Malle ist gefährlich – auch für den Mann
Männer gelten gemeinhin als stark, fast schon als unverwundbar. Kein Schmerz kann groß genug sein, sie in die Knie zu zwingen. Unermüdlich und selbstlos opfern sie sich für ihre Familie auf, bezwingen den Säbelzahntiger mit einem präzisen Stich des selbst geschärften Speers. Sie jagen durch die Steppe auf der Suche nach Nahrung, schlafen nächtelang einsam, aber trotzdem stark unter dem dunklen Firmament. Und sind die Qualen noch so hart, ein echter Mann gibt nicht auf. Qualen erleben Männer auch auf des Deutschen liebster Insel. Auf Mallorca versammeln sie sich, wie sie es Hunderttausende Jahre geübt haben, in Gruppen. Neumodische Zeiterscheinungen wie Oberbekleidung, Anstand, Vernunft oder gar eine Sonnencreme? Unsinn, das braucht ein starker Mann nicht. Nein, ein Mann hält durch, auch wenn die UV-Strahlen sich durch jede Pore des Körpers zwängen und der Schweiß unter der Sonnenbrille – das einzige Accessoire, das so ein starker Mann braucht – auf die Wangen, das Kinn und schließlich auf den oberfreien Körper trieft. Das kühle Bier und die Currywurst mit Pommes machen auch die größten Qualen erträglich.
Nachdem die Hitzehölle am Strand überstanden ist, treffen sie sich alle im Bierkönig, der 365 Tage im Jahr geöffnet ist. Wieder ist Mann hier unter echten Männern. Und es ist nicht nur diese geballte Männlichkeit, die sie an diesem Abend verbindet. Wohin man blickt, sieht man sie: die roten Flecken, wo die Fetzen von der Haut hängen. Doch das spielt keine Rolle, denn einen echten Mann, den interessiert das nicht. Verbrennungen gehören zum Leben eines Mannes dazu. Wir erinnern uns: Schmerzen nicht. Ein paar Stunden später bringt ein Billigflieger die Horde an männlichen Männern zurück. Zum Glück hat Mann auf die Sonnencreme verzichtet – und ist jetzt gestählt für jede Hitzewelle, die da noch kommen mag.