als Fundament für die tonnenschweren Anlagen habe die LVN ein eigenes Fertigteilwannensystem entwickelt.
„Damit sind wir in Deutschland einzigartig“, meint Higl. Das gelte auch für die Sockel der 110-kVSammelschienen, in denen die Leitungen aus dem Netz mit denen in die Trafos verbunden werden.
Die Erdschlussanlagen dienen der Sicherheit: Sollte ein Stromkabel beschädigt werden, bleibe dank der Anlagen der einpolige Kurzschluss für den Netzkunden folgenlos. „Das passiert etwa einmal in der Woche im Netzgebiet“, berichtet Higl. Obendrein sind im Umspannwerk überall blanke Leitungen unter der Bodenoberfläche verlegt, die bei einem Erdschluss den Strom flächig verteilen und kontrolliert ableiten. Über den Trafos ragt zudem noch ein großer Blitzableiter gegen Unbill des Wetters heraus.
Dabei sind im Werk nur momentan viele Menschen unterwegs. Denn sowohl die gasisolierte Anlage im Schalthaus für 20 000 Volt-Leitungen – mit der alle möglichen Kombinationen von Gebieten, Leitungen oder Leistungen zu- oder abgeschaltet, vernetzt oder getrennt werden können – als auch das Technikgebäude werden komplett aus der Zentrale in Augsburg ferngesteuert. Das Technikgebäude ist dabei das „Gehirn“des Werks, erläutert Higl.
Die digitale Datenerfassung ermögliche heutzutage auch eine präzisere und schnellere Fehlererkennung. „Früher mussten unsere Monteure bei Wind und Wetter immer zu den sogenannten Kurzschlussanzeigern vor Ort gelangen und das konnte dementsprechend dauern“, berichtet Butters.
Nun können Mitarbeiter fast punktgenau ausgeschickt werden, weil der Fehlerort exakter eingekreist werden kann. Dadurch habe die LVN eine sehr gute Stromausfallquote, meint Butters: 2017 waren deutschlandweit Kunden statistisch 15,14 Minuten ohne Strom – bei der LVN liege die Quote 2018 bei 8,4 Minuten.
Perspektivisch sind im Werk aber dauerhaft keine Mitarbeiter mehr. Das alte Betriebsgebäude mit der luftisolierten Schaltanlage und der Bezirksmeisterwohnung werden bis Frühjahr 2020 abgerissen – dann folgt die Neubegrünung des Werks.